Kunsthallendirektor Gustav Friedrich Hartlaub war nicht glücklich mit den Modifikationen, die seiner epochalen Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ nach dem Start in Mannheim auf Tournee widerfuhren. Deshalb war nach Ausstellungen in Dresden, Chemnitz und Erfurt im April 1926 auch Endstation in der kunstvermittelnden Institution einer Stadt in Sachsen-Anhalt, die künstlerisch für das Bauhaus steht. Wir suchen den fünften Buchstaben im Namen dieser Institution (ohne das eigentlich vorangestellte Attribut „Anhaltischer“).
Die gesuchte Vereinigung kunstinteressierter Bürgerinnen und Bürger zeigte die Mannheimer Schau ab 2. April 1926 drei Wochen lang. Die Kunsthalle teilte auf Anfrage mit, dass nur in Dresden und Chemnitz wirklich die „Mannheimer“ Ausstellung zu sehen gewesen sei: „Da stand noch dabei: Wander-Ausstellung der Städtischen Kunsthalle zu Mannheim. Anschließend ging die Ausstellung – nun nicht mehr unter Mannheimer Regie, da zum Beispiel wichtige Werke von Dix und Beckmann nicht mehr weiter reisen konnten – noch nach Erfurt“ – und in die Stadt, die Teil der Lösung des Rätsels ist. Die Bilder aus Mannheimer Besitz seien nur noch in Erfurt zu sehen gewesen.
Hartlaub schrieb an die dortige Kunsthalle, „dass die Regie der Ausstellung ,Neue Sachlichkeit’ nicht mehr in den Händen der Städtischen Kunsthalle liegt, weil das Material, wie wir es zusammengestellt hatten, langst nicht mehr in der Ausstellung zu finden ist.“ Jeder Aussteller müsse daher „mit eigener Verantwortung und mit eigenem Material“ arbeiten.
Am gefragten Ort selbst haben die Bomben des Zweiten Weltkriegs kein Archivmaterial zur Ausstellung übriggelassen, erklärt Hans-Joachim Rohowski, der langjährige Geschäftsführer der gesuchten Institution, die 1856 gegründet wurde und die Gebäude der Anhaltischen Kunsthalle bespielt: „Es ist fast alles verbrannt.“ Deshalb könne er zur Resonanz der Neuen Sachlichkeit nichts sagen. Stark zu vermuten sei, dass Landeskurator Ludwig Grote die letzte Schau verantwortet hat – er ist auch in einem Briefwechsel Hartlaubs erwähnt. Nach 1945 sei die Vereinstätigkeit eingestellt worden, das habe in der DDR der Kulturbund übernommen. Sein Verein sei 1995 neu gegründet worden: „Wir haben also die schöne Maßgabe, dass wir 2025 30. Jubiläum feiern und ein Jahr später 170 Jahre“, so Rohowski.
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