Auszeichnung

Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg: Regisseurin Lynne Ramsay erhält „Grand IFFMH Award“

Beim 73. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg wird die schottische Regisseurin und Drehbuchautorin Lynne Ramsay geehrt

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Die in Mannheim ausgezeichnete Filmemacherin Lynne Ramsay mit Festivalleiter Sascha Keilholz. © Sönke Dannemann

Die schottische Regisseurin und Drehbuchautorin Lynne Ramsay wird beim 73. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg mit dem „Grand IFFMH Award“ ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung im Mannheimer Stadthaus würdigen Festivalleiter Sascha Keilholz und Wegbegleiter Ramsay als eine der weltweit bedeutendsten Filmemacherinnen.

Ein Kerzenleuchter in Gestalt eines goldenen Kraken wird bei der Preisverleihung des „Grand IFFMH Award“ an Regisseurin Lynne Ramsay zur Metapher. Editor Joe Bini, der zwei Filme der Schottin geschnitten hat, präsentiert das achtarmige Objekt in einer Videobotschaft, die das 73. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg auf der Leinwand im Mannheimer Stadthaus N1 zeigt. Es sei schwer, Filme zu machen, meint Bini, besonders, wenn man so kompromisslos sei wie Lynne Ramsay. Oft sähen Filmprojekte am Anfang golden aus - aber am Ende stelle sich heraus, dass sie Tentakel haben, die einen greifen und zum Schlund reißen wollen. „Lass nicht zu, dass dir das passiert“, wendet er sich an die Preisträgerin. „Bleib tapfer und behalte den Glauben an die Magie des Kinos. Denn du bist eine großartige Filmemacherin, und davon haben wir nicht viele in der Welt.“

Mit der mit 10 000 Euro dotierten Auszeichnung sollen Künstlerinnen und Künstler gewürdigt werden, „die das tun, was wir in einer unserer Hauptsektionen ,Pushing the Boundaries’ nennen“, erläutert Festivalleiter Sascha Keilholz - die also Grenzen verschieben, Grenzen überwinden.

Sascha Keilholz: „Konzentriertes, unverwechselbares Oeuvre“

Ramsay sei gerade in der Postproduktion ihres fünften Spielfilms. Mit den vier vorangegangen Filmen habe sie ein „unglaubliches, konzentriertes, unverwechselbares Oeuvre“ geschaffen, so Keilholz. „Sie ist damit eine der wichtigsten Stimmen der Gegenwart geworden.“ Auch Des Hamilton, der als Casting Director mit ihr zusammen gearbeitet hat, würdigt die Regisseurin und Drehbuchautorin als eine der führenden Filmemacherinnen, die es heute in der Welt gebe.

„Es ist wirklich eine Ehre, hier zu sein“, betont Ramsay ihrerseits, als sie den Preis entgegennimmt. „Ich habe nicht so viele Filme gedreht - ich hoffe, ich mache mehr“, sagt sie und bekennt, dass es wirklich schwer sei, einen neuen Film zu beginnen. „Aber das ermutigt mich, mich nicht beirren zu lassen“, bedankt sie sich für die Auszeichnung, nach deren Verleihung „A Beautiful Day“ vorgeführt wird, einer von drei Ramsay-Filmen, die das Festival anlässlich der Ehrung ins Programm genommen hat. Joaquin Phoenix spielt darin einen an Körper und Seele gezeichneten Kriegsveteranen und Söldner, der gegen einen Mädchenhändlerring zu Felde zieht.

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Der Film weist viele charakteristische Merkmale von Ramsays Arbeiten auf: Herausragende Schauspieler, einen fabelhaften Soundtrack sowie eine exzellent gefilmte und geschnittene Bildsprache, die hier geradezu kontemplativ wirkt - bei aller Drastik des Geschehens. Man hat das Gefühl, in den still schwelenden Schmerz und die psychische Zerrissenheit des Protagonisten hineingezogen zu werden. Und auch hier findet sich das wiederkehrende Wasser-Motiv, diesmal wird es gleichsam zur Wegscheide zwischen Tod und Wiedergeburt. Und am Ende glimmt sogar ein Hoffnungsschimmer auf.

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