Mannheim. Der Begriff „Jazz“ weckt bei manchen Musikliebhabern häufig Assoziationen mit Konzerten, die bevorzugt in dunklen Kellerräumen stattfinden. Wer einen Auftritt von Molass besucht, stellt jedoch rasch fest: Wenn das Quartett vors Publikum tritt, funktioniert die Musik auch ohne düstere Gemäuer. Bei ihrem Gig auf der Sommerbühne der Alten Feuerwache am Montagabend hat die Combo aus Köln für frischen Sound und Chill-Out-Atmosphäre gesorgt. Dank angenehm Temperaturen kann die Festivalreihe endlich wieder draußen statt in der Halle stattfinden. Rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauer feierten mit der Band daher eine ausgelassene Sommerparty unter freiem Himmel.
Vielseitige musikalische Einflüsse
Sphärische Klänge, die aus einer anderen Galaxie stammen können, erschallen, als die Gruppe die Bühne betritt und mit dem mitreißenden Soulpop-Song „Heaviness and Hopes“ die Show eröffnet. Marissa Möller, Sängerin und Songwriterin, die davor als Schauspielerin tätigt war, gründete die Band vor rund sechs Jahren mit dem Keyboarder Jan Lammert.
Inzwischen komplettieren Julian Schwiebert am Bass und Drummer Lambert Windges die Gruppe. Zwei Alben haben sie in dieser Zeit veröffentlicht und auch schon so manche Auszeichnungen eingeheimst. So gewannen sie 2019 die Jazz Band Challenge Viersen und wurden etwa zwei Jahre später Zweite beim größten Jazz-Nachwuchspreis Deutschlands, den Future Sounds bei den Leverkusener Jazztagen.
Die Lieder lassen sich schwer in eine Kategorie packen: So zaubert das Ensemble eine Melange, die Elemente von Neo Soul, jazzige und bluesige Einflüsse, aber auch eine gute Dosis Pop und einen Schuss Electro-Sounds zu einem einmaligen Klanggerüst vereint. Die Songs wirken mal eher traditionell, dann wieder innovativ und spritzig.
Dabei umgibt die Musiker und deren Frontfrau eine coole Aura, die authentisch und kreativ zugleich ist. Die musikalischen Vier sind keine Freunde vieler Worte. „Wir rauschen hier so durch“, sagt Möller, beinahe entschuldigend. Doch wenn sie mit charmantem Lächeln verkündet, wie glücklich die Gruppe sei, bei der Sommerbühne aufzutreten und hinzufügt: „Wir freuen uns, dass ihr hier seid“, kann ihr sicher keiner böse sein.
Von bittersüßer Nostalgie zu poppiger Tanzmusik
Möller erscheint dank ihrer zierlichen Statur auf den ersten Blick fast zart, vor allem wenn sie sich mit fast schüchternem Lächeln für den Applaus bedankt - und doch verfügt sie über ein voluminöses Stimmorgan, das unheimlich kraftvolle Dimensionen zutage bringt und auch bei hohen Tönen nicht schrill wirkt.
Ihre Stimme, die locker mehrere Oktaven umfasst, klingt mal butterweich und sanft wie Samt um danach kehlige Töne voller Tiefe zu produzieren. Die wunderschöne Ballade „Flag“ unterstreicht die facettenreiche Farbe von Möllers Stimme und strahlt dabei bittersüße Nostalgie und Wehmut aus. Auch das ruhige „Plumape Cake“ und die Midtempo-Nummer „A Heavenly Ladder“ verbreiten chilliges Flair.
Das groovige „The Art of No“ dagegen besticht durch R’n’B-Sounds, die Lust aufs Tanzen machen. Nach einem groovigen Interlude reißt „Maracuja Kiss“ als poppige Nummer mit und verbreitet sonnige Stimmung. Für den Song „Toto“ hat sich Möller von der gleichnamigen Kultband inspirieren lassen, verrät sie. Darin gehe es ums Scheitern. „Und wie man mit Komplexen umgeht“, sagt sie bevor sie die leicht schwermütige Ballade präsentiert. Mit dem fetzigen „Orange“ verabschiedet sich die talentierte Combo unter wohlverdientem Beifal
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