Ausstellung

Lebendiges in Schwarz und Weiß

Die Freie Kunstakademie Mannheim zeigt wieder Kunstwerke ihrer Studierenden - von witzig bis ergreifend ist alles dabei. Zu sehen ist die Schau bis Sonntag, 10. Juli.

Von 
Susanne Kaeppele
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Eine Arbeit der Künstlerin Anika Hampel. © Juliane Huber

Wer weiß, wie lange wir noch die Treppen im Frontflügel des Herschelbades hochsteigen, um die künstlerischen Arbeiten von allen Semestern der Freien Kunstakademie Mannheim (FKAM) zu sehen – denn die Kunstakademie muss, wie auch die Druckwerkstätten in der Alten Feuerwache, im nächsten Jahr ihre Räume verlassen und nach Franklin umziehen. Aber noch sind sie noch da und bespielen immer wieder interessant auch das Treppenhaus, dieses Jahr vom ersten und dritten Semester genutzt mit teilweise verblüffend guten Werken. Etwa von Evamaria Mangold, die eine witzige Kombination aus bunten Geschirrtüchern, Kunstrasenstücken und einer braunen runden Form vorlegt, die an einen Tischtennisschläger erinnert, aber nicht eindeutig ist und damit unser Gehirn antriggert. Sehr ernsthaft hingegen agiert Sophie Müller die ein großes gestricktes Bild in Schwarz mit dem Titel, aber auch dem veritablen Wort „Respekt“ zeigt, das sich auflöst, wie es ja auch gerade in der Gesellschaft zu beobachten ist.

Die Abschlussarbeit von Fatma Biber-Born beschäftigt sich malerisch mit dem Schicksal der zurückgelassenen Kinder, deren Eltern als sogenannten Gastarbeiter ab den 1960er Jahren nach Deutschland zogen. Ganz erstaunlich: Anna Siebert, die einen Teppich aus Packpapier vorlegt und später noch völlig absurde, gar dadaistische Kombinationen aus verschiedenen Holzteilen, vom Besen über Holzgitter zu Schlitten und – völlig abstrus – einem Lüster aus Holz.

Spiel zwischen Gut und Böse

Im zweiten Stock dann der Raum mit der Abschlussarbeit von Bella Pollmann, die mit analoger Fotografie in Mittelformat ihre Kommilitoninnen und Dozenten festhielt, aber vorbereitet mit Polaroids. Entstanden sind zum Teil wegen der eingenommenen Posen sehr witzige, aber auch ergreifende Aufnahmen. Auch Absolventin Hannelore Plattner hat sich viel Arbeit gemacht mit ihrem großen Schachspiel: Inszeniert als Spiel zwischen Gut und Böse in der Pandemie – graue Querdenker versus besorgte Bürger in Weiß mit freundlichen Farbklecksen in Form von Mützen.

Ganz anders hingegen die junge Jessica Grellmann, die in ihrer Abschlussarbeit die eigenen Dämonen thematisiert mit schwarzer Schrift auf weißer Wand und in hängenden Beuteln alles Negative abfließen lässt ... Überhaupt ist die psychische Verfassung der jungen Künstlerinnen oft Thema: So auch bei Absolventin Anika Hampel, die das Unheil in ihrem Kopf mit Bildern und Schrift erklärt, illusionistisch verzogene Schrift trifft auf sehr gut gemalte Körperteile.

Zum Schluss noch die ausgezeichnete Arbeit einer weiteren Absolventin, Cordula Hilgert, die ihren Stil sehr gut und präzise geändert hat: „Zeit – Raum – Datenspuren“ ist das Werk betitelt und beschäftigt sich konzeptuell und partizipativ mit einer Strecke im analogen wie digitalen Raum. Sehr spannend!

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