Wenn ein Mannheimer Popstar mit Titeln wie „Highland“ oder „Prophet“ Messias-Muster bedient, ist seit Xavier Naidoo Vorsicht geboten. Aber Pascale Valentin Denefleh, sehr viel besser bekannt unter seinem Hip-Hop-Pseudonym Greeen, ist mit einem ganz anders gestrickten Sendungsbewusstsein und deutlich entspannter unterwegs als der einst so erfolgreiche Verschwörungsmystiker. Der Reggae-Rapper inszeniert sich in „Prophet“ dagegen eher als leicht verpeilter süßer Weltenretter, der gegen Krieg, Konsumterror und weiterhin vehement gegen das Verbot von Cannabis eintritt.
Nur wenn er sein Legalisierungsanliegen wie im wuchtigen „Oh Fuck“ sehr kämpferisch vertritt, klingt Greeen verschwörerisch: „Kapitalisten, viele Industriefeige / Sahen die Gefahr und die Pflanze wurd zur Zielscheibe / Hanf ist zu vielseitig, fühlten sich bedroht.“ Diese Breitseite gegen das „von Rassisten“ erschaffene Verbotsgesetz konterkariert der bei YouTube, Spotify und Co. millionenfach geklickte 31-Jährige in „High Dude“ mit wesentlich differenzierteren Tönen: „Dieses typische Kifferbild, das Eltern im Kopf haben / Dass Kiffer faul sind und nix mehr im Kopf haben (Ja-ja) / Natürlich gibt es die, bei denen das zutrifft (Aber sicher) / Die hatten aber vorher schon im Schädel wohl null Grips (Dumm).“
Für ein Leben im Hier und Jetzt
Ansonsten liefert Greeen ziemlich genau das Gegenteil von aufpeitschenden Motivationssongs für angehende Hochleistungsträger: „Scheiß’ auf das Geld, scheiß auf den Job / Reis’ um die Welt, befrei’ dich vom Trott / Sei einfach du selbst, die Kleider salopp / Ein Kind voller Neugier“, lautet sein Plädoyer für ein Leben im Hier und Jetzt in „Orchidee“. „Konsum“ zielt in eine ähnliche Richtung: „Alles Schall und Rauch / Schon bald alt und grau / Nicht dein Konto macht dich aus, sondern was strahlst du aus? / Frag dich selbst, was willst du mit den Sachen? / Dein letztes Hemd, das du tragen wirst, hat keine Taschen.“
Zugegeben: Das sind keine ganz neuen Erkenntnisse. Aber diese Hippie-Einstellung wird recht modern mit den Green-typischen relaxt rollenden Reggae-Beats modern transportiert. Dass das Album wie der Vorgänger „Smaragd“ (2019) überwiegend mit Syrix im Wiener Irievibrations Studio produziert wurde, garantiert proto-jamaikanische Authentizität.
Ein anderes Greeensches Dauerthema ist der erotisierte Blick aufs Eisessen, hier als rasante Uptempo-Nummer „Eiszeit“ – vielleicht so etwas wie der Hit des Albums. Überhaupt sind seine etwas anderen Lieder über Liebe wie „Ab & an“ vergleichsweise originell.
Info: Konzert: 20. Februar 2021 im MS Connexion Complex
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