Zeitzeichen

Nach wenigen Minuten ist Schluss - der Nichtauftritt von Rapper Haftbefehl in Mannheim

Der Offenbacher Hip-Hop-Star hält bei seinem Nachholkonzert im Hafen 49 nur ein paar Minuten durch. Immerhin: Das Publikum bekommt sein Geld zurück - und kann Gangsta-Rap-Klischees weiter für bare Münze nehmen

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Rapper Haftbefehl im Sommer 2020 beim carstival auf dem Maimarktgelände. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Für seine Fans ist es extrem ärgerlich: Nachdem ein Konzert des Offenbacher Rappers Haftbefehl im Mannheimer Hafen 49 am 20. Juli nicht zustande gekommen war, sollte es am Sonntag nachgeholt werden. Mit deutlicher Verspätung ist der auch in Feuilletons gefeierte Hip-Hop-Star auch erschienen. Besser gesagt: Er war anwesend, zumindest physisch. Stehvermögen für ein Konzert hatte er offenbar nicht im Gepäck, wie ein Video auf dem Account des Twitter-Nutzers Sadik zu belegen scheint. Nach einem Song wurde die Show abgebrochen.

Immerhin: Das Publikum soll das Eintrittsgeld komplett und zeitnah erstattet bekommen, wie der Veranstalter, die Mannheimer Agentur Cosmopop, am Montag auf Anfrage bestätigt. Man kann ja auch nicht behaupten, dass der Künstler die beim Kartenkauf vereinbarte Leistung erbracht hätte. Wobei: Der Vorgang mag ärgerlich und unprofessionell sein, zumal eine Entschuldigung zumindest von Haftbefehls Management auf sich warten lässt.

Vielleicht sogar ein wenig besorgniserregend, denn Aykut Anhan alias Haftbefehl zählt eigentlich zu den sympathischeren und vor allem den kreativsten Figuren im Straßenrap-Geschäft. Manche Fans des Genres werden den Vorfall, der zum Ausfall führte, aber womöglich feiern. Denn solche Vorfälle erfüllen die handelsüblichen Gangster-Klischees. Und belegen, dass nicht alles heiße Luft ist, was da so gerappt wird. Und gute Vorbilder wollen Haftbefehl, GZUZ und Co. ja ganz explizit nicht sein. Ganz im Gegenteil, wie es der frühere Aggro-Berliner Sido 2007 in einem seiner weniger netten Hits formuliert hat.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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