Popakademiker*innen: - Nina Addin produziert nach ihrem Musikbusiness-Studium „Eule findet den Beat“, ein Projekt für Kinder

Nina Addin über Musik für Kinder: „Das muss besser gehen!“

Von 
Sandra König
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Die drei Künstlerinnen von "Eule findet den Beat“ und ihr Label-Chef Rolf Zuckowski (v.l.): Christina Raack, Nina Addin und Charlotte Simon. © EFDB

Nina Addin macht das, was sie immer tun wollte: gute Musik auf den Weg bringen - für Kinder. Die Absolventin der Mannheimer Popakademie arbeitet für Universal Music in Berlin in der Family-Abteilung und ist immer auf der Suche nach frischen, unverbrauchten Klängen. „Das ist genau mein Ding“, sagt die 34-Jährige. Ihr Herz hat sie indes an einen blau-gelben Flatterling verloren, dem selbst Kindermusik-Papst Rolf Zuckowski nicht widerstehen konnte.

Freitagabend, kurz vor halb neun. Nina Addin ruft zum Interview aus Berlin zurück. Gerade hat sie ihre kleine Tochter ins Bett gebracht. Auch wenn sie musikalische Unterstützung hatte: Es hat ein paar Minuten länger gedauert. „Wir haben noch die Eule gehört“, sagt sie entschuldigend und ist damit ganz selbstverständlich beim Thema angekommen. Seit 2013 ist das liebevoll gezeichnete und aufwendig produzierte Kinderhörspiel „Eule findet den Beat“ fester Bestandteil ihres Lebens. Ursprünglich als Masterarbeit im Fach Musikbusiness gedacht, ist aus der farbenfrohen Idee längst ein Dauerbrenner geworden. Drei Teile gibt es inzwischen von „Eule findet den Beat“, und wenn es nach Nina Addin, Grafikerin Charlotte Simon und Texterin Christina Raack geht, sollen noch viele weitere folgen. Denn wie so oft im Leben, ist es ein Missstand, der das kreative Getriebe der drei Eule-Erfinderinnen antreibt: „einfach gute, hochwertige Kindermusik zu machen“.

2008 bis 2011 in Mannheim

  • Zur Person: Nina Addin, geboren 1986 in Hannover , machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Kauffrau für audiovisuelle Medien beim Musiklabel Four Music in Berlin, bevor sie von 2008 bis Ende 2011 an der Mannheimer Popakademie Musikbusiness, Schwerpunkt Marketing, studierte.
  • Zur Karriere: Danach kehrte sie als Labelmanagerin zu Four Music zurück. Für ihre Masterarbeit wechselte sie zu Universal Music, wo sie seit Sommer 2019 in der Family-Abteilung als Senior-Produktmanager und A&R für Kindermusik zuständig ist. Sie betreut alle Disney-Soundtracks und einige nationale Künstler betreut.
  • Zum Projekt: Aus der Idee zu ihrer Master-Arbeit entstand 2013 das Kindermusik-Hörspiel „Eule findet den Beat“ Grafikerin Charlotte Simon und Texterin Christina Raack. Zuletzt erschien das dritte Album „Eule findet den Beat – Mit Gefühl“ .
  • Zur Serie: Die Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim besteht seit 2003. Mit unserer Serie Popakademikerinnen stellen wir in loser Folge herausragende Absolventen und Studierende vor.

Ein Praktikum im Rahmen ihres Popakademie-Studiums führte Nina Addin Anfang 2011 in die ZDF-Kindermusikredaktion. „Und ich war regelrecht entsetzt“, blickt die 34-Jährige zurück, „wie lieblos und oberflächlich mit Kindermusik umgegangen wurde." Einfachste Rhythmik, banale Texte, Baukastenprinzip für schnelle Ergebnisse. Das Fazit der Tochter eines Flamenco-Musikers und einer Kindergartenleiterin: „Das muss besser gehen!“ Gemeinsam mit Charlotte Simon denkt sie sich die Eule aus, die auf ihren Reisen durch die Musikwelt ganz unterschiedliche Genres erkundet, und macht sich auf die Suche nach Komponisten und Musikern, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. „Es war gar nicht schwierig, Kollegen zu finden, die mitmachen wollten“, sagt Nina Addin; auch Johann Seifert gehörte dazu: Wie sie studierte er zu diesem Zeitpunkt in Mannheim und stieg als Produzent in das Projekt ein. Auch heute ist er noch an Bord.

Allein: Der Plan, die Eule als Masterarbeit für die Popakademie umzusetzen, schlägt erst einmal fehl. „Wie das so ist, es hat einfach alles viel zu lange gedauert“, erklärt Nina Addin. Doch auch dies sollte sich im Rückblick als Glücksfall entpuppen.

Nina Addin wechselt für ihren Abschluss nach Berlin zu Universal Music in die Kindermusik-Abteilung - und findet sich auf einmal mit Rolf Zuckowski im Fahrstuhl wieder. „Er hat mich angesprochen, ob ich auf dem Weg in die Kantine sei, das Essen solle da ja ganz gut sein“, erinnert sich die 34-Jährige lachend. Nach etwas Small Talk nutzt sie die Gunst der Stunde und erzählt ihm von ihrem Projekt. Als sie einige Monate später auf der Suche nach einem Label für „Eule findet den Beat“ ist, schreibt sie Zuckowski eine E-Mail und hängt drei Songs an. Er erinnert sich an sie, ist begeistert, heute kreativer Berater der Produktion, die auf seinem Label „noch mal!!!“ erscheint, bislang rund 250 000 Mal als Tonträger verkauft und 1700 Mal als Theaterstück an Grundschulen aufgeführt wurde. „Er ist ein guter Typ, den man jederzeit fragen kann, der sich aber nicht aufdrängt mit seinen Ideen“, so die Musikmanagerin.

Die Eule, sagt Nina Addin, könne man als ihr Herzensprojekt bezeichnen. Nach wie vor koordiniert sie die Produktion („Dafür geht ein Großteil meines Urlaubs drauf“), arbeitet als Texterin an den Songs mit, sucht junge, unverbrauchte Künstler, die mit Elan und eigenen Ideen einsteigen, frisch und unverbraucht. „Das ist gar nicht so einfach, weil viele erst dann anfangen, Musik für Kinder zu machen, wenn sie selbst Eltern geworden sind“, sagt Nina Addin, die dabei nach wie vor auf ihr Netzwerk aus der Popakademie-Zeit zurückgreifen kann, und spricht aus Erfahrung. Ihre dreijährige Tochter ist längst Testhörerin für neue Eule-Songs geworden. Und wenn es darüber mal mit dem Einschlafen etwas länger dauert - geschenkt. „Hauptsache, wir können den Kindern richtig gute Musik an die Hand geben“, findet Nina Addin. Denn die prägt für das ganze Leben.

Freie Autorin

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