Drei Musiker auf der Bühne der Alten Feuerwache in rotschimmerndes Scheinwerferlicht gehüllt: Bass, Gitarre, Drums. Wirkt wie der obligatorische Soundcheck vor dem fulminanten Einstiegsakkord. Sie scheinen nur ihre Instrumente zu stimmen. Sphärische Elektronik entsteht wie aus dem Nichts. Doch der Auftritt des Melt Trios hat längst begonnen. Unmerklich schwillt das Volumen der E-Gitarre von Peter Meyer und der E-Bass von Bernhard Meyer zu Konzertlautstärke an, Schlagzeuger Moritz Baumgärtner lässt unablässig seine schier unzähligen Snares, Tom-Toms und Becken mal sanft mal resolut anklingen. Jazz, Rock, Elektronik: Im Saal baut sich ein eigenständiger Sound auf, der zwar synthetisch wirkt, aber aus granularen organischen Elementen zusammengesetzt ist.
Ein einziger Klangkörper
Enjoy-Jazz-Leiter Rainer Kern hat den Auftritt des Trios gleich als „Internationale Klasse“ eingeordnet, obschon es „nur“ als das offizielle Antrittskonzert von Bernhard Meyer firmiert, der seit März 2020 als Professor für E-Bass an der Musikhochschule Mannheim lehrt. Die 90 Minuten, die der Bassist mit seinem Bruder Peter und Moritz Baumgärtner gestaltet, sind intensiv. Das Melt Trio erzeugt einen Sog, der spielerisch aus einem blinden Verständnis entspringt und ein strategisch aufgebautes, strukturelles Verständnis für wirkungsvolle Performance beweist.
Kopf, Bauch, Beine: Wie perfekt zusammengesetzte Teile eines menschlichen Körpers erscheint das orchestrierte Szenario der Formation. Den illustrierenden synthetischen Hintergrundsound, der an die innovativen Klanggebilde von „Kraftwerk“ aus den 1970er Jahren erinnert, bedient Peter Meyer an einem Mini-Synthesizer. Gleichzeitig entspringen seiner Gitarre die rational entwickelten melodischen Leitlinien.
Alle Sinne angesprochen
Bernhard Meyer, der grundierende „Bauch“ der Band, unterfüttert das Ganze mit ständig wechselnden Elementen: oft verspielten Läufen, dann wieder wie ein klassischer „Basso continuo“ oder mit eingestreuten, durchdringenden Rock-Staccati. Dazu die quirligen feinfühligen „Gliedmaßen“ des Schlagzeugers, die wie in einem Kaleidoskop unzählige rhythmische Möglichkeiten entfachen: Gongs und sogar ein Megafon sind zusätzlich bereichernde Features.
Magnetisch angezogen von den überraschenden Konzertfacetten reagiert das Publikum am Ende fast euphorisch. Die zwischen satt und filigran changierenden Klangfarben haben alle Sinne angesprochen.
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