Paul Gerlinger ist das klassische Beispiel, was die Corona-Krise bei einer aufstrebenden Musikerkarriere anrichtet: „Ich habe seit Beginn der Pandemie vielleicht eine Hand voll Konzerte spielen können“, erzählt der 25-jährige Sänger und Songwriter, der vor dem Start seiner Solokarriere mit dem Mannheimer Duo Flourishless für Furore sorgte. „Normalerweise wären es wohl 50 Auftritte pro Jahr. So war es 2019.“
Doch hatte er damals nicht die hervorragende Digital-EP (Extended Play) „Gut allein“ (2021) veröffentlicht. Die Mischung aus Single und LP hätte mit dem Rückenwind von mehr Festivals und mindestens einer geplanten Tournee vermutlich größere Resonanz gehabt. Aber der junge Mann mit der sonoren Stimme will nicht klagen: Als Niederlassungsleiter von Paul Schockemöhle Logistics in Mannheim hat er zumindest keine Existenzsorgen. Trotzdem ist er ein idealer Teilnehmer für KulturGut 2, dem Streaming-Festival dieser Redaktion im Schatzkistl, das junge Kreative vor allem durch Sichtbarkeit unterstützen möchte. Bei den Spenden für die Mitwirkenden klammert er sich aber aus.
Spendenkonto für Streaming-Event „KulturGut 2“
- Die Sängerin und Songwriterin Adina Mitschele wurde 1998 in Regensburg geboren. Sie wuchs ab 2001 in Karlsruhe auf, studierte zunächst in Freiburg und seit 2018 in Heidelberg Jura und Philosophie.
- Seit 2021 nimmt sie am Bandpool-Programm der Mannheimer Popakademie teil. Außerdem arbeitet sie im Studio an eigenen Songs.
- Wie im Vorjahr möchte diese Redaktion Kreative aus Mannheim und der Region in der Corona-Krise unterstützen. Mit der zweiten Auflage des KulturGut-Festivals rückt die jüngere Generation in den Fokus, deren Karriere durch die Pandemie ausgebremst wurde.
- Bisher stehen neben ADINA als Teilnehmende Alex Mayr, Listentojules, Paul Gerlinger und im Jazz-Bereich Gabriele Maurer (Gesang, Saxofon), Sängerin Jil Pappert, Bassistin Shana Moehrke sowie Pianist Philipp Weyand fest.
- Anfang Februar wird im Mannheimer Musik-Kabarett-Schatzkistl zum zweiten Mal ein Streaming-Festival aufgezeichnet. Die voraussichtlich 15 Teilnehmenden aus den Bereichen Pop, Jazz und Kleinkunst bekommen Pro Kopf (samt ihrer etwaigen Instrumental-Begleitung) eine Garantiegage von 100 Euro.
- Dazu kommen Spenden unserer Leserinnen und Leser, die bei der ersten Auflage alle Erwartungen übertroffen haben. Dadurch konnten im Vorjahr 26 Kreative mit jeweils 515 Euro und einem Mitschnitt für PR-Zwecke unterstützt werden.
- Gespendet werden kann ab sofort wie gewohnt an den Verein KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar mit dem Betreff „KulturGut“.
- Die Bankverbindung: Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE51 6705 0505 0038 9769 82.
- Wenn es die Pandemielage zulässt, werden unter den Spenderinnen und Spendern bis zu fünfmal zwei Plätze im Schatzkistl verlost.
Immerhin konnte er die Pandemie-Auszeit kreativ nutzen. Seine zweite Solo-EP soll im März oder April erscheinen, wieder bei der Berliner Plattenfirma Bube Dame König Artist, wo Gerlinger in bester Gesellschaft von Tristan Brusch oder Fibel ist. Wie beim Vorgänger sind sechs Tracks geplant. „Einen Titel gibt es noch nicht, weil wir noch sortieren, welche Songs tatsächlich auf der EP landen. Je nachdem, was drauf kommt, ergibt sich ja thematisch eine kleine Richtungsänderung.“
Spannend ist, dass wohl erstmals Lieder dabei sein werden, die der Mannheimer nicht komplett allein geschrieben hat: „Ein neuer Song, der wahrscheinlich dabei sein wird, ist mit Daniel Schaub entstanden. Der macht hauptberuflich richtig krassen Deutschpop.“ Der in Berlin ansässige Produzent, Komponist hat unter anderem schon für ein breites Spektrum wie Lotte, Mark Forster Lena, Casper, Fayzen, Michael Patrick Kelly oder seine eigene Band Jack Beauregard gearbeitet. Die volle Deutschpop-Qualifikation machte den eher im Indie-Songwriter-Sektor angesiedelten Gerlinger anfangs skeptisch, er wollte es aber trotzdem mal ausprobieren. Schnell war klar, dass es funktioniert: „Daniel ist studierter Jazz-Gitarrist. Das war der erste Stein im Brett bei mir, dass er nicht nur so ein Computerproduzent ist, sondern wirklich Musik machen möchte – und kann.“ Dann habe man sich zusammengesetzt und zwei, drei Lieder geschrieben.
Vorher Konzert im Ella & Louis
„Das war ganz spannend, weil es auch teilweise in Koproduktion mit meinem Mannheimer Produzenten Michael Herzer ablief. So hatten wir einen etwas moderneren, urbaneren Ansatz – gepaart mit den Streicher-Arrangements und Aufnahmen von Michael war das quasi eine kleine Crossover-Produktion, die sehr schön geworden ist.“ Diese neuen Einflüsse seien entwicklungstechnisch der Unterschied zur ersten EP.
Neues Material wird auch schon beim Gerlinger-Konzert am Donnerstag, 13. Januar, 20 Uhr, im Ella & Louis auf dem Programm stehen. „Da werde ich so ziemlich alles spielen, was ich auf Lager habe“, begleitet von Juliane Herzer Santana (Cello, Gesang) und Max Grund (E-Gitarre). Natürlich auch seine kleinen Spotify-Hits wie „Bandstillstand“ der ersten EP. Welche Songs er Anfang Februar bei der Aufzeichnung für das Kultur-Gut-Festival auswählt, ist dagegen noch nicht klar.
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