Musicals kommen im Kino gut an. Auch bei „Wicked“ stehen die Zeichen auf Erfolg. Das auf Gregory Maguires Erfolgsroman basierende Stück läuft seit Oktober 2003 ohne Unterbrechung am Broadway, hierzulande feierte es im November 2007 in Stuttgart Premiere. Jon M. Chu („Crazy Rich“) hat jetzt das Prequel des zum Weltkulturerbe der Unesco zählenden Technicolor-Klassikers „The Wizard of Oz“ (1939) in Szene gesetzt. Als Zweiteiler: Das Sequel startet am 25. Dezember in unseren Lichtspielhäusern – und mit einem Budget von 300 Million Dollar.
Popstar Ariana Grande in ihrer ersten Kinorolle
Zwei junge Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Elphaba, gespielt von der Emmy-, Grammy- und Tony-Preisträgerin Cynthia Erivo („Harriet – Der Weg in die Freiheit“) und Glinda, verkörpert von Pop-Superstar Ariana Grande, die hier ihre erste Kinorolle übernommen hat. Ganz unterschiedlich sind die beiden. Erstere: ein Mauerblümchen, das ob ihrer grünen Hautfarbe ausgegrenzt wird und ihre (magischen) Fähigkeiten noch entdecken muss. Letztere: eine blonde Schönheit, privilegiert, ehrgeizig und allseits beliebt. Eine prototypische Märchenkonstellation.
Als Studentinnen treffen sie an der Glizz Academy aufeinander. Elphaba muss sich auf Anweisung der Schulleitung mit Glinda ein Zimmer teilen. Genauer gesagt: sich mit einem Eckchen in deren Suite zufrieden geben. Das ist nur einer der Gründe, warum sich die beiden beständig in den Haaren liegen.
Nach dem Drehbuch der Musical-Autorin Winnie Holman und Dana Fox („Cruella“) aufgerollt, wird in einer langen Rückblende die Story der Konkurrentinnen aufgerollt – die eine avanciert zur guten Hexe des Nordens, die andere zur bösen Hexe des Westens.
Poppig-bunt und verspielt ist das Setting. Altbewährtes Tim-Burton- und Alice-im-Wunderland Terrain. Gattungsbedingt wird (fast) nonstop gesungen – die Musik von Stephen Schwartz geht ins Ohr – und dabei kräftig intrigiert. So weit die (glitzernde) Oberfläche.
Im Subtext geht es um Annäherung und schwierige Freundschaft. Thema sind zudem weibliche Ermächtigung, Emanzipation und Selbstfindung, Rassismus, Ausgrenzung und die Verfolgung unliebsamer Zeitgenossen: hoch qualifizierte, jedoch unbequeme Lehrer, die in diesem Fall Tiere sind und aus dem Unterrichtsbetrieb verbannt werden sollen. Der Film bietet viel Stoff und zig Themen, die jedoch wenig vertieft und oft nur angerissen werden. Die eher dünne Handlung plätschert ohne echte Höhepunkte dahin – abgesehen von der zentralen Tanzszene Elphabas. Für Star-Power sorgen in der keimfreien, braven Mainstream-Unterhaltung Michelle Yeoh („Tiger & Dragon“) als majestätische Rektorin Madame Akaber und Jeff Goldblum („Die Fliege“) als unterbeschäftigter Zauberer von Oz.
Wirklich „wicked“, sprich „böse“, ist – sieht man von den 160 Minuten Laufzeit ab – nichts. Bleibt auf eine Steigerung in der Fortsetzung zu hoffen.
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