Mannheim. „Ihre Registrierung für die virtuelle Artfair Mannheim 2020 war erfolgreich. Diese wird vom 3. bis 4. Juli stattfinden und Sie sind dabei.“ Man liest diese Mitteilung und ist, wie immer, wenn sich Türen zu unbekanntem Terrain öffnen, neugierig und ein bisschen aufgeregt. Wobei viel bereits bekannt ist.
Die Artfair, präsentiert von der Mannheimer Prince House GmbH, ist eine Internet-Messe mit mehr als 70 Künstlern und zehn Galerien, die an 50 Ständen mehr als 800 Werke zeigen. Sie startet mit zwei Live-Event-Tagen, die Besuchern nicht nur ein Rahmenprogramm mit einer Einführung, mit Vorträgen, Filmbeiträgen und Chats, sondern auch die Möglichkeit bieten, mit Künstlern und Galerien in Kontakt zu treten. Im Anschluss bleibt die Artfair für vier Wochen weiter geöffnet.
Wir haben uns schon eine Stunde vor offiziellem Programmbeginn dort eingefunden, um ohne Eile durch den digitalen Kunst-Raum zu flanieren. Navigation und Funktionen sind übersichtlich und schnell erfasst – vom Foyer führen zwei Eingänge zu den vier Messehallen und ein Aufgang zum Auditorium.
Austausch über Chat und Video
Am Infostand können Chat-Fragen gestellt und Kataloge heruntergeladen werden. An den Ständen erwarten uns nicht nur Schauwände mit Exponaten und Informationen zu den Werken und ihren Urhebern, sondern auch virtuelle Avatare der Protagonisten, über die wir per Chat oder Video-Verbindung (oder Mail, wenn der Stand nicht besetzt ist) in Kontakt treten können. „Für mich ist es erst mal ein ganz großes Abenteuer, weil ich eigentlich komplett analog arbeite – ich besitze noch nicht einmal ein Smartphone“, erklärt der Heidelberger Fotograf Markus Kaesler. „Es ist ein anderes Erleben“, sagt er über digitale Reproduktionen.
Kaesler glaube nicht, dass es wegen virtueller Kunstmessen keine analogen mehr geben werde. „Ich denke, dass es eine super Ergänzung zu dem Angebot ist, das im Moment eben in verminderter Form stattfinden kann. Dass man da Sichtbarkeit schaffen kann für Kunst, für Künstler, und den Menschen einfach einen Zugang schafft“ – einen Zugang, der zudem zeitlich unabhängig ist: „Wow, wie alleine nachts im Museum!“, gibt die Bildende Künstlerin Dagmar Biertümpel aus Göppingen lachend einen zu nächtlicher Stunde verfassten Besucherkommentar wieder. Sie begreift „diese neue Art der Begegnung“ auch als Anregung über die virtuelle Form hinaus: „Kunst sollte wieder mehr Raum für uns bekommen.“
Vieles zu entdecken
„Was ein bisschen schade ist“, meint Claudia Urlaß aus Wiesloch, deren Schaffen Zeichnungen, Objekte und Kunst am Bau umfasst, „ist, dass man als Aussteller nicht mitbekommt, wer sich die Arbeiten gerade ansieht, solange man nicht angeschrieben wird.“ Zugleich lobt auch sie die Organisation: „Ich freue mich dabei zu sein und kann eigentlich nur positives Feedback geben.“ Auch wir werden wohl bald zurückkehren: Es gibt noch sehr viel zu entdecken.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/kultur_artikel,-kultur-sichtbarkeit-fuer-kunst-und-kuenstler-schaffen-_arid,1658688.html