Internationales Orgelfestival So feierte die Orgel in der Mannheimer Neckarstadt die Ökumene

Aus Paris ist Daniel Roth angereist. Die Orgellegende aus der Pariser Kirche St. Sulpice hat in zwei Mannheimer Kirchen das Internationale Orgelfestival eröffnet

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Stephan Hoffmann
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Ganz nebenbei können die Besucher des Eröffnungskonzerts beim Internationalen Orgelfestival Mannheim-Neckarstadt einiges lernen: zum Beispiel über die Geschichte des Orgelbaus. Das Konzert findet in zwei Kirchen mit ganz unterschiedlichen Orgeln statt: In der evangelischen Lutherkirche steht eine Voit-Orgel von 1906, mit ihrem samtigen Klang und ihren gedeckten Farben ein ideales Instrument für die Musik vor allem der deutschen Romantik; in der benachbarten katholischen Herz-Jesu-Kirche erklingt eine Orgel von Gerald Woehl aus dem Jahre 1988, aber orientiert an den großen französischen romantischen Orgeln mit ihrem sinfonischen Klangideal, wie sie exemplarisch etwa von Aristide Cavaillé-Coll gebaut wurden.

Einiges lernen kann man bei dieser interkonfessionellen Veranstaltung aber auch über Sinn und Notwendigkeit der Ökumene, zumal in Zeiten von immer weniger Kirchenmitgliedern – der ganz besondere Wert dieses Konzerts ergab sich doch gerade daraus, dass eben zwei Kirchen und zwei Orgeln zur Verfügung stehen. Gemeinsam ist man eben immer stärker.

Als Improvisator zu erleben

An den Spieltischen beider Orgeln sitzt der 80-jährige Daniel Roth, den man mit Fug und Recht als Orgel-Legende bezeichnen darf. Er spielt in der Lutherkirche Werke von Brahms (Präludium und Fuge g-moll und drei Choralvorspiele aus op. 122) und Mendelssohn (Orgelsonate Nr. 6 d-Moll) und er tut das mit so viel interpretatorischer Klarheit und gleichzeitig mit so viel spieltechnischer Souveränität, dass man nur staunen kann. Dasselbe Bild im französischen Programmteil: Roth entfacht ein Klangfarben-Feuerwerk von besonderer Pracht, bei Charles-Marie Widors „Salve Regina“ und Maurice Duruflés „Veni creator“ vielleicht noch ausgeprägter als bei César Francks „Prière“ op. 20.

Schließlich hat man die Möglichkeit, Daniel Roth in einer ganz besonderen Disziplin kennenzulernen: als Improvisator, der sich ganz auf die spezifischen Möglichkeiten des jeweiligen Instruments einlässt.

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