Mannheim. Das Album „One Grass Skirt To London“ steht im Mittelpunkt dieses ausverkauften Konzerts am Freitagabend im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis. Dabei erscheint es erst am 10. Januar 2025. Somit ist die Rückkehr der malawisch-englischen Sänger in den Mannheimer Jazzclub nach 2022 eine spannende und exklusive Veranstaltung. Denn die achte Platte der vor allem interpretierenden Jazz-Sängerin aus London ist ziemlich hitträchtig. Sie enthält Coverversionen unter anderem von Lykke Li, Whitney Houston, Billy Idol, Randy Newman, Irene Carra, Michael Sembello, Harry Nilsson, Berlin – und natürlich Nina Simone, ihrem erklärten Vorbild. Mit einer bewegenden Interpretation von „Dambala“ beschließt Malia ihren mehr als zweistündigem Auftritt. „Das sind Songs, von denen ich wünschte, ich hätte sie selbst geschrieben“, gesteht sie – und knüpft fast an jedes Lied einen persönlichen Bezug. Nicht von ungefähr ist das neue Album ihrem verstorbenen Vater gewidmet.
Die Londonerin ist auch eine charmante und witzige Geschichtenerzählerin
Die erste Hälfte ist eine eindrucksvolle Mischung aus ambitioniertem Cool Jazz, Flirten mit Pop – und guter Unterhaltung. Mit einem fast blendenden silbernen Glitzerkleid macht die 46-Jährige schon ohne Worte klar, dass sie auch leichte Unterhaltung ernst nimmt. Zur Begrüßung besticht Malia mit britischem Humor, indem sie auf Englisch sagt. „Ich hoffe, sie verstehen mich gut. Mein Deutsch bleibt den ganzen Abend so.“ Aber die Londonerin, die im Laufe des Konzerts gekonnt und unter großer Anteilnahme des Publikums über enge Schuhe, Alterserscheinungen, vor allem die Deutsche Bahn und einen unerwartet heftigen, aber legalen Cannabis-Trip in Wien berichtet, war nicht primär für Lacher wieder nach Mannheim gekommen. Vor allem ihr französisches Trio, mit dem die zeitweilige Wahl-Pariserin auch im Studio war, meint es ernst. Dementsprechend bekommen Pianist Alexandre Saada, Bassist Jean Daniel Botta (eindrucksvoll vor „Feeling Good“) sowie Drummer Laurent Series immer wieder Gelegenheit, solierend und im Dialog ihre Virtuosität zu demonstrieren.
Mit Gassenhauern wie "Maniac" droht der Abend zu kippen, Lieder von Billy Idol, Irene Cara und Nina Simone fangen das wieder ein
Malia selbst ist auch eine charmante Geschichtenerzählerin: Mal persönlich, wenn sie von ihrem Vater als erstem großen Crush (Liebe, in verknallter Form) spricht – und dem singenden Schauspieler Lee Marvin als zweitem, bevor sie dessen Hit „Wand’rin’ Star“ adaptiert. Nina Simons „Four Women“ gibt sie mit einer kurzen Einordnung die nötige politische Tiefe. Gesanglich sucht sie zwischen Mezzosopran und Alt eher nach dem originellen Ausdruck als nach Möglichkeiten, Höchstschwierigkeiten und Stimmgewalt vorzuführen. Ihre Version von „Pure Imagination“ ist dafür typisch: schön, ambitioniert, präzise, aber auch verspielt. Manchmal verhebt sie sich – zum Beispiel will Whitney Houstons Ballade „I Have Nothing“ an diesem Abend nicht passen. Dabei wirken auch ihre Musiker unterfordert.
Die zweite Hälfte gerät ein wenig zu sehr zur 80er-Jahre-Top-40-Hitparade – spätestens „Maniac“ wirkt austauschbar. Und der eine oder andere Songs ruckelt rhythmisch noch. Die Wende kommt mit Billy Idols Ballade „Eyes Without A Face“, bei dem das Publikum wunderschön einstimmt – der Höhepunkt des Abends. Der endet mit zwei stürmisch erklatschten, exzellenten Zugaben: Irene Caras „Out Here On My Own“ als Pianoballade und „Dambala“. Damit schlägt Malia den Bogen wieder zu Nina Simone, mit deren „Wild Is The Wind“ sie den Reigen eröffnet hat.
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