Mannheim. Es ist ein Schock für die Söhne Mannheims und die Musikszene der Region: DJ Billy Davis ist völlig überraschend gestorben – im Alter von 52 Jahren. Das bestätigte ein Bandsprecher am Mittwoch auf Anfrage dieser Redaktion. Nach dem Tod des langjährigen Söhne-Bassisten Robbee Mariano (47) im Jahr 2018 ist Davis das zweite Mitglied der Kernformation der lange von Xavier Naidoo und Popakademie-Chef Michael Herberger geleiteten Band, der viel zu früh verstirbt.
Auf Instagram posteten die Musiker: „Wir sind tief erschüttert vom völlig unerwarteten Tod unseres Band-Mitgründers und DJs Billy Davis. Sein musikalischer Spirit hat die Söhne geprägt – und wird unsere Musik auch in Zukunft begleiten.“ Weiter hieß es: „Billy, unsere Gedanken sind bei Dir und Deiner Familie. Rest in Peace.“ Die Kommentare der Fans unter dem Eintrag waren von Fassungslosigkeit geprägt.
Einer aus der Urformation, mit denen Xavier Naidoo seine Bandpläne schon 1995 verwirklichen wollte
Billy Davis wurde am 2. Juni 1972 in Los Angeles geboren. Er gehörte neben Michael Herberger, Claus Eisenmann, Ingo Landeck, Tobias Fouquet und Uli Wittemann zu dem Freundeskreis, mit dem Xavier Naidoo ab 1995 seine Idee einer Band namens Söhne Mannheims verwirklichen wollte.
Die Rolle als DJ wurde dem Hip-Hop-Fan vom damaligen Musical-Star Naidoo nahegelegt. Wie der begeisterte Sportler Davis einmal in einem Video-Interview erzählt hat, musste er sich das Handwerk an den „Wheels Of Steel“, dem DJ-Pult mit Plattenteller, von Grund auf aneignen. Bis 1997 gab es einige kleinere Live-Auftritte der ersten Söhne, dann nahm Naidoos Solokarriere rasant Fahrt auf. Als sich der Sänger mit dem Album „Nicht von dieser Welt“ und auf Tournee bundesweit etabliert hatte, belebte er seine Band wieder. Der Rest ist deutsche Popgeschichte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Der auch zum Produzenten und Studiobetreiber (Camp Davis) gereifte Billy Davis gehörte länger als die meisten zum engsten Freundes- und Kreativkreis um Xavier Naidoo. Auch als Teil seiner Solo-Band, bei der Zusammenarbeit mit Wu-Tang-Clan-Mastermind RZA im Studio in Mannheim-Käfertal und auch beim Hip-Hop-Lieberhaberprojekt Fourtress.
„Vorbilder sind vielleicht DJ Scratch, der Busta Rhymes produziert, Iam aus Frankreich oder auch Portishead“
Im Zusammenhang mit deren Gründung gab der selten in der Presse präsente Davis 2007 im Interview mit dieser Redaktion einen seltenen Einblick in seine musikalische Prägung: Den damals sehr erfolgreichen Produzenten Timbaland finde er sehr innovativ, sagte er. „Vorbilder sind vielleicht DJ Scratch, der Busta Rhymes produziert, Iam aus Frankreich oder auch Portishead. Das ist für mich Band-Hip-Hop.“
Mit Bärenruhe und Humor: Ein Turm in jeder musikalischen Schlacht
Ein wichtiges Stichwort: Bei seiner stets songdienlichen Arbeit als Produzent, Komponist oder DJ auf der Bühne und im Studio war das Kollektiv stets wichtiger als das Ego. Er hielt sich zwar gern im Hintergrund, aber sein Wort hatte Gewicht. Der große sportliche Typ mit dem ansteckenden Lachen, den mit Naidoo auch eine Liebe zum Mannheimer Dialekt verband, strahlte eine Bärenruhe und gleichzeitig enorme Energie aus. Ein Turm in jeder musikalischen Schlacht – was gerade bei den musikalisch turbulenten ersten großen Söhne-Konzerten in Mammut-Besetzung wichtig war.
Aber er war auch einfach ein beliebter Mensch: „Ich kenne Billy seit vielen Jahren. Wir waren über unsere Familien befreundet“, sagte Kulturbürgermeister Thorsten Riehle am Donnerstag auf Anfrage. „Sein Tod trifft mich sehr, er hinterlässt nicht nur eine schmerzliche Lücke bei seiner Familie sondern auch bei seinen Freunden.“
Auch Ex-Söhne-Co-Frontmann Rolf Stahlhofen widmete Billy Davis und seiner “wunderbaren Familie“ ein paar Zeilen. Nach der Einleitung „Mein Herz ist zerbrochen. Unser Freund DJ Billy Davies ist gegangen“ sprach er den Verstorbenen direkt an: „Du talentierter, lauter wunderbarer Mensch. Ich werde unsere Gespräche vermissen, deine Cookouts, deine homemade fried chicken vor den Shows. Deinen lautes Lachen, dein Humor, deine Beats.“ Stahlhofen schloss mit den Worten: „Es war mir eine Ehre, du hättest jederzeit eine Kugel für uns eingefangen, mit deinem viel zu großen Herz. Ruhe in Frieden.“
Blieb gern im Hintergrund: DJ Billy Davis (2. von rechts) beim Söhne-Konzert mit dem Babelsberger Filmorchester 2013 in Berlin.
Der tief gläubige Billy Davis stand seinem Freund Xavier Naidoo im Glauben so nah wie kaum ein anderer. Folgerichtig war einer seiner ganz wenigen öffentlichen Auftritte eine Art Bibel-Exegese gemeinsam mit dem Sänger und Michael Herberger, 2001 im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg. Anders als seine beiden Bandleader konzentrierte sich der DJ bei diesem Auftritt in der DAI-Reihe "Mein Lieblingsbuch" aufs Lesen und konzentrierte sich dabei auf Zitate aus dem apokalyptisch geprägten Buch des Propheten Hesekiel.
Wie wenig Aufhebens er trotz aller Chartserfolge und Arena-Auftritte um sich machte, zeigt ein Blick in Thommy Mardos Bildband "Söhne Mannheims. Mitten unter uns". Seine Kollegen haben dafür ein mehr oder weniger kurzes Selbstporträt verfasst. Auf Billy Davis' Doppelseite findet man dagegen folgenden Text: "Wer etwas über oder von Billy erfahren will, der muss ihn selber fragen. Mehr als ein ,Vielen Dank für alles!' war ihm für diese Portraitseite nicht zu entlocken." Diesen Dank geben jetzt alle zurück, die ihn kannten.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/kultur_artikel,-kultur-soehne-mannheims-trauern-um-dj-billy-davis-_arid,2259044.html