Mannheim. Spannende und sehr unterschiedliche musikalische Entdeckungen verspricht auch der 13. Brückenaward. Das kostenlose, nicht kommerzielle Underground-Festival geht am 30. und 31. August unter der Eisenbahnbrücke, nahe der Jungbuschbrücke, über die Bühne. Das Event läuft ohne den sonst üblichen Verzehrzwang, Speisen und Getränke können traditionell selbst mitgebracht werden. Das Liebhaberprojekt wird von Musikern und Kulturschaffenden über einen Verein auf die Beine gestellt. Federführend sind Chris Bethge, Martin Feige, Joachim von Hunnius und Tobias Weber.
Ihr Programm ist wie gewohnt hochkarätig kuratiert, auch wenn die Namen nicht jedem sofort etwas sagen. Der genaue Zeitplan wird vorab nie verraten, damit alle Acts die gleiche Chance auf Aufmerksamkeit haben. Sie spielen etwa im Stundentakt.
Klar ist nur, wer an welchem Tag auftritt. Am Freitag geht es um 17 Uhr los. Das Spektrum ist enorm: Die jemenitischen Wahl-Berliner El Khat machen Weltmusik auf teilweise selbstgebauten Instrumenten. Zyph liefern Punk aus Mannheim, das Wormser Trio Biceps setzt auf psychedelischen Noise Rock. Der Karlsruher Julian Bätz alias Helmet Lampshade kreiert eher besinnliche Stimmung. Nach der Absage von Moon Metro springt das Münsteraner Electro Duo Welt im Dunkeln ein. Ex-Mardi-Gras-Frontmann Doc Wenz ist vielleicht die Hauptattraktion des ersten Tages. Mit seiner neuen Band The Melancholics bringt er sogar eine Country-Note ins Spiel.
Der Samstag startet um 16.30 Uhr. Am Start sind Hall, die Metaller Saraksh aus der Quadratestadt, Die Quittung aus Leipzig, die belgischen Shoegazer Newmoon und die Mannheimer Indie-Rocker Wave Off. Lokalmatadorin Missy Canis ist mit ihrer Mischung aus Loop-Technik und Instrumenten wie Saxofon der Geheimtipp des Tages. Teil der Attraktivität des Festivals ist die Brückenkulisse, die von Projektor Pearson und Liquid Lisa (Lucid Lights) kunst- und stimmungsvoll illuminiert wird – und das analog. Erwartet werden bis zu 1000 Leute pro Abend.
Polizei und Ordnungsamt haben keine Bedenken
Sicherheitsbedenken haben die Veranstalter nicht, obwohl das Festivalgelände frei zugänglich ist: „Zum einen haben wir in all den Jahren nicht einmal ein Problem gehabt. Zum anderen schaut die Polizei schon immer regelmäßig vorbei, ob alles okay ist“, erklärt Feige. Und ergänzt: „Im Notfall, weiß ich, wo ich anrufen muss, so dass schnell Hilfe kommt. Keiner von uns geht mit Sorge in die Veranstaltung.“ Auch das Ordnungsamt habe keine Bedenken geäußert.
Die Polizei Mannheim sieht es trotz der Terrorattacke von Solingen ähnlich: „Die anhaltend hohe abstrakte Gefahr jihadistisch motivierter Gewalttaten in Deutschland besteht weiter fort, auch wenn wir derzeit keine Hinweise darauf haben, die auf eine konkrete Gefährdung hindeuten“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Mit Blick auf das Festival sagte er: „Wir haben unser Sicherheitskonzept der aktuellen Lage angepasst und werden entsprechende Maßnahmen ergreifen, damit die Besucherinnen und Besucher in Frieden den Brückenaward feiern können.“ Über Details könne er aus einsatztaktischen Gründen keine Auskunft geben. jpk
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