Ludwigshafen. Im Verbund mit „Enjoy Jazz - Encore“ organisiert der SWR die Preisverleihung des ältesten deutschen Jazzpreises auch zum zwölften Mal wieder im Ludwigshafener Kulturzentrum „dasHaus“. Unter der Anwesenheit der Vertreter des Landes Rheinland Pfalz, des SWR, Rainer Kern von Enjoy Jazz und der Organisatorin der Stadt Ludwigshafen sowie einigem technischen Aufwand für Bild-und Tonmitschnitt startet hier ein Preisträgerkonzert der Besonderheiten.
Doch bevor es zur eigentlichen Musik übergeht, hört man zunächst die Laudatoren von Land und SWR, deren Einführungen nicht nur Kathrin Pechlofs Werdegang beschreiben. Dass der Preis, der zum 43. Mal verliehen wird, mit fünfzehntausend Euro dotiert und als reiner Jurypreis nicht über eine Eigenbewerbung erhalten werden kann, sind die notwendigen formalen Infos, die beim Zuhörer die Neugier auf Pechlofs Musik nur noch erhöhen.
Kathrin Pechlofs Kompositionen sind wie ein Mosaik arrangiert
Nach den Wortbeiträgen betritt endlich die Preisträgerin die Bühne, um zunächst ein längeres Harfensolo zu präsentieren. Schon die Instrumentenwahl ist im Jazz eher eine Besonderheit. Mit ihren meist leisen Tönen wird sie im Jazz nur selten eingesetzt. Ausnahmen bilden hier vielleicht noch der kolumbianische Musiker Edmar Castañeda oder der New Yorker Park Stickney. Doch es gibt nicht viele Künstler, die dieses Instrument im Jazz verankern.
Eine weitere Besonderheit findet sich in Pechlofs Kompositionen selbst. Die gebürtige Münchnerin, die bereits als neunjähriges Mädchen die Harfe für sich entdeckte und sich bis zur Professionalität an ihr weiter entwickelte, verzichtet weitgehend auf herkömmliche, harmonische- und melodische Strukturen und arrangiert ihre Musik eher wie ein Mosaik aus unterschiedlichen tonalen Ideen und Motiven. In einem Interview mit Pablo Held bekannte sie, sich anfangs eher an einer pianistischen Spielweise orientiert zu haben, wobei sie selten an Begleit- und Melodielinien festhält.
Nach einer kurzen Pause und erneutem Stimmen der Instrumente betritt schließlich Kathrin Pechlof mit ihrem Trio mit ihrem Mann, dem Altsaxofonisten Christian Weidner, und Robert Landfermann am Kontrabass die Bühne. Scheinbar ohne metrische oder rhythmische Rahmengebung beginnt meist eine absolut zart gespielte Saxofonlinie die Stücke, in deren Ablauf sich die Harfenklänge eher als tonale Farbtupfer einfügen. Wobei auch der Bass, ob gestrichen oder gezupft, kaum ein durchgehendes rhythmisches Fundament legt.
Auch das eine Besonderheit bei diesem Konzert. Ohne metrische Struktur und mit etlichen Pausen gemeinsame Einsätze präzise zu spielen ist nicht immer leicht. Und tatsächlich gelingen solche Stellen in ihren Kompositionen nicht durchweg synchron.
Luftige Streicheleinheiten für das Publikum
Die stets luftig klingende, balladeske Musik von Pechlof erscheint wie ein sich stets weiter entwickelndes, tonales Experiment, das manchmal melancholisch bis klagend wirkt. Dass die ausgezeichnete Harfenistin aber gelegentlich auch das harmonische Empfinden ihrer Zuhörer streicheln kann, beweisen die letzten Stücke einschließlich der lautstark geforderten Zugabe. Mit Kathrin Pechlof wird eine Musikerin geehrt, deren Kunst in fast jeder Hinsicht eine Besonderheit im Jazz darstellt.
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