Zeitzeichen

Taylor Swift ist nicht genug: Mit Macho-Macht gegen Donald Trump

Hollywood- und Popstars haben ihren Zauber in Wahlkämpfen verloren. Vor der US-Wahl am 5. November könnten aber Eminem, Dave Bautista oder Arnold Schwarzenegger entscheidend sein

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Ex-Wrestler und Actiom-Filmstar (Dave) David Michael Bautista Jr. positioniert sich mit markigen Worten gegen Donald Trump. © Fredrik von Erichsen/dpa

Mannheim. Dass Schauspieler, Rock- und Popstars sich erkennbar erfolgreich in Wahlkämpfen engagiert haben, ist eine Weile her. Am deutlichsten war es 1997 bei Tony Blairs (Labour) Kampagne für das Amt des englischen Ministerpräsidenten, das gefühlt die halbe „Cool Britannia“-Britpop-Szene unterstützt hat. In der Tradition der Musikerinitiative Red Wedge um Stars wie Paul Weller oder Jimmy Somerville, die ab 1985 versuchten, konzertiert am Thron der „Eisernen Lady“ Margret Thatcher (Tories) zu rütteln. Bill Clinton griff vor seiner Wahl zum US-Präsidenten 1992 in der „Arsenio Hall Show“ selbst live zum Saxofon. Dass SPD-Kandidat Lafontaine es 1990 nicht ins Kanzleramt schaffte, lag nicht an seinen „Stimmen für Oskar“-Festivals. Immerhin konnte man dabei in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle die leibhaftigen Kinks bewundern.

Aber auch hier hat sich der Wind 2016 gedreht: Während Barack Obama noch mit massiver Unterstützung von Hollywood und Rock-Olymp ins Weiße Haus einzog, war der Einsatz von Promis für Hilary Clinton gegen Donald Trump fast schon kontraproduktiv. Viele Wähler in den „Flyover-Countries“ in der Mitte der USA interessierte schlichtweg nicht, wen sie laut einem langhaarigen Langschläfer wie Jon Bon Jovi wählen sollen. Im Gegenteil: Warum auch immer avancierte Trump auch zum Messias des QAnon-Kults, demzufolge sich Hollywood und Co. gegen die Welt der guten, alten Zeit verschworen haben.

Einer der schlechtesten Präsidenten aller Zeiten holft 11 Millionen Stimmen mehr

Dazu passt es, dass wirtschaftlich gebeutelte Mindestlohnempfänger einen geschäftlich mehrfach gescheiterten Milliardärs-Darsteller mit lebenslangem Abo für den silbernen Löffel im Mund für ihren idealen Interessensvertreter halten. Noch erstaunlicher: Obwohl Trump Studien zufolge neben Andrew Johnson (1865 bis 1869 im Amt) und James Buchanan (1857 bis 1861) zu den schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte zählt, erhielt er 2020 das Rekordergebnis von 74,2 Millionen Stimmen – mehr als 11 Millionen mehr als 2016. Um ihn zu schlagen, hat Joe Biden über 81 Millionen Wählende von sich überzeugt.

Somit ist klar, um was es vor der anstehenden Wahl am 5. November vor allem geht: Mobilisierung. Trump könnte vermutlich vor laufender Kamera eine ganze Fabrik mit US-Flaggen verbrennen und dabei zu Spar-Disco-Fox-Einlagen Koran-Suren singen – seine Fans würden ihn trotzdem wählen. Wenn Kamala Harris zur ersten US-Präsidentin werden will, muss sie also die traditionell schwache Wahlbeteiligung in den USA auf Rekordniveau halten.

Auch der republikanische Ex-Gouverneur Arnie positioniert sich gegen seinen Parteifreund

Da ist es Gold wert, dass Pop-Superstar Taylor Swift längst mit wohl abgewogenen Worten klar gemacht hat, dass sie als „kinderlose Katzenlady“ sehr wenig von einem Duo Trump/Vance im Weißen Haus hält. Das ist wichtig, mobilisiert aber wie Bruce Springsteen und Co. vor allem Leute, die schon allein wegen des Themas Abtreibung auf Harris’ Seite stehen. Entscheidender könnte aber die Macho-Seite der Promi-Macht sein: Etwa, dass Eminem sich gegen Trump stellt, wenn dieser nur den abgehalfterten Kid Rock als rappenden Fürsprecher hat. Noch massiver wirkt ein martialisches Video von Ex-Wrestler und Action-Filmstar Dave Bautista („Guardians Of The Galaxy“), dessen kaum zitierbare Aussagen den Republikaner zum Waschlappen erklären. Dagegen könnte Trumps Fürsprecher Hulk Hogan allenfalls Werbung für eine gemeinsame Bräunungscreme machen. Noch gewichtiger: Sogar Trumps republikanischer Parteifreund, Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, lässt an „The Donald“ kein gutes Haar. Naja, bei der Frisur.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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