Mannheimer Jazzfestival

Tiefenentspannt dank Thomas Siffling

Der Mannheimer Trompeter Thomas Siffling gibt mit Altsaxofonistin Nicole Johänntgen ein Jazz-Konzert im Club "Ella & Louis". Was dabei herauskam? Die perfekte Medizin gegen Stress

Von 
Andreas Ahlemann
Lesedauer: 
Anti-Stress-Therapie bietet Thomas Siffling mit „Gentleman’s Choice“. © Rinderspacher

Mannheim. Man stelle sich vor, es wäre Mardi Gras am Ende des Karnevals in New Orleans und die Marchingbands zögen durch die Burbon Street an einem vorbei. Zugegeben, das Bild stimmt nicht ganz, aber musikalisch erinnert der erste Teil des Doppelkonzertes stilistisch schon an diese Tradition. Im Rahmen des Mannheimer Jazzfestivals 2024 im Jazzklub „Ella & Louis“ präsentiert sich die Altsaxofonistin Nicole Johänntgen mit ihrer Formation „Henry“ und erzeugt von Anfang an mit spürbarer Spielfreude eine Atmosphäre der Ausgelassenheit.

Mit Mark Roos, Posaune und vor allem Sousaphonist Victor Hege sind die klanglichen Voraussetzungen für eine Marchingband weitgehend gegeben, und wenn Drummer Lukas Mantel und Percussionist David Stauffacher die rhythmischen Patterns unterlegen, sind die musikalischen Impulse komplett.

Neue Platte

Thomas Siffling: „Singen hat mich zu einem besseren Musiker gemacht“

Veröffentlicht
Von
Georg Spindler
Mehr erfahren

Aus ihrer Feder stammen die musikalischen Ideen, aber auf der Bühne zählt auch die Art der Präsentation. Jetzt schlüpft die Saarländerin in die Rolle einer Organisatorin, die die Soli und Duette innerhalb der Stücke anzeigt. Spontane Improvisationen, aber auch Frage-Antwort-Passagen unterstreichen den typischen Live-Charme der „Henry“-Musik. Wer eine musikalische Kostprobe von Louisiana und vor allem New Orleans bekommen möchte, dem ist ein Konzert von „Henry“ absolut zu empfehlen, denn die positive Leichtigkeit ihrer Kompositionen ist ansteckend.

Samtig, organisiert und unaufgeregt kommen Sifflings Stücke daher

Dass Trompeter und Flügelhornist Thomas Siffling ein Fan von Chet Bakers musikalischer Sanftheit ist, hat er oft bewiesen. Doch in seiner neuen Produktion „Gentlemen’s Choice“ präsentiert er meist Originalkompositionen, die sich im Entspannungsfeld zwischen „Smooth- und Easy-Listening-Jazz“ bewegen. Das CD-Release-Set im zweiten Teil des Doppelkonzertes beweist Sifflings Affinität zur West-Coast-Stilistik sowohl in ihrer musikalischen Thematik, als auch in der Spielweise.

Auf dem Flügelhorn und mit Gesang stellt er ein Programm vor, das sich fast krass von der quirligen Musik im ersten Set unterscheidet. Samtig, organisiert und unaufgeregt kommen seine Stücke daher und bieten so einen Eindruck von der enormen stilistische Breite des Jazz. Mit Gitarrist Werner Acker, David Heiner an Keyboards, Bassist Dirk Blümlein und Julian Losigkeit am Schlagzeug sind hier fünf Musiker vereint, die Sifflings sanften Funk-Stil bestens interpretieren.

Sifflings Flügelhornspiel klingt wie poliert, wogegen sein Gesang auch mit der Unterstützung von Zsuzsanna Glasstetter weniger ausdrucksstark wirkt. Bei der Rogers-Komposition „My Funny Valentine“ kommt dieser Kontrast zwischen Instrumental- und Vokalinterpretation deutlich hervor. Wer einen stressigen Tag hinter sich hat, für den ist Sifflings „Gentlemen’s Choice“ genau die richtige Therapie.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke