Konzert

Wie Paula Carolina die Alte Feuerwache in Mannheim zum Beben bringt

Popmusikerin Paula Carolina und Band beschließen mit einem Heimspiel in Mannheim ihre „Willkommen in der Realität“-Tour. Dabei sorgen sie für hochenergetische Konzertstimmung

Von 
Martin Vögele
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Paula Carolina schrieb die meisten ihrer Songs in Mannheim. © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Man kann es ein Heimspiel nennen - oder auch eine Heimkehr. Hierher, nach Mannheim, war Paula Carolina vor bald drei Jahren gezogen. Hier hatte die Popmusikerin ihre Karriere gestartet, ihre Band kennengelernt, und „eigentlich alle Songs, die ihr kennt, sind hier geschrieben“, eröffnet sie dem Publikum in der Alten Feuerwache.

Tour-Abschluss in Mannheim mit "Paula"-Sprechchören

Und auch wenn ihr Lebensmittelpunkt mittlerweile andernorts liegen mag: Wie zugetan die Menschen vor Ort ihr sind, das bezeugen schon die anfänglichen beherzten „Paula“-Sprechchöre. Und umgekehrt hat die Sängerin ihren Tour-Abschluss gewiss nicht zufällig in die Quadratestadt gelegt. Knapp 15 000 Menschen seien gekommen, um sie auf der „Willkommen in der Realität“-Konzertreise bei insgesamt 22 Auftritten zu sehen, berichtet die Sängerin und Songschreiberin. Die bis zu 1000 Besucherinnen und Besucher fassende Mannheimer Feuerwache ist heuer zwar nicht ausverkauft, aber sehr viel fehlt dazu nicht.

Eingeläutet wird das Konzert dort mit großer klassischer (und seit Kubricks Filmmonument „2001“ auch popkultureller) Klanggeste - mit Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“. Dann geht es an die eigene, an der seligen, ewigen, ikonischen Band Ideal geschulten, an Nena gerundeten und mit einer Extra-Elektro-Dosis Deichkind geladenen Musik.

Paula Carolina: Mit "EXTRA" die Neue-Neue-Deutsche-Welle-Vision zelebriert

Apropos: „EXTRA“ hat Paula Carolina auch ihr jüngst erschienenes Album benannt, in der sie ihre Neue-Neue-Deutsche-Welle-Vision in zehn Stücken zelebriert. Die „EXTRA“-Buchstabenfolge lassen die Sängerin sowie Nikolaus Winkelhausen (Gitarre), Jonas Schmidt (Tasten), Felix Burtscher (Schlagzeug) und Charly Härtel (Bass) auch auf ihren in choreographierter Bewegung dem Publikum zugewandten Rücken erkennen, als sie mit gehöriger Electronic-Dance-Music-Energie zu „Kein Bock“ den Auftritt starten. Konzertante Lustlosigkeit kann man indes niemandem unterstellen, weder auf, noch vor der Bühne, wo das Publikum ad hoc in den Gesang mit einsteigt. Stücke wie „Trophäe“, „Bitte Bitte“, „Otto Normal“ oder „Offiziell glücklich“ stürmen und drängen in den kommenden 90 Minuten aus den Lautsprechern. Die sensible Untergangs-Ballade „Das Ende“ stimmt die Sängerin allein mit Popakademiker Winkelhausen an. Mit „Angst frisst Demokratie“ geben die fünf den Besuchenden wiederum in voller Stärke eine ermutigende politische Pop-Botschaft mit auf den Weg, bevor Paula Carolina ganz am Ende verspricht: „Wir kommen wieder!“

Vorband Engin macht deutsch-türkischen Indie-Rock

Wieder zurück in die Stadt, in der auch die fabelhafte Vorband Engin beheimatet ist: Frontmann Engin Devekiran, Schlagzeuger Jonas Stiegler und Bassist David Knevels (die lange Proberaum-Nachbarn Paula Carolinas waren) machen deutsch-türkischen Indie-Rock - und das so gut, dass sie einen Vergleich mit Psychedelic-Folk-Rock-Wegbereitern wie Altin Gün wahrlich nicht scheuen müssen.

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