Die fünfte und damit also eine „kleine Jubiläumsspielzeit“ werde an diesem Abend eröffnet, sagt Trompeter Thomas Siffling, der künstlerische Kurator des Mannheimer Jazzclubs Ella & Louis – der eben diesen Konzertstart zusammen mit seinem Organ Groove Quartet bestreitet.
Man kann sich keinen besseren Einstand wünschen. Denn einerseits ist es in spielerischer Hinsicht immer wieder eine kleine Sensation, was die vier Musiker in den zwei Auftrittsstunden vor ausverkauftem Haus präsentieren. Zugleich greift gerade diese Formation mit den lokalen Jazz-Protagonisten Siffling, Saxofonist Olaf Schönborn und Schlagzeuger Daniel Mudrack, die in dem Quartett von einem fabelhaften (Münchner) Hammond-Organisten Matthias Bublath vervollständigt werden, beispielhaft die Essenz des Clubs auf. Schließlich prägen Persönlichkeiten die Orte ihres regelmäßigen Wirkens, und ebenso wichtig wie künstlerisch-technische Könnerschaft sind – nach unserem Verständnis – menschliche Nahbarkeit, Humor und geteilte Leidenschaft für die Musik.
Nun tritt der Jazz in mannigfaltigen Manifestationen in Erscheinung. Und hier zeigt sich, dass der Bandname Thomas Siffling Organ Groove Quartet beileibe nicht allein seines griffigen Klangs wegen gewählt wurde, sondern eine künstlerische Selbstverpflichtung darstellt. Denn bei allem, was da auf der Bühne passiert, was da an geschliffenen Jazz-Idiomen, an eleganten Phrasierungen und kunstfertig geschwungenen Melodien zu Gehör gebracht wird: Die Stücke aus der Feder des Trompeters und Flügelhorn-Spielers grooven!
Selbst wenn ein Werk den Titel „Die Leichtigkeit des Seins“ trägt, das von den Bläsern luftig aufgeschlagen und von Mudrack gleichsam wie ein vom Wind erfasster Lenkdrache durch Luft gewirbelt wird, fängt es einen dann früher oder später doch wieder zuverlässig mit seiner rhythmischen Anziehungskraft ein. Auch das Eröffnungsstück „Open Flow“ startet leicht und transparent, das ausnehmend starke Wechselspiel von Siffling und Schönborn oszilliert dabei zwischen feinsinniger Geschmeidigkeit und pointierter Ausdruckskraft.
Das auf einen hochflorigen, feinmaschig gewebten Orgel-Teppich gelegte „Sunday Afternoon“ ist spritzig und gewinnend melodisch, dabei abermals mit hoher Groove-Kompetenz in Töne gesetzt. Auch „High Sport“ bietet behutsam eingehegte Klangsequenzen ebenso wie schäumende Orgel-Momente, exquisite solistische Bläser-Streifzüge und Mudracks höchst dynamisches Schlagwerk.
Neben den Eigenkompositionen führt das Quartett zudem das Herbie-Hancock-Cover „Watermelon Man“ im Programm – mit einem Schönborn, dessen hochenergetisches Solo-Spiel sein Instrument geradewegs zu sprengen scheint. Sifflings klangschön in den Äther gemalte Ballade „Abendlied“ bildet den Abschluss dieses von lautstarkem Applaus begleiteten Konzerts.
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