Schwetzingen. Eine wehende weiße Fahne in den Händen tritt Sharon den Adel auf die Bühne, wo sie mit kämpferischer Entschlossenheit das Stück „Raise Your Banner“ in die sinkende Sonne schleudert. Mit „The Reckoning“ geben die Sängerin und ihre Symphonic-Metal-Band Within Temptation gleich darauf eine erste Kostprobe ihres jüngsten Albums „Resist“. Sharon den Adels Stimme schneidet darin wie ein Leuchtfeuer durch die von malmenden Gitarrenzähnen und dunklen Electro-Sound-Wolken geschaffene Finsternis: Es ist ein kraftvoller Auftakt für den Auftritt der sechs Niederländer bei der Konzertreihe Musik im Park im kurfürstlichen Ambiente des Schwetzinger Schlossgartens. Vergeblich sucht man bei der Gruppe nach irgendwelchen Spuren von Erschöpfung - immerhin hatte die Band noch am Vorabend in 650 Kilometer Entfernung beim legendären Wacken-Open-Air-Festival gespielt.
2500 Besucher sind in den Schwetzinger Schlossgarten gekommen, um Within Temptation zu hören und nicht zuletzt: zu sehen, denn die 1996 gegründete Band liefert an diesem Abend eine auch mit vielen Schauwerten in Szene gesetzte Show.
Sharon den Adel agiert und singt im Auge des Klang- und Bildersturms - eine klare und starke Stimme, die sich bisweilen bis in höchste, feenhaft-ätherische Lagen aufschwingt. Within Temptation präsentieren scharf gezogenen Power-Metal-Riffs („In The Middle Of The Night“), episch aufbrausende („Stand My Ground“) und elegische Dramatik („Heart Of Everything“, sphärisch-wuchtige Entrückungen („Angels“) und tosende Gefühls-Wirbel („In Vain“).
Ihre Songs treibt die Gruppe auch mal mit klassischen Hard-Rock-Pferdestärken an, wie bei „Faster“ oder „Covered By Roses“ der Fall, oder sie sorgt dafür, dass sich Stücke mit poppiger Eingängigkeit in den Gehörgängen festsetzen, etwa bei „Paradise (What About Us?)“. Ohnehin sind die Songs von Within Temptation meist ziemlich zugänglich - man muss kein dezidierter Metal-Fan sein, um allerlei Anknüpfungspunkte zum mittlerweile sieben Alben umfassenden Werk der Formation zu finden.
Folk-Elemente eingewebt
Mit dem mit Folk-Elementen ornamentierten „Mother Earth“ als letzter Zugabe verabschieden sich Within Temptation schließlich nach knapp 90 Minuten von ihren Zuschauern. Hier am Ende, während lauter Applaus erklingt, soll nicht versäumt werden, zum Vorprogramm mit der Hamburger Sängerin Scarlet Dorn und ihrer Band zurückzublicken, deren Dark-Rock und - Pop schöne stimmliche Anklänge an Wave-Ikone Siouxsie Sioux setzt.
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