„Musik aus Müll“ bedeutet der Name Fulu Miziki grob übersetzt, wie das Programm des Mannheimer Festivals Planet Ears verrät. Man könnte in diesem Zusammenhang auch sagen, die multidisziplinäre kongolesische Formation, die zum Abschluss der Konzert- und Kultur-reihe in der Alten Feuerwache auftritt, transformiert Abfall in tanzbare, gesellschaftspolitische Ready-made-Kunst. Die instrumentelle Ökobilanz dieses „Eco-Friendly-Afro-Futuristic-Punk-Kollektivs“ dürfte in der Tat ziemlich gut aussehen: Trommeln, Stabspiele sowie Gitarre sind offenkundig aus alten Plastikrohren, Blech und Holz zusammengezimmert worden.
Die Musiker tragen dazu schweißerbrillen-hafte Augenbedeckungen, Hörnermasken und nach Art von Prunkrüstungen assembliertes Körperornat, was in Bausch und Bogen aus Teilen gefertigt zu sein scheint, die ihrerseits dem Ende der Konsumkette abgerungen wurden. Ihre Objet-trouvé-Instrumente spielen die Fulu-Miziki-Künstler auf stimmige Weise mit Badelatschen und Flip-Flops als Schlägel.
Soukous trifft Punk
Man kann sich da in visueller Hinsicht ein bisschen an Bands wie Gwar, Kiss oder auch die „Mad Max“-Filme erinnert fühlen, und was den Sound angeht, lassen sich durchaus Parallelen zur Percussion-Show-Band „Stomp“ ziehen. In der Kongo-Region ist auch der traditionelle Soukous-Stil entstanden, der die Musik der Gruppe inspiriert hat – wobei diese freilich im Geiste des Punk entgrenzt wird. Und so groovt, scheppert und klappert es hier in quicklebendiger, kraftvoller Klangintensität. Chorischer Gesang mit wechselnden Hauptstimmen und allenthalben energiegeladene Tanzeinlagen steigern die Dynamik der repetitiven Rhythmen, zu denen sich das Publikum ausdrücklich aufgerufen fühlen darf, mitzutanzen. Die Stimmung ist ziemlich ausgelassen, und was die schiere Anzahl an Besucherinnen und Besuchern angeht, setzt sich der Abend an die Spitze von Planet Ears. „Künstlerisch sind wir echt voll zufrieden“, bilanziert Co-Programmleiter Ubbo Gronewold von der Alten Feuerwache das zehntägige, mit dem Kulturamt der Stadt ausgerichtete Festival. Konzerte mit Gruppen wie Fulu Miziki und Onipa, aber auch Veranstaltungen wie der Symposium-Workshop mit Space21-Gründer Hardi Kurda „haben inhaltlich unsere Erwartungen noch übertroffen.“
Besucherresonanz ausbaubar
Auch den Auftritt von Avalanche Kaito, den „Norient“-Talk und das Gespräch mit der ukrainischen Musikerin Ganna Gryniva hebt er hervor. Mit Blick auf die Besucherresonanz seien mehrere Abende „echt gut“ gelaufen. „Was ein bisschen gegen uns gearbeitet hat, war natürlich das gute Wetter insbesondere an den Wochenenden“ – gerade bei den Tagesveranstaltungen. Fest steht: 2024 werde Planet Ears wieder stattfinden.
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