Mannheim. Seit Ende Mai gibt es bei „Joe Molese“ dem Burgerladen in der Neckarstadt-West nur noch vegane Burger. Allen Kritikern macht Inhaber Marco Panzini klar: Mein Laden, meine Regeln.
Doch von Anfang an: Panzinis Schritt mag manche überraschen. Lange Zeit gab es in seinem Laden in Heidelberg nicht einmal eine vegetarische Alternative. Dann einen vegetarischen Burger. Die Idee zum veganen Junkfood reift aber schon länger.
"Joe Molese" in Mannheim-Neckarstadt nun vegan
„Der Preis war immer das größte Problem“, sagt der Gastronom. Denn die Idee zum veganen Angebot hatte er schon länger. Angefangen hat das alles vor acht Jahren als er eine vegane Messe in Eppelheim besuchte. Seine Hundedame Lola hat zu einem weiteren Umdenken geführt.
Ich hatte ein schlechtes Gefühl, mit tierischen Produkten Geld zu verdienen.
„Ich hatte ein schlechtes Gefühl, mit tierischen Produkten Geld zu verdienen“, sagt Panzini. „Natürlich achten wir auf die Herkunft des Fleisches, aber wenn man am Ende sieht wie viele verbrauchte Tonnen das sind, denkt man schon darüber nach“, sagt der Gastronom.
Aber auch Panzini gibt zu: Ohne Testlauf seinen Laden komplett umzustellen, hat er sich nicht getraut. Getestet hat er das Angebot im Cafe Tropical mit einem veganen Pop-Up Ende April. Der Test funktioniert und Panzini geht den Schritt. Ein Mitarbeiter sagte ihm: „Ich hätte niemals die Eier gehabt, den Laden auf vegan umzustellen“. Für ihn fühlte es sich richtig an.
Vegane Burger bei "Joe Molese": Foodporn in Reinform
Dann ging alles ganz schnell. Ende Mai entscheidet er sich, im "Joe Molese", das es seit April 2022 in der Mannheimer Neckarstadt gibt, nur noch vegane Gerichte zu servieren. Seine Ungeduld macht auch seine Mitarbeiter verrückt, scherzt der Gastronom.
Burger, aus denen der vegane Käse tropft, Loaded Fries, bei denen man die Pommes vor lauter Toppings nicht sieht – das ist der Markenkern von "Joe Molese". Foodporn in Reinform. Und die gibt es nun auch in vegan.
Am Ende machen wir Burger. Unser Produkt ist Junkfood, nicht Fleisch.
„Am Ende machen wir Burger. Unser Produkt ist Junkfood, nicht Fleisch“, sagt Panzini. Und so ist das Angebot in Heidelberg und Mannheim gleich. The 99er, Big Joe, Joe`s Burger und Cheesburger: Die vier "Joe Molese Signature-Burger" gibt`s auch in der Neckarstadt. "Joe Molese" bleibt "Joe Molese", egal ob mit Fleisch oder vegan.
Preis bei veganen und fleischigen Burgern ist gleich
Die veganen Burger kosten übrigens nicht mehr als die Fleisch-Variante. Den Cheesburger gibt es ab 10 Euro. Der Big Joe Burger kostet 15 Euro. Das es keinen Unterschied beim Preis gibt, ist Panzini wichtig. „Wer zu mir in den Laden kommt und einen Zehner dabei hat, soll einen guten Burger bekommen“, sagt der Gastronom.
Das Patty heißt „Moving Mountain“ und basiert auf Pilzen, statt Erbsenprotein wie vergleichbare Produkte von Beyond Meat oder anderen bekannten Anbietern. Die haben Panzinis Ansprüchen nicht genügt. Der holzige Nachgeschmack ist nicht seins. Und der Geschmackstest zeigt: Die veganen Alternativen stehen den fleischigen in nichts nach. Burger, die vor Käse und Soße nur so triefen. Knackige Pommes, die mit scharfem Chili übergossen sind.
Hedonismus und bewusstes Leben zusammenbringen
Gesund würde wohl niemand denken, der die gut inszenierten Videos des Essens auf Instagram sieht. Doch um gesund oder ungesund geht es Panzini bei seinem Essen nicht. Hedonismus und bewusstes Leben will er mit seinen Burgern und Fries zusammenbringen. Ihm geht es bei einem Restaurantbesuch nicht um Nahrungsaufnahme, sondern Genuss.
Und dann wird er ein bisschen pathetisch: Mit der Umstellung will er auch seinen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten, Dinge verändern. Und klar, ein bisschen Ehrgeiz ist auch dabei. „Ich will immer der Erste sein“, sagt Panzini. Junkfood in vegan – das ist noch relativ neu in Deutschland.
Das Konzept geht auf. Samstagabend ist die Terrasse im Hinterhof des Restaurants an der Einmündung zur Mittelstraße voll.
Manche Gäste üben Kritik
Aber nicht alle Kunden sind glücklich: Panzini erhält Nachrichten auf Instagram, in denen Menschen ihren Hass auf vegane Lebensweise ergießen. „Jetzt esse ich auch nicht mehr in Heidelberg“ und schlimmeres sollen einige gesagt haben.
Süßkartoffelpommes machen wir auch aus Prinzip nicht.
Der 42-Jährige lässt sich davon nicht verunsichern. Sein Laden, sein Konzept, seine Regeln. „Süßkartoffelpommes machen wir auch aus Prinzip nicht“, sagt der Gastronom. Er sehe dabei keine Verbesserung. Und wer wirklich nicht auf den fleischigen Burger von "Joe Molese" verzichten will, kann nach Heidelberg fahren. „Wenn die mich weiter nerven, kann es sein, dass ich den Laden in Heidelberg auch komplett umstelle“, sagt er. Ob er das ernst meint, ist schwer einzuschätzen. Das vegane Angebot will er auf jeden Fall auch dort ausbauen.
Und warum rein vegan?
Und warum dann ein rein veganer Laden und nicht Fleisch und vegan? „Für mich hat es etwas mit Aufrichtigkeit zu tun, die veganen Burger nicht auf dem Grill mit dem Fleisch zu braten“, sagt Panzini. Er will keine Mogelpackung und Rücksicht nehmen auf Menschen, die zum Beispiel aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen keine tierischen Produkte essen.
Und Panzini bleibt hungrig. „Für den Typ, der mir geschrieben hat, für den will ich Produkte entwickeln“ , sagt der Gastronom. Ob Fleischfans oder Veganer: Seine Gäste dürfen gespannt sein, was kommt.
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