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Dinner in the Sky: Vier-Gänge-Menü über Mannheims Dächern

„Das braucht kein Mensch, aber es funktioniert super“, sagt der Erfinder des Dinner in the Sky, das in Mannheim gastiert. Über ein Abendessen hoch in der Luft.

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Christine Maisch-Bischof
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An einem Kran 50 Meter in die Lüfte und dabei die Aussicht und ein Vier-Gänge-Menü genießen: Auf dem Gelände der Palazzowelt ist das zurzeit möglich. © Christoph Blüthner

Mannheim. An einem schwebenden Tisch Platz nehmen und in 50 Meter Höhe auf die Stadt anstoßen, die sich zu Füßen der entspannt baumelnden Beine erstreckt. Oder den Blick über den Rand des Tellers mit einem köstlich gewürzten Hühnchen bis zu den Pfälzer Bergen schweifen lassen, wo sich die Sonne rotgolden am Horizont verabschiedet.

„Dinner in the Sky“ nennt sich das fliegende Restaurant, das vom Wirtschaftsmagazin Forbes zu einem der zehn originellsten der Welt gekürt wurde. Noch bis zum Sonntag einschließlich hebt es erstmals in Mannheim auf dem Palazzo-Gelände ab. Fazit nach dem ersten Testflug? Rafael Moreno, der Erfinder des Erlebnisdinners, das von Italien über Brasilien und China bis nach Dubai bereits in 65 Ländern abgehoben hat, könnte es beim Einchecken neben dem Palazzo-Spiegelzelt kaum treffender umschreiben: „Das braucht kein Mensch, aber es funktioniert super.“

Der ungewöhnliche Ort emotionalisiert und schweißt zusammen

Woran das liegt, hat zunächst einmal recht wenig mit dem schmackhaften Vier-Gang-Menü zu tun, das gleich in luftiger Höhe von einem mit Stahlseilen gesicherten Serviceteam gereicht wird. Eigene Grenzen ausloten, Ängste überwinden und das in Einheit mit einem Wir- oder Gruppengefühl: „Ob Vorstandschef oder Supermarktkassiererin, bei uns sitzen alle in einem Boot“, versichert Moreno. Und der ungewöhnliche Ort emotionalisiere jeden von ihnen.

An der Theke in der Mitte der Plattform werden die Speisen angerichtet. © Christoph Blüthner

Das ist schon beim sogenannten Boarding spürbar. „Och, so hoch ist das ja auch wieder nicht“, macht sich eine junge Kurpfälzerin beim Blick auf die Plattform Mut, die über ihren Köpfen am Arm eines Krans schaukelt. Stellt aber dann doch klar: „Ich will später lieber keinen Außenplatz.“ Schließlich gibt es auch Sitze in der Nähe der Bar, wo die Kellner auf einer fest verankerten Theke Teller anrichten.

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Inzwischen beantwortet die nette Flugbegleiterin am Schalter geduldig die Klassiker aus dem Gäste-Fragenkatalog. Ja, es ist besser, Sneaker statt Flip-Flops zu tragen, denn die Fläche am Boden unter dem Resto wird zwar jeden Tag nach Herabgefallenem wie Löffeln und Sonnenbrillen abgesucht. Aber, sicher ist sicher. Und nein, ein Toilettengang ist zwar möglichst zu vermeiden, dennoch keine Katastrophe. „Im Ernstfall sind wir in 20 Sekunden unten.“ Das gilt auch für wirklich unüberwindbare Notsituationen. Wobei es während über 100.000 Flügen häufiger Fälle von Pipi-Not als Höhenangst gegeben habe.

Tickets und Flugplan

  • Dinner in the Sky macht bis zum Sonntag, 20. Juli, innerhalb seiner Deutschlandtour Station auf dem Palazzo-Gelände in der Schneeberger Straße 1 des Taylor Areals. Parkplätze gibt es rund um den Spiegelpalast.
  • Die Flüge starten zum Lunch um 12 oder 13.30 Uhr (50 Minuten reine Flugzeit zu 129 Euro pro Person), Afternoon-Tea um 15 Uhr (30 Minuten für 79 Euro), sowie Dinner um 16.15, 18 und 19.45 Uhr (60 Minuten für 179 Euro).
  • Es gibt acht einzelne runde Tischinseln für jeweils vier Personen.
  • Zum Dinner gibt es neben Getränken wie Welcome-Drink, Bier, Wein sowie alkoholfreien Getränken ein Vier-Gänge-Menü samt einer Variante für Vegetarier. Zum Lunch wird ein Drei-Gänge-Menü gereicht, zum Afternoon-Tea gibt es Scones, Sandwiches oder Gebäck .
  • Die Plattform ist überdacht und regengeschützt.
  • Weitere Infos und Tickets gibt es unter dinnerinthesky.de oder unter jochen-schweizer.de. mai

Dann geht’s los. Die Fluggäste werden auf Schalensitzen im Brust- und Hüftbereich fest verzurrt. Und schon heben sie ab. Ein Gefühl, das zunächst mal für die meisten etwas gewöhnungsbedürftig ist. „Aber jetzt ist alles ok“, sagt Maximilian. Nur beim Hochgehen habe er „etwas Respekt“ gehabt, gesteht der 27-Jährige. Papa David Davut lässt sich derweil, auf der maximalen Reisehöhe angekommen, den Appetit auf die Vorspeise mit exotischen Salaten und gefüllten Weintraubenblättern nicht nehmen: „Ein einmaliges Erlebnis. So hoch habe ich noch nie im Freien gegessen. Und schau mal, das dort hinten ist doch der Plankstädter Wasserturm.“

Viele tauschen am Ende die Handynummern aus

Carolin Kappler hat den Flug ihrem Schatz Jonas Goldtz zum Geburtstag geschenkt: „Auf dem Prospekt war zwar Dubai zu sehen, aber Mannheim ist doch auch cool. Oder?“ Klar, aber immer doch. Spätestens als der Rosé in den Gläsern zur Linsen-Karotten-Suppe und Hühnchenbrust funkelt, nehmen die Gespräche an den Tischen Fahrt auf. Enkel- und Hundebilder werden auf Handys hergezeigt – wenn auch der Griff um die mobilen Alben betont fest ist.

Den Stuhl zu drehen, um die Aussicht zu genießen, ist ausdrücklich erlaubt. © Christoph Blüthner

Längst sind alle per Du. Carolin lässt die Beine baumeln und stellt die Rückenlehne fürs Foto schräg nach hinten. Auch Drehen um 150 Grad ist ausdrücklich erlaubt. „Da drüben sieht man jetzt gut den Steinbruch von Dossenheim“, berichtet Kevin von seinem Ausguck. Hinter ihm wartet schon das Dessert. „Die Zeit vergeht hier rasend schnell“, stellt der 25-Jährige fest. Eben, fast wie im Flug.

Als alle wieder festen Boden unter den Füßen haben, verabschieden sich viele mit Umarmung und Mobilnummerntausch. Nicht nur Papa David ist begeistert: „Das sollte jeder Mensch einmal erlebt haben.“ Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtet Sky-Dinner-Erfinder Moreno die herzlichen Verbrüderungsszenen. Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, „etwas bewegen mit ihnen“, das ist es, was ihn heute auch nach 18 Jahren noch an seinem Job fasziniert – immer wieder aufs Neue: „Ich liebe Events und Menschen.“

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