Pop

Spagat zwischen Bürger und Punk-Seele

Die Mannheimer Band Baxter veröffentlicht ihr neues Album „Between Punk And Bourgeoisie“. Die 14 Titel erinnern an die Zeit der legendären Melodic-Hardcore und Skatepunk-Szene an der US-amerikanischen Westküste

Von 
Martin Vögele
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Auf dem Bild von links nach rechts: Ante (Andreas Hennig), Matze (Matthias Albert), Chris (Christian Trautmann), Andy (Andre Lein). © Steffi Marhoffer

Um den großen Loriot etwas schief zitiert und unverfroren aus dem Kontext zu heben: Ein Leben ohne Punk ist möglich, aber sinnlos. Gut, vielleicht nicht völlig sinnlos, aber es würde fraglos etwas fehlen. Denn Punk war – und ist – in all seinen mannigfaltigen Formen, immer mehr als reine Musik.

Er ist immer auch Haltung und Lebensgefühl, Klang-Sturm und Drang. Daran muss man denken, wenn man sich das neue Album der Mannheimer Band Baxter anhört, das soeben erschienen ist und den durchaus bezeichnenden Titel „Between Punk And Bourgeoisie“ trägt. 14 Titel finden sich darauf, die einen schnurstracks an die US-amerikanische Westküste wehen, in eine Zeit, als Bands wie NOFX, Pennywise oder auch Lagwagon die Melodic-Hardcore und Skatepunk-Szene prägten.

Wirbelnde Melodie-Kaskaden

In pfeilschnell vorpreschenden Songs wie „Rise“ und „Shadow Play“, durchdringenden Nummern wie „Videos Of Cats“ oder im Ska-infizierten „Dead More Than Alive“ wird der Glanz dieser Tage auf „Between Punk And Bourgeoisie“ ins Jetzt gespielt. Und es macht gehörig Spaß (und bisweilen auch ein bisschen wehmütig), sich von den wirbelnden Melodie-Kaskaden eines Stücks wie „Puppeteer“ oder der rauen Ohrwurm-Wucht von „Unsaid“ mitreißen zu lassen. Man hört hier ein gerüttelt Maß an Drive, Spiellust und sicherem Melodie-Gespür heraus.

Und ihr technisches Handwerk verstehen die Jungs auch, die hier - der Titel lässt es schon erahnen – den spannungsreichen Spagat zwischen bürgerlichem Leben und Punkrock-Herz in Songs gefasst haben. Christian „Chris“ Trautmann (Gesang, Gitarre), Andre „Andy“ Lein (Bass, Gesang), und Andreas „Ante“ Hennig (Schlagzeug) gehören zur Urbesetzung der im Jahr 2000 gegründeten Gruppe - und kennen sich darüber hinaus schon seit der fünften Schulklasse. Matthias „Matze“ Albert (Gitarre, Gesang) stieß 2007 dazu.

Ein kleiner Blick durch die Bandbiographie: Bis 2011 waren die Bandmitlieder „voll auf die Musik fokussiert und haben auch dafür alles zurückgestellt“, erinnert sich Hennig. Man nahm drei Alben und eine EP auf, spielte Shows, die Baxter bis nach Paris im Vorprogramm von No Use for a Name trugen. Aber irgendwann war der Punkt gekommen, an dem man „parallel dazu natürlich trotzdem geschaut hat, wo geht’s dann im echten Leben hin“, so der Schlagzeuger. Denn: „Wenn man davon leben will, dann macht man keine Punkmusik.“ Die Band löste sich schließlich auf, Familien wurden gegründet und bürgerliche Berufe ergriffen. „Und trotzdem ist ja in uns drin, was in uns drin ist, und das wird auch immer so bleiben“, sagt Hennig – der seines Zeichens Lehrer ist.

Seit 2015 wieder als Band vereint

Und wie es eben so ist: „Irgendwann juckt’s halt so in den Fingern.“ Um den Wechsel zum Jahr 2015 haben die Vier begonnen, sich wieder als Band zu treffen. Bald darauf spielten sie ein Konzert bei der „Mannheim sagt Ja!“-Aktion im Capitol, 2021 und 2022 entstand dann in Eigenproduktion das neue Album (nur Mix und Mastering übernahm Produzent Manuel Renner von den Mannheimer Überlärm Studios). Das Release-Konzert ging am 18. März im Weinheimer Café Central über die Bühne. Die Platte wird auf allen gängigen Streamingplattformen verfügbar sein und kann als CD unter anderem über die Homepage der Band bezogen werden.

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