Mit der "Bullyparade" haben sie in den 90er Jahren Fernsehgeschichte geschrieben. Jetzt bringen Michael "Bully" Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz ihren Comedy-Klassiker auf die Kino-Leinwand. Im Gespräch mit dieser Zeitung berichten sie über die Wiederkehr.
Herr Herbig, Herr Kavanian, Herr Tramitz: 1997 wurde die "Bullyparade" zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt. 20 Jahre später folgt nun der Kinofilm. Wie blicken Sie zurück?
Rick Kavanian: Wenn ich die Dinge von damals sehe, merke ich erst, welches Privileg und welche Freiheit wir hatten. Wir durften etwas machen, was wirklich aus uns kam. Wir haben alles selber erfunden und gemeinsam gedreht. Wie viel man dabei lernen konnte und ausprobieren durfte, ohne beschnitten zu werden! Für mich ist das die Ursuppe, aus der ich heute noch schöpfe, wenn ich solo auf der Bühne oder vor der Kamera stehe. Michael "Bully" Herbig: Im Zuge des Kinofilms entstehen plötzlich auch noch weitere Nebenschauplätze. So entstand auch das Buch "20 Jahre Bullyparade", wodurch mir Fotos von früher in die Hände fielen. Da dachte ich nur: Wahnsinn! Das sind ja Babyfotos von uns, was für Bubis waren wir damals noch. Es gab auch sicherlich viel Mist, den wir gedreht haben, gerade für die ersten drei Staffeln, die ich vor allem als Stress in Erinnerung behalten habe. Weil wir viel im Nebel gestochert haben, weil wir uns ja selber noch finden mussten. Aber es ist auch ziemlich viel gutes Zeug dabei raus gekommen. Christian Tramitz: Anfangs waren wir zu brav in unseren Sketchen. Irgendwann haben wir losgelassen und sagten uns, jetzt orientieren wir uns mal an Monty Python oder an den Zucker-Brüdern. Da sind uns einige Sachen ganz gut gelungen.
Warum haben Sie dann 2002 die "Bullyparade" eingestellt?
Herbig: Man darf nicht vergessen, dass die "Bullyparade" anfangs kaum geguckt wurde. Dieser Erfolg, von dem heute so gesprochen wird, kam erst nach "Der Schuh des Manitu". Plötzlich haben sich die Zuschauerzahlen der TV-Show verdoppelt. Deswegen war es auch eine schwierige Entscheidung aufzuhören. Aber wir sagten uns schon während der fünften Staffel, jetzt wird's heftig. Wir haben damals mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Frauen. Wir waren fast schon eine WG, also haben wir bei der sechsten Staffel gesagt, das ist ein super Moment. Lass uns hier aussteigen, bevor sie uns vom Hof jagen.
"Der Schuh des Manitu", "(T)raumschiff Surprise" und "Lissi und der wilde Kaiser" waren Kino-Ableger der "Bullyparade". Warum haben es nicht mehr Figuren der Serie auf die Leinwand geschafft?
Herbig: Genau das war das Ding! Ich dachte mir, die "Bullyparade" ist ein Riesenpool an Figuren, lass uns daraus einen Episodenfilm machen. Dabei fragten wir uns, auf welche Figuren haben wir Lust und welche wollen die Leute sehen. Das kann man heutzutage ziemlich leicht über Facebook abfragen, und das war dann auch ziemlich deckungsgleich mit unseren Favoriten.
Herr Kavanian, im Kinofilm haben Sie einen Ihrer größten Auftritte in einem Nacktkostüm. Haben Sie Bully dafür gehasst, als Sie das drehen mussten?
Kavanian: Bully rief mich aus dem Auto an, dass er gerade eine Show in Las Vegas gesehen hätte und vor Lachen auf dem Boden lag. Dann sagte er, du musst dich auch nicht ausziehen, sondern hast einfach so einen Anzug an. Da dachte ich noch, das kann man ja mal machen. Als er auch noch von der Behaarung sprach, wurde ich neugierig. Als ich mich schließlich in dem Anzug sah, fand ich es schon demütigend. Aber ich dachte, je mehr ich leide, desto mehr lacht der Zuschauer.
Jetzt mal eine ganz provokante Frage, die Fans seit vielen Jahren umtreibt: Sind Winnetou und Old Shatterhand schwul?
Herbig: Wir waren nicht dabei, wir wissen es nicht. Da muss man Karl May fragen, aber der ist tot. Viele Jahre nach "Der Schuh des Manitu" habe ich das erste Mal ein Karl-May-Buch gelesen und musste mich da echt durchquälen. Man könnte sicherlich etwas Homoerotisches hineininterpretieren. Aber selbst wenn, wäre es doch auch egal.
Auch zwischen Mr. Spuck und Käpt'n Kork knistert es im Kinofilm wieder. Wie stellt man als Heterosexueller Homoerotik dar?
Herbig: Das ist das größte Missverständnis seit gefühlten 20 Jahren. Tramitz: Wir haben die Figuren nicht deswegen angelegt, um Homosexuelle zu karikieren. Es ging uns eher um eine bestimmte Tonalität und nicht um eine sexuelle Haltung.
Drei Männer, denen der Schalk im Nacken sitzt
- Michael "Bully" Herbig, geboren, 1968 in München, feiert als Komiker, Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Synchronsprecher und Produzent Erfolge. Bekannt wurde er durch die TV-Sendung "Bullyparade" (1997-2002) und die Filme "Der Schuh des Manitu" (2001) und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" (2004).
- Der Schauspieler Christian Tramitz, geboren 1955 in München, wurde durch die "Bullyparade" bekannt. Er entstammt der österreichischen Schauspieler-Dynastie Hörbiger. Populär ist er auch als Synchronsprecher und Komiker.
- Richard Horatio "Rick" Kavanian, geboren 1971 in München, studierte 1995/96 am New Yorker Lee Strasberg Theatre Institute Schauspiel. Mit der "Bullyparade" wurde auch er bekannt. Der Komiker armenischer Herkunft stand bereits mit mehreren Comedy-Programmen auf der Bühne.
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