Wiesbaden. Mit einigen Jahren Verspätung hat „MeToo“ auch die Rockmusik erreicht. Am Thema Rammstein und „Row Zero“ kam in den vergangenen Wochen kaum jemand vorbei, die politische Punkband Anti Flag löste sich nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen den Sänger umgehend auf.
Der Schlachthof Wiesbaden setzt auf seine Art und Weise ein Ausrufezeichen in dieser Debatte. Beim ausverkauften Abend im Kesselhaus mit Bad Cop Bad Cop und ihrer Vorband The Venomous Pinks stehen ausschließlich Musikerinnen auf der Bühne – die beweisen, dass zündender Punkrock keine Männerdomäne sein muss. Historische Vorbilder wie L7 oder Hole lassen schön grüßen.
Während sich The Venomous Pinks aus Arizona durch ein 35-Minuten-Set prügeln, das Referenzpunkte zwischen The Gaslight Anthem, den Ramones und sogar dem Hardcore von Sick Of It All findet, können Bad Cop Bad Cop durch jahrelanges Touren schon auf eine gewachsene Fanbase zurückgreifen. Dass Fat Mike von NOFX das Talent der Südkalifonierinnen früh entdeckte und sie beim ikonischen Punklabel Fat Wreck Chords unter seine Fittiche nahm, brachte die internationale Karriere des Vierers aus Los Angeles richtig in Fahrt.
In Wiesbaden werden 400 Zuschauer Augenzeuge davon, dass Bad Cop Bad Cop auch nach quasi endlosen Touren keinerlei Abnutzungserscheinungen zeigen. Melodischer Westküsten-Punkrock mit viel Biss, auch in den feministisch und politisch angehauchten Texten. In „Pursuit Of Liberty“ bekommen Trump und Konsorten ihr Fett weg, „Safe And Legal“ ist ein unmissverständliches Statement zur neuerdings extrem verschärften Abtreibungsgesetzgebung in den USA. Nach 75 Minuten steuert die Party mit dem selbst erklärenden „Womananarchist“ auf die Zielgerade zu – an diesem von einer jederzeit freundlichen Stimmung getragenen Abend hatten definitiv alle ihren Spaß. Also Männer und Frauen.
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