Rock

The Gaslight Anthem in Wiesbaden: Am Ende ist die alte Euphorie zurück

Lange war die Zukunft von The Gaslight Anthem offen: Im ausverkauften Schlachthof Wiesbaden feiern 2500 Zuschauer die Rückkehr der Alternative-Rock-Helden. Beim furiosen Finale geht es hoch her

Von 
Alexander Müller
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Sänger Brian Fallon von The Gaslight Anthem. © dpa

Wiesbaden. Als The Gaslight Anthem auf der Tour zu ihrem Durchbruchsalbum „The 59 Sound“ im Februar 2009 in Wiesbaden spielten, kochte die Stimmung im kleinen Kesselhaus. Von alten Belüftungsrohren an der Decke warfen sich Wagemutige in die Menge, es herrschte selige Euphorie um die Band aus New Jersey, die den American Rock ihres Idols Bruce Springsteen und Punkrock zu einer explosiven Mischung vereinten.

15 Jahre ist nicht nur der Wiesbadener Schlachthof grundsaniert worden, auch die Reaktionen des mittlerweile mittelalten Publikums fallen ein wenig gesetzter aus. Die Vorfreude unter den 2500 Zuschauern in der ausverkauften Halle ist am Dienstagabend dennoch spürbar: The Gaslight Anthem hatten sich in den vergangenen Jahren rar gemacht, nur noch vereinzelt live gespielt, Sänger Brian Fallon eine Solo-Karriere gestartet. Das starke „History Books“ (inklusive einer Springsteen-Kollaboration!) ist die erste neue Platte seit 2014.

Diese Comeback-Vibes nehmen die US-Amerikaner auf – und verwandeln sie in eine packende 100-Minuten-Show, die gegen Ende sogar die Euphorie der Anfangstage wiederzubeleben weiß. Fallon geht in seinen Ansagen nicht darauf ein, dass die Zukunft der Band bis vor zwei Jahren noch komplett offen war. Die Jungs aus Jersey beantworten diese Frage lieber mit riesiger Spielfreude – Band-Klassiker wie „Old White Lincoln“ oder „Great Expectations“ werden gleich zu Beginn rausgehauen.

Das neue Album wird mit nur drei Songs überraschend spärlich eingesetzt, sorgt mit der wunderbaren Mid-Tempo-Nummer „Weatherman“, die gemeinsam mit Emily Wolfe aus dem Vorprogramm gespielt wird, aber für einen wunderschönen Moment. Die Stimmung im Saal wirkt dabei ein wenig zurückhaltend - bis The Gaslight Anthem am Ende noch einmal mehrere Gänge hochschalten. Das „Sad-But-True“-Metallica-Intro vor „American Slang“ kündigt ein furioses Finale an: „45“, „The 59 Sound“, „The Backseat“. Es geht zack, zack, zack. Jetzt tobt die Menge und fühlt sich daran erinnert, dass es immer noch ein bisschen so sein kann wie 2009. Als The Gaslight Anthem sich mit denkwürdigen Shows wie im kleinen Kesselhaus anschickten, die Rock-Welt zu erobern.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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