Garten-Kolumne

Kreative Pflanzkübel aus Gummistiefeln, Töpfen oder Autoreifen

Von 
Daniela Hoffmann
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Frisch eingepflanzt: der Salat im bemalten Autoreifen. © Daniela Hoffmann

„Ich bring Ihnen de dickschde Schlappe, den mer henn“, erklärt der Mann im Autohaus und lacht, nachdem ich nach einem ausgedienten Autoreifen für ein Gartenprojekt gefragt habe. Schon kurze Zeit später kommt er mit einem wirklich breiten Reifen aus der Werkstatt. „Da wird der Salat bestimmt prima drin wachsen“, schießt es mir durch den Kopf. Doch davon erwähne ich nichts, sage stattdessen nur „vielen lieben Dank“. Mein freundliches Gegenüber hält meine Idee vermutlich bestenfalls für abgefahren – oder mich für völlig durchgedreht. . .

Dabei haben meine Familie und ich seit einiger Zeit ein Faible für kreative Pflanzkübel. Angefangen hat alles mit einem pinkfarbenen Mehrzweckkorb. So einem, mit dem man im Garten normalerweise Unkraut einsammelt. Dafür war das Behältnis uns allerdings viel zu schade. Wir ließen erstmal das Unkraut in unseren Beeten stehen, haben in den Boden des Kunststoffkorbs Löcher gebohrt und ihn mit einer violett blühenden Spinnenblume bepflanzt. Der Arbeitskorb mit seinen fast 40 Zentimetern Durchmesser ist für sie ideal, denn die anfangs zierliche Sommerblume nimmt bis Oktober die Ausmaße eines Buschs an.

Viele Gefäße haben bei uns so eine neue Aufgabe bekommen. In der alten Milchkanne meiner Oma wachsen in dieser Saison beispielsweise Hängeerdbeeren. Die ersten Früchte werden schon langsam rot.

In einem weißen Email-Topf aus dem Hollandurlaub, der nach einem Kochunfall in der Küche nicht mehr zu gebrauchen war – die Kartoffeln waren völlig angebrannt –, gedeiht inzwischen Pfefferminze.

Einen schnöden viereckigen Holzkübel vom Baumarkt haben die Kinder in peppigen Trendfarben bepinselt. Ob die Bienen ihn deshalb so gerne besuchen oder wegen der darin stehenden Prachtscharte, die ihnen als Futterpflanze dient – wer weiß?

Der Vorteil am Gärtnern im Topf ist jedenfalls, dass die einzelnen Pflanzen das Umfeld bekommen, das sie am meisten mögen. Der Heidelbeerstrauch kriegt die saure Erde in den Kübel, der Thymian ein durchlässiges, sandiges Substrat. Auch Sonnen- oder Schattenplätze können Hobbygärtner ganz nach Belieben ihrer grünen Schützlinge aufteilen.

Um Staunässe zu vermeiden, ist der Akkubohrer, bisweilen auch eine stärkere Bohrmaschine, mit das wichtigste Utensil beim Herstellen kreativer Pflanzgefäße. Über den so mit Löchern versehnen Boden kommt dann eine Dränageschicht – beispielsweise aus Blähton. Ein wasserdurchlässiges Vlies darüber verhindert, dass die danach eingefüllte Erde ausgeschwemmt wird. Feuchtigkeitsempfindliche Kübelwände – etwa aus Holz – sollten zudem mit einer Folie geschützt werden.

Ein zweites Leben haben nun auch die Gummistiefel, die den Kindern zu klein geworden sind. In ihnen gedeihen inzwischen Strohblumen und Buntnesseln. Mein Sohn – bei der großen Schwester und den kleinen Cousinen als Junge deutlich in der Unterzahl – droht beim Durchlöchern der Sohlen von Einhorn-, Herzchen- und Feen-Schuhen ein bisschen den Rappel zu bekommen. Seine Dino-Stiefel sind da wohl kaum ein Trost.

Für ihn schleppe ich jetzt den Reifen aus dem Autohaus in den Garten. Wir machen ihn zusammen sauber, füllen ihn mit Erde, bemalen und bepflanzen ihn. Die Wahl ist auf roten Salanova, Batavia und Eichblatt-Salat gefallen. Ich hoffe, die Köpfe wachsen turbomäßig. Dann bringe ich dem freundlichen Herrn aus dem Autohaus vielleicht einfach einen Salat vorbei. . .

Die Autorin

Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.

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