Leinen los heißt es mit der Vasco da Gama von Nicko Cruises im Hafen von Piräus nahe Athen zu einer Fahrt, die zwischen Griechenland und der Türkei die berühmten Stätten der Antike ansteuert.
Erste Station der Reise ist Mykonos. Der Auftakt könnte nicht schöner sein – bereits am Morgen strahlender Sonnenschein, der sich auf dem blauen Meer spiegelt. Schon vom Tenderboot aus offenbart sich die Schönheit des Eilands. Sofort ins Auge sticht dabei die blaue Kuppel der Agios Nikolaos Kirche. Wie auf einer Postkarte stehen die weiß gekalkten Häuser mit den in leuchtendem Blau gestrichenen Türen und Fenstern entlang der schmalen Gassen. Im Hafen und in „Klein-Venedig“, so benannt, weil es während der venezianischen Besetzung entstand, laden zahlreiche Tavernen, Restaurants und Cafés mit Meerblick nach einem Bummel durch die engen Gassen der malerischen Altstadt zum Verweilen ein. Die berühmten Windmühlen aus dem 16. Jahrhundert am Hafen bieten eine malerische Kulisse für einzigartige Erinnerungsfotos.
Antiker Hafen
Am nächsten Morgen legt das Schiff im türkischen Badeort Kusadasi an. Die Stadt liegt in der Nähe der vermutlich wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten der Türkei: Ephesus. Die antike Hafenstadt, zur Zeit des Römischen Reiches die größte Stadt Kleinasiens und heute Unesco-Weltkulturerbestätte, lässt die einst blühende Metropole nachempfinden. Die antiken Ruinen, darunter das prachtvolle Große Theater, die Celsus-Bibliothek und der Tempel der Artemis, sind Zeichen einer reichen Geschichte und Kultur und geben Einblicke in die Blütezeit der griechisch-römischen Kultur.
Es ist schon ein faszinierendes Gefühl, wenn man auf alten Steinen läuft, wo auch schon Marcus Antonius, Kleopatra, Alexander der Große oder die Jungfrau Maria entlang geritten sein sollen. Hier befand sich auch das Grab von Johannes.
Blick über Pergamon
Dikili, eine unscheinbare türkische Hafenstadt, ist am nächsten Tag das Ziel und Ausgangspunkt für einen Ausflug zur antiken Stadt Pergamon. Majestätisch thront die historische Stadt Pergamon mit ihrer Akropolis und dem Amphitheater auf einer Hochebene mit einem spektakulären Blick über das Tal und der heutigen Stadt Bergama. Mit einer Gondelbahn erreicht man die Überreste der antiken Stadt, einst das bedeutendste Kulturzentrum des Hellenismus, wo auch das Pergament erfunden und im großem Maße produziert wurde.
Sehenswert sind das Hangtheater von Pergamon für an die 10 000 Zuschauer und die Überreste des in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus erbauten berühmten Altars des Zeus, der heute vollkommen restauriert im Berliner Pergamonmuseum steht.
So schlecht scheint man das nicht zu finden, wenn der Tourguide erzählt, dass er froh darüber sei, da der Tempel in der Türkei wohl sonst „nach und nach bei Nacht und Nebel für Bauzwecke genutzt worden wäre“. Doch auch in Berlin wird er die nächsten Jahre nicht zu besichtigen sein, da das berühmte Pergamonmuseum ab Oktober 2023 für vier Jahre wegen einer Grundinstandsetzung geschlossen wird.
Im griechischen Volos, einem malerischen Hafen an den Ausläufern des Pilion-Gebirges, wo die beeindruckenden Metora-Klöster Klöster (Meteora bedeutet auf Griechisch „in der Luft schwebend“) auf steilen, bizarr geformten Sandsteinfelsen thronen. Auch heute noch ist es eine der wichtigsten Pilgerstätten der griechisch-orthodoxen Kirche und Unesco-Weltkulturerbe. Sechs von einst 24 Klöstern kann man noch besichtigen. Erst seit dem 20. Jahrhundert sind sie über Treppen zugänglich, in früheren Zeiten waren sie gewollt fast unerreichbar. Aufgrund der glatten Felsen konnten die Klöster nur mit Hilfe von handbetriebenen Seilwinden, eingepackt in Netzen, und über Strickleitern erreicht werden. Die faszinierende Architektur, die atemberaubenden Fresken und die spirituelle Atmosphäre sind beeindruckend, wie auch Panoramaaussicht auf die umliegende Landschaft.
Von diesem Ort der Spiritualität geht die Kreuzfahrt weiter zur idyllischen Insel Skiathos, die für ihre weiß getünchten Häuser, ihre smaragdgrünen Buchten und sandigen Strände bekannt ist, aber auch durch Hollywood und ihren Ruf als Partyinsel. Wurde hier doch größtenteils der Abba-Blockbuster mit Meryl Streep und Pierce Brosnan gedreht, aber bereits in den 1960er-Jahren wollten die Beatles die gesamte Insel kaufen. Ein Glück, dass es ihnen nicht gelang. Das Ambiente der Insel ist einfach grandios und lädt dazu ein, die Seele baumeln zu lassen.
Das Kontrastprogramm ist Thessaloniki, die zweitgrößte Stadt Griechenlands und eine lebhafte Metropole mit einer reichen Geschichte und Kultur. Byzantinische Kirchen wie die nach dem Entwurf der berühmten Hagia Sophia erbauten Agia Sofia, die Rotonda, das Archäologische Museum, das Forum Romanum, der Weiße Turm, die Altstadt und auf der anderen Seite ein pulsierendes Stadtzentrum, ein einzigartiges Zusammenspiel von Geschichte und Moderne erwartet die Besucher.
Nicht minder beeindruckend ist Kavala als Ausgangspunkt für einen Besuch der spektakulären Alistrati-Höhle mit faszinierenden Formationen von Stalaktiten und Stalagmiten oder der archäologischen Stätte Philippi.
Von dem türkischen Kepez, dem letzten Hafen vor Istanbul, geht es zur sagenumwobenen Stadt Troja, in deren Ruinen die Geschichten von Helden und Göttern um den trojanischen Krieg herum in Gedanken fast lebendig werden, auch dank der beeindruckenden Nachbildung des Trojanischen Pferdes.
Nun verlässt die Vasco da Gama Kurs die Ägäis und nimmt Kurs auf Istanbul. Dabei gleitet sie durch die Meerenge der Dardanellen, Schauplatz vieler Kämpfe in den Jahrtausenden, vor allen Dingen auch des Massakers von Gallipoli im Ersten Weltkrieg. Auch heutzutage sind die vielen vorbeifahrenden Getreideschiffe Zeichen des nahen Krieges in der Ukraine.
In der Metropole Istanbul, die einzige Stadt, die auf zwei Kontinenten, Europa und Asien, erbaut wurde, treffen Zeugnisse zweier Kulturen aufeinander, des Byzantinischen und des Osmanischen Reiches – hieß sie früher doch auch Byzanz und Konstantinopel. Heute ist die Millionenstadt ein Schmelztiegel von Kulturen, Traditionen und Moderne.
Beeindruckende Architektur
Die beeindruckende Architektur der Blauen Moschee, die Pracht der Hagia Sophia, die historischen Schätze des Topkapi-Palastes, der Taksim Platz, der Galataturm und die quirligen Basare sind nur einige der beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Am meisten fasziniert die Cisterna Basilica, eine riesige spätantike Zisterne, auch Versunkene Stadt genannt, und bekannt aus einem James-Bond Film. Medusenköpfe, ständig wechselnde Lichtspiele und eine farbige Beleuchtung der 336 im Wasser stehenden Säulen, die das Gewölbe tragen, erzeugen eine mystische Stimmung.
Mit einer Bootsfahrt auf dem Bosporus und einem herrlichen Blick auf die Skyline der Stadt endet die Reise, die zu den Wurzeln der westlichen Zivilisation mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte, antiker Kulturen und atemberaubenden Landschaften führt, von antiken Ruinen bis hin zu malerischen Dörfern.
Im Gegensatz zu großen Kreuzfahrtschiffen, wo Animation oder Wasserrutschen für ständige Unterhaltung sorgen, ist die Atmosphäre auf der Vasco da Gama mit ihren 1000 Passagieren ruhig und entspannt.
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