Alles bewegt sich. Es quietsch, pfeift, rasselt und klappert, es rattert und knirscht. Die Räder drehen sich. Im Basler Museum Tinguely sind die wichtigsten Werke des Schweizer Bildhauers Jean Tinguely ausgestellt, der vor allem wegen seiner beweglichen Maschinenskulpturen bekannt ist. Dort sind gleichermaßen Kunstkenner und Familien mit Kindern unterwegs, denn wohl kaum ein Werk eines modernen Künstlers ist so kindgerecht wie das das von Tinguely.
Maschinen, durch die man laufen kann, über die Brücken führen oder die auch mal einen Wasserfontäne ausstoßen – leichter kann man Kinder in keine Kunstmuseum locken. Dass vor dem Eingang des Museums eine Plastik der berühmten Bildhauerin Niki de Saint Phalle steht, ist eigentlich nur konsequent. Mit ihr war Tinguely in zweiter Ehe verheiratet.
Ab in den Brunnen
Wer nicht sicher ist, ob ihm die Kunst Tinguelys gefällt und ob sich entsprechend ein Museumsbesuch lohnt, für den gibt es vor dem Stadttheater einen Teaser. Dort steht der Fasnachtsbrunnen, mit seinen wasserspukenden Fantasiefiguren, den alle Basler nach seinem Schöpfer nur Tinguely-Brunnen nennen. Weil das Brunnenbecken extrem flach ist und das Wasser darin nie gewechselt wird, hat der Fasnachtsbrunnen nahezu ein Alleinstellungsmerkmal. In ihm darf man nicht baden.
Was in den Brunnen anderer Städte der Normalfall ist, ist in Basel die absolute Ausnahme. Nur in drei der über 300 Brunnen herrscht Badeverbot. Wen die Sommerhitze quält, steigt zum Abkühlen in ein Brunnenbecken seiner Wahl. Das ist erlaubt und auch nicht gefährlich, denn das Nass sprudelt in Trinkwasserqualität.
Seerosen auf dem Teich
Über 300 000 Kunstwerke aus acht Jahrhunderten, ausgestellt in drei Gebäuden – das ist die Kurzbeschreibung des Basler Kunstmuseums. Im Altbau haben, durchaus passend, die Alten Meister das 19. Jahrhunderts ihre Heimat gefunden, im Neubau wird Kunst ab 1950 ausgestellt. Die aktuellen Trends – Wegbereiter und Umstrittene – sind im Haus für die Gegenwartskunst am St. Alban-Rheinweg 60 zu sehen.
Kunst in Hülle und Fülle
Wer alle Kunstmuseen und auch nur eine Auswahl der unzähligen Galerien der Stadt besuchen will, für den reicht ein einziger Besuch in Basel nicht aus. Zumal im Vorort Riehen noch eines der bedeutendsten Privatmuseen Europas wartet. Mit der Straßenbahn geht es hinaus zur Fondation Beyeler. Dort beginnt das Staunen schon bevor man die Innenräume betritt. Der flache Museumsbau von Renzo Piano ist selbst ein Kunstwerk der Extraklasse. Seine großen Fensterfronten öffnen sich zum Park hin. Mit seinem Seerosenteich hätte er Claude Monet, der selbstverständlich auch in der Sammlung mit einigen seiner Gemälde vertreten ist, sicher zu einem weiteren Meisterwerk inspiriert. Schaut man auf die Namen der ausgestellten Künstler, wundert es nicht, dass die Fondation Beyeler das mit Abstand meistbesuchtes Kunstmuseum der Schweiz ist. Henri Matisse, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, Piet Mondrian, Mark Rothko, Anselm Kiefer, Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Paul Klee, Max Ernst, Piet Mondrian, Andy Warhol, Neo Rauch und Georg Baselitz: Die Liste berühmter Namen ließe sich noch lange fortführen – rund 250 Werke der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst hängen an den Wänden der Fondation.
Wer nach dem Museumsbesuch etwas Abkühlung braucht, steigt mit einem Wickelfisch auf dem Rücken in den Rhein und lässt sich von dem breiten Strom, an der Altstadt vorbei, ein paar Kilometer mit auf die Reise nehmen.
Im Wickelfisch, einem wasserdichten Schwimmsack in der Form eines Fischs, kann man seine Kleider und ein Handtuch trocken ans Ziel seiner Wasserfahrt mitnehmen. Er ist eine Basler Erfindung und entsprechend eines der beliebtesten Mitbringsel aus der Kunstmetropole am Rhein.
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