Wenn die Kinder größer werden, kann man die Wörter süß und niedlich komplett aus seinem Vokabular streichen. Sollten Eltern sie dennoch versehentlich aussprechen, sind Mütter und Väter vor allem eines: peinlich. Überhaupt muss alles einen höheren „Coolness-Faktor“ haben. Das habe ich bei den Plänen für die Sommerferien festgestellt. Und so konnte ich meine Prä-Pubertiere wieder für neue Gartenprojekte begeistern.
Projekt 1: Grünes zum Naschen
Wir lassen eine Candybar entstehen – mit kleinen Früchten und Kräutern, die geschmacklich oder vom Geruch an Süßigkeiten erinnern. Dazu braucht man lediglich Platz für ein paar Blumentöpfe. Das Vorhaben funktioniert also auch gut auf einem Balkon. Wir nehmen normale Tontöpfe und meine Nachwuchsgärtner malen sie mit Lollis, Bonbons und Muffins an. Dann fahren wir in den Gartenmarkt, wählen ausgiebig und kaufen eine ganze Kiste mit spannendem Grün.
Ein Muss ist für die Kinder beispielsweise Cola-Kraut. Gibt’s tatsächlich und riecht schon beim Verreiben in der Hand nach der braunen Limonade. Dazu kommt Stevia, auch Süßkraut genannt, das vielfach als Zuckerersatz verwendet wird. Schokominze, die an die Täfelchen in der grünen Packung erinnert. Und wirklich fruchtiger Ananassalbei.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
Auch Erdbeerpflanzen kommen zu Hause in bunte Töpfe. Zudem versuchen wir unser Glück mit zwei Pflanzen, die ursprünglich von weither kommen: Zum einen mit der Melonenbirne, einem krautigen Nachtschattengewächs, das bis zu einem Meter hoch werden soll. Ihre Früchte geben der ursprünglich aus den Anden stammenden Pflanze den Namen. Sie schmecken wohl nach einer Mischung aus Melone und Birne. Wir sind gespannt. . .
Zum anderen testen wir die Ananaskirsche (Physalis pruinosa), ebenfalls ein Nachtschattengewächs, das aus den Gebirgszügen Südamerikas kommt. Sie ist verwandt mit der bei uns wesentlich bekannteren Andenbeere (Physalis peruviana) und trägt wie sie Früchte, die lampionartig in Blätter gehüllt sind.
Projekt 2: Eisiges aus dem Beet
Was in der Candybar wächst, eignet sich zum Verfeinern von Nachtisch, zum Kochen von Eistee oder zum Naschen im Vorbeigehen. Besonders cool ist es für die Kinder aber auch, mit Freunden kühle Drinks zu mixen. Ohne Alkohol versteht sich, dafür aber mit besonderen Eiswürfeln. So pflücken wir im Garten rote Himbeeren, schwarze Johannisbeeren, Lavendelblütchen, Gänseblümchen oder junge Blätter von der Zitronenmelisse. Die werden eingefroren und sorgen in Gläsern mit Saftschorle schon bald für einen Wow-Effekt.
Projekt 3: Unglaubliche Blüten
Dass sich Pusteblumen konservieren lassen, habe ich erst selbst nicht geglaubt. Doch es funktioniert. Dazu muss man die Blüte des Löwenzahns abschneiden, wenn sie sich nach ihrem gelben Stadium schließt, und mit einem Zahnstocher aufspießen. Wenn sich die Blüte kurze Zeit später wieder als Pusteblume öffnet, muss schnell Haarspray her. Wir haben unsere Exemplare kräftig eingenebelt. Dadurch sind die Blüten hart geworden. Damit sie nicht schimmeln, haben wir sie noch einige Tage stehenlassen und schließlich in ein Glas mit bemaltem Schraubverschluss gelegt. „Sieht echt süß aus“, sagt meine Tochter da plötzlich. Ich muss fast lachen. Das allerdings ginge gar nicht. Denn die ganze Coolness wäre dann einfach dahin. . .
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