Garten-Serie

Diese Nützlinge haben einen großen Appetit auf Läuse

Von 
Daniela Hoffmann
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Sie bringen so manchen Hobbygärtner zur Verzweiflung: Läuse, die – kaum ist es ein bisschen wärmer – die Rosen bevölkern, oder Nacktschnecken, die gleich die erste Salaternte des Jahres zunichtemachen. Wer dann nicht zu Chemie greifen möchte, kann auf Nützlinge setzen. Doch wie kommen die tierischen Helfer in den Garten? Gabriele Baier, Vorsitzende der Mannheimer Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kann mit einigen Tipps weiterhelfen.

„Grundsätzlich hilft, naturnah zu gärtnern“, erklärt die Biologin. Das beginnt schon bei der Pflanzenauswahl. Denn gesunden, starken Stauden, Gräsern und Gehölzen können Krankheitserreger und Schädlinge einfach viel weniger anhaben als ihren schwächelnden Beet-Nachbarn. Daher rät Gabriele Baier, besser auf heimische Pflanzen zu setzen. „Denn die Exoten sind oft überzüchtet.“

Erstmal Ruhe bewahren

Außerdem ist zu viel zurückschneiden und wegräumen im Garten absolut tabu, betont sie. Stattdessen gilt es, viele verschiedene Strukturen und Lebensräume zu schaffen, in denen sich die Nützlinge wohlfühlen – wo sie etwa nisten oder überwintern können. „Und wenn dann die Läuse auftauchen, kann man sie entweder mit den Fingern abstreifen – oder einfach erstmal Ruhe bewahren“, rät die BUND-Vorsitzende lachend. Das mag zunächst schwerfallen, wenn sich die Tierchen, die je nach Art grün, rotbraun oder schwarz gefärbt sind, im Frühjahr plötzlich rasant vermehren. „Doch die Marienkäfer und Florfliegen kommen schon bald und bringen ordentlich Appetit mit“, beruhigt Gabriele Baier. So kann ein Marienkäfer an einem Tag zwischen 50 und 150 Blatt-, aber auch Schildläuse verputzen. Besonders hungrig ist ebenfalls sein Nachwuchs. Deshalb legen die Weibchen ihre Eier gerne auf besonders befallenen Pflanzen ab.

Auf dem Speiseplan der Meisen

Nach ein paar Tagen schlüpfen dort die Larven, die nicht umsonst als Blattlauslöwen bezeichnet werden. Schließlich vertilgt ein einzelnes Exemplar bis zur Verpuppung zwischen 400 und 600 Läuse. Fachleute des Umweltbundesamts haben auf dieser Basis errechnet, dass damit die Nachkommenschaft eines einzelnen Marienkäfers wohl über 100 000 Schädlinge pro Saison frisst. Und so stellt sich im Laufe des Sommers ein Gleichgewicht zwischen Läusen und Käfern ein.

Kein Wunder also, dass der Marienkäfer vielen Gärtnern in der Tat als Glückskäfer gilt. „Doch es gibt noch mehr Fressfeinde, die Blattläuse als echte Leckerbissen empfinden“, sagt Gabriele Baier. Dazu gehören etwa die Larven der Florfliegen, der Schwebefliegen und der Schlupfwespen. Aber auch bei Vögeln wie Meisen, Amseln oder Spatzen stehen Blattläuse auf dem Speiseplan. Damit die entsprechenden Nützlinge in den eigenen Garten kommen und auch dort bleiben, hilft es, für sie ein gutes Umfeld zu schaffen, erläutert die Naturschützerin. Meisen, die zu den Höhlenbrütern gehören, freuen sich im Frühling beispielsweise über entsprechende Nistkästen, Amseln bauen unter anderem gerne in Kletterpflanzen ihr Nest.

„Erwachsene“ Florfliegen sind dankbar für nektarreiche Blüten – ebenso die Schwebefliegen. Eine möglichst artenreiche Bepflanzung trägt also dazu bei, dass viele nützliche Insekten entsprechende Futterpflanzen finden. Aber auch geeignete Winterquartiere können Hobbygärtner schaffen. Etwa, indem sie Laubhaufen auftürmen, wohin sich Marienkäfer in der kalten Jahreszeit zurückziehen können. Dort treffen die Insekten mitunter auf den Igel, denn auch dieser stachelige Zeitgenosse macht es sich zum Winterschlaf in Haufen aus Laub, Reisig und totem Holz bequem. Im Frühjahr erwacht er dann mit großem Kohldampf. Weil er aber alles andere als ein Vegetarier ist, brauchen sich Gartenbesitzer wegen des Igels um ihr Obst und Gemüse keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Denn der nächtliche Jäger freut sich beispielsweise, wenn er zu später Stunde Schnecken zwischen den Salatköpfen findet, die zu seinen Leibspeisen gehören.

Weniger dichte Zäune

„Allerdings haben Igel riesige Reviere“, betont Gabriele Baier. Wer ihn also zu Besuch haben möchte, sollte darauf achten, dass der Zaum zum Nachbarn nicht allzu dicht und nach unten hin offen ist. Denn das verschafft den stachligen Gesellen die notwendige Bewegungsfreiheit.

„Auch Erdkröten fressen gerne Nacktschnecken“, weiß die Mannheimer BUND-Vorsitzende. Wenn sich diese Amphibien also auf dem eigenen Grundstück einstellen, haben Gartenbesitzer ebenfalls Glück. Das kann etwa der Fall sein, wenn sich dort ein naturnaher Teich befindet, den die Erdkröten zum Laichen nutzen. Für amphibienfreundliche Lebensräume können Hobbygärtner jedoch auch sorgen, indem sie wiederum Reisig- und Laubhaufen aufschichten oder eine alte Steinmauer schlicht unverfugt lassen.

Redaktion

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