Drei junge Löwen schlafen erschöpft, daneben liegt ein Büffel, den sie nachts getötet haben. Die Löwen haben nur den Schwanz und den Rücken angenagt, für mehr reichte die Energie nicht mehr. Doch sie kommen nicht mehr dazu, die Beute in Ruhe zu verspeisen. Als die Löwen durch einen Artgenossen abgelenkt sind, stürzen sich lauernde Hyänen auf den toten Büffel. Sie fressen gierig und schnell. Als die Löwen zurückkehren, können sie die Hyänen zwar verjagen. doch die Freude währt nur kurz. Zwei weitere Männchen mit mächtiger Mähne kommen urplötzlich aus dem Nirgendwo, vertreiben ihrerseits die jungen Löwen und übernehmen die Beute. Pech gleich zweimal hintereinander.
„Hier wird jeden Tag ein neuer Krimi geschrieben, das Leben in der Wildnis ist hart“, erklärt Masco Chiyco, ein Safari-Guide, der im Vumbura Plains Camp im Nordosten des Okavango-Deltas arbeitet. Die ebenso hübschen wie zierlichen Impalas, die neugierig herschauen, können vom gefährlichen Alltag ein Lied singen.
Das Skelett eines ihrer Familienmitglieder liegt auf dem Ast eines riesigen Mahagonibaums. Es wurde Opfer eines Leoparden, die ihnen oftmals von oben auflauern.
Von möglichen Gefahren unbeeindruckt grasen in unmittelbarer Nähe einige Kudus, die größte Antilopenart Afrikas.
Botsuana
Anreise Ab Frankfurt mit Lufthansa nach Johannesburg (www.lufthansa.com), dann weiter mit Air Botswana (www.airbotswana.co.bw) oder SA Airlink (www.flyairlink.com) bis nach Maun.
Unterkunft Der Veranstalter Wilderness Safaris (www.wilderness-safaris.com) hat in mehreren Schutzgebieten in Botsuana Privatkonzessionen. In den Öko-Camps ist die Zahl der Gäste auf 10 bis 16 beschränkt. Jede Gruppe wird von einem Guide betreut. Die Preise für die All-inclusive-Unterkünfte beginnen in der Nebensaison bei knapp 600 Euro pro Person und Nacht. Weitere Anbieter: Abendsonne Afrika, www.abendsonneafrika.de, oder Geoplan Reisen, www.geoplan-reisen.de.
Aktivitäten Alle Camps bieten Wildtierbeobachtungen im Landrover (Game Drive), Safaris zu Fuß und Bootsausflüge im Motorboot oder im typischen Einbaum (Mokoro) an.
Allgemeine Informationen Fremdenverkehrsamt Botswana, www.botswanatourism.co.bw UMR
Das fast menschenleere Okavango-Feuchtgebiet im Nordwesten von Botsuana ist eines der letzten Paradiese Afrikas, zu Wasser wie zu Land. Das hat auch damit zu tun, dass sich die europäischen Kolonialmächte seinerzeit für das Land ohne Zugang zum Meer nicht interessierten und auch der in der Kalahari-Wüste versteckten Okavango-Oase keinerlei Bedeutung zumaßen. Das größte Binnendelta der Erde erstreckt sich über 15 000 Quadratkilometer und setzt sich aus vielen unterschiedlichen Ökosystemen zusammen. Gespeist wird es von den Wassermassen, die aus dem Hochland von Angola in Richtung Süden strömen, was den Wasserpegel ab Mai stark ansteigen und weite Landstriche überfluten lässt.
Das Naturwunder, das 2014 zum Unesco-Naturerbe deklariert wurde, lässt sich am besten vom Buschflieger aus bestaunen. Unten erstreckt sich ein Mosaik aus Sümpfen und Seen, sich schlangenförmig windenden Flüssen, kleinen Inseln, Bäumen und Graslandschaften. Man erkennt Giraffen und riesige Elefantenherden. Botsuana hat den größten Elefantenbestand von ganz Afrika, etwa 130 000 sind es in Summe. Diese große Population sorgt dafür, dass die Mopani-Bäume, die sonst meterhoch wachsen, auf Strauchhöhe zusammengestutzt bleiben.
Dass sich die Dickhäuter hier so gut ausbreiten konnten, hat auch mit der extrem niedrigen Bevölkerungsdichte zu tun. Botsuana, ein Land so groß wie Frankreich, hat nur vier Einwohner pro Quadratkilometer. Die Tiere ziehen in völliger Freiheit durch das Delta, was freilich Gefahren birgt. Besonders viele Exemplare findet man nordöstlich des Okavango-Deltas, nämlich im Linyanti-Flußsystem, ein Ort voller Leben, den viele Botsuana-Reisende nicht kennen. Hier überqueren die Elefanten an zwei seichteren Stellen den breiten Strom, um im Nachbarland Namibia zu grasen und abends zurückzukehren. Besonders für die Elefantenbabys ist das gefährlich. Eines hat schwere Bisswunden am Rüssel, sie stammen von den Krokodilen, die hier lauern. „Ist die Wunde zu groß, wird sich der Elefant nicht richtig ernähren können und früher sterben“, sagt Ranger Nicolas Shomanah, „so reguliert sich die Population.“
Hier tummeln sich zwischen Papyrusstauden und endlosen Seerosenfeldern auch Tausende von Flusspferden, die als extrem gefährlich gelten, weil sie Eindringlinge in ihrem Revier angreifen. Trotz ihrer Körperfülle bewegen sich Hippos mit erstaunlicher Geschwindigkeit unter Wasser, an Entkommen ist nicht zu denken.
Das bekam Mitte des 19. Jahrhunderts auch der schottische Forscher David Livingstone zu spüren, der als Entdecker der Victoriafälle gilt. „Bei einer Expedition von Namibia kommend ließ sich der Schotte über den Fluss tragen und wurde prompt von einem Nilpferd angegriffen“, so Shomanah. Genau an dieser Stelle, an der Livingstone einst an Land ging und die „Livingstones Crossing“ heißt, liegt passenderweise ein Nilpferdknochen. Just daneben schlängelt sich eine Speikobra durchs Gras, die ihr tödliches Gift zielgenau bis zu zwei Meter weit spritzen kann. Das Schutzgebiet kann je nach Wasserstand auch auf sandigen Pisten erkundet werden. In der Regel lassen die Tiere nicht lange auf sich warten und zeigen auch keine Scheu vor den Besuchern.
Nach kurzer Fahrt türmt sich plötzlich ein riesiges Elefantenmännchen vor dem Jeep auf und fängt an nach links und rechts zu tänzeln und den Rüssel passend dazu zu bewegen. Dann geht er sogar in die Knie und klappt die Ohren hin und her. Was wie ein nettes Ballett aussieht, ist eine Drohgebärde. „Der Elefant will zeigen, dass er auf seinen Vorderbeinen kniend weit genug nach unten kommt, um ein am Boden liegendes Wesen mit seinen Stoßzähnen töten zu können“, so Shomanah. Nach seiner Darbietung beschließt der Dickhäuter, im Wald zu verschwinden – zum Glück.
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