Vater aller Bluejeans

Im oberfränkischen Buttenheim feiert man das 150-Jahr-Jubiläum der Patentanmeldung der Jeans, die der berühmteste Sohn des Orts erfunden hat: Levi Strauss.

Von 
Jochen Müssig
Lesedauer: 
Jeanshersteller Levis 20.07.2016 Jean producers Levis 20 07 2016 © mago/Waldmüller

Eine Jeans kostet in der Regel um 100 US-Dollar, häufig auch weniger. Ein Japaner gab 2005 allerdings 60 000 Dollar aus und ersteigerte bei einer Internetauktion die wohl teuerste Jeans der Welt: eine der ersten original 501-Jeans von Levi Strauss.

Es war ein Oberfranke, der die Jeans erfunden hat. Sein Name: Levi Strauss, 1829 geboren als Löb Strauß in Buttenheim. Aus wirtschaftlicher Not wanderte die Familie 1846 nach San Francisco aus, wo Levi 1866 seine Firma „Levi Strauss & Co.“ gründete und ab 1871 strapazierfähige blaue Arbeitshosen entwarf, hergestellt aus grobem Baumwollstoff mit Metallnieten, die 1873, also vor 150 Jahren, patentiert, aber erst um 1920 Jeans genannt wurden. Arbeiter und Cowboys waren die Kundschaft, denn die Hose hielt was aus und durfte durch die Arbeit auch schmutzig werden. 1850 amerikanisierte Strauss seinen Vornamen in Levi, drei Jahre später nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an: Sein Leben verkörpert wie kaum ein anderes den amerikanischen Traum.

Erst nachdem Levi’s ein eingetragenes Markenzeichen geworden war, kamen die ersten Damenjeans auf den Markt und 1936 die heute legendäre 501. Die Zahl geht auf Nieten zurück, die unter der Nummer 501 registriert waren. Doch es dauerte noch mal 20 Jahre, ehe Levi’s zur Mode-Ikone aufstieg: Teenager vergötterten James Dean und Marlon Brando in Filmen wie „Jenseits von Eden“ und „Der Wilde“ und sie vergötterten diese unwiderstehlichen indigoblauen Jeans. Marilyn Monroe in engen Röhrenjeans sorgte für den gewissen Sex-Appeal und die Mode hatte die Jeans als Arbeitskluft abgelöst. Britische Teenager stürmten sogar die Docks, um den Seeleuten der amerikanischen Handelsmarine die Jeans direkt am Hafen abzukaufen. Der 501-Werbeslogan dieser Zeit hieß: „Separates the men from the boys“, unterscheidet Männer von Jungs. Und 1960, 58 Jahre nach dem Tod von Levi Strauss, kam die erste vorgewaschene Jeans auf den Markt. Heute ist die Jeans beinahe überall salonfähig.

Das Geburts- und Fachwerkhaus von Levi Strauss stammt aus dem Jahr 1643 und ist seit 2000 ein Museum, in dem es um Levi, die wohl berühmteste Hose der Menschheit, die markante blaue Farbe und um die ganze Erfolgsgeschichte geht. Eine lebensgroße Levi-Strauss-Bronzefigur steht im Innenhof des Museums. Mit Filmen, Tondokumenten, umfangreichem Bildmaterial und nicht zuletzt einer Sammlung verschiedenster historischer Modelle aus dem blauen Baumwollstoff werden die Entstehung der Jeans sowie die Bedeutung und die Zeitlosigkeit des universellen Kleidungsstückes im Levi-Strauss-Museum erlebbar. Rund um den Globus verkörpert die Jeans das Lebensgefühl von Freiheit und ist ein Symbol für Jugend, Individualität und legeren Lebensstil. Jeans begleiteten die Frauenbewegung, das Gay Rights Movement, verschiedenste Jugendkulturen sowie die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, und die Jeans galten im ehemaligen Ostblock als Sehnsuchtsobjekt und politisches Statement gegen das kommunistische Regime. DDR-Schriftsteller Ulrich Plenzdorf schrieb in seinem Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“: „Jeans sind eine Einstellung und keine Hose.“ Das alles hätte sich der junge Franke Löb Strauß wohl nie erträumt.

Interessant ist, dass die Buttenheimer von ihrem berühmten Sohn lange Zeit nichts wussten. Erst eine Anfrage aus den USA brachte ans Tageslicht, dass Levi Strauss im unscheinbaren Buttenheim, südöstlich von Bamberg gelegen, geboren wurde:

Eine Dame aus Milwaukee wandte sich 1983 an den damaligen Buttenheimer Bürgermeister, weil sie für ein „german fest“ einige Informationen über den Geburtsort von Levi Strauss benötigte. Eine emsige Recherche begann. Nachforschungen im Geburtsmatrikel der Buttenheimer Judengemeinde und eine Auswanderungsurkunde aus dem Staatsarchiv Bamberg belegten schließlich die Erkenntnis: Levi Strauss kommt aus Buttenheim. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass das Geburtshaus des Jeans-Erfinders noch existierte. Deshalb beschloss der Gemeinderat, das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, das eines der ältesten Gebäude Buttenheims ist, zu erwerben, und die Idee, der Welt von Indigo und Denim ein Museum zu widmen, wurde umgesetzt.

Buttenheim

Anreise Mit dem Zug nach Nürnberg, weiter mit der S 1 Richtung Bamberg, www.bahn.de

Unterkunft Landhotel Schloss Buttenheim in historischem Ambiente, DZ ab 100 Euro, https://landhotel-buttenheim.de Hotel am Markt: DZ ab 75 Euro in zentraler Lage, https://hotel-buttenheim.de

Essen und Trinken Gasthaus Kramer ist ein Wirtshaus mit Biergarten:, www.gasthaus-kramer.de. Im Löwenbräu Keller gibt es Braten, Schnitzel und Bratwürste. https://loewenbraeu- keller-buttenheim.de

Aktivitäten Am 20. und 21. Mai wird gefeiert. Mit Musik und einer Sonderausstellung. https://levi-strauss-museum.de. Im Shop gibt es original Levi’s-Jeans.

Allgemeine Informationen www.buttenheim.de MÜG

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen