Mannheim. „Wer sich an die Achtziger erinnern kann, hat sie nicht miterlebt“, sagte einst der große Wiener und Popkünstler Falco. Wir halten in (sub)kulturgeschichtlicher Hinsicht dagegen: Wer die Nullerjahre des neuen Jahrtausends in der Mannheimer Underground-Clubszene miterlebt hat, kann sich äußerst lebhaft daran erinnern!
An die „Atomic! Indie Dance Night“ im seligen Genesis-Kellergewölbe beispielsweise, oder an den „Boogaloo Klub“ mit seinem brodelnden „Funky Soul & Swingin‘ Sixties“-Flair im Soho. Vor allem aber an die rauschenden Tanznächte in der Suite, wohin die beiden Formate nach wenigen Jahren umzogen waren. Hier wie dort an den Plattenkontrollen: DJ Mischa K.
Von München nach Mannheim: Eine musikalische Reise
Seit 25 Jahren prägt der Wahlmannheimer den Sound dieser Stadt und der Region entscheidend mit – nicht zuletzt auch dadurch, dass er im Studio der „Mannheimer Morgen“-Podcasts für den guten Ton sorgt, etwa beim preisgekrönten Klimapodcast „68 Grad“. Wir treffen uns in der Mannheimer Jungbusch-Kult-Kneipe Blau zum Gespräch, wo Mischa K. später auflegen wird. „La Nuit Sombre“ lautet das Motto, „Die dunkle Nacht“: „Eine Liebhaber-Veranstaltung für mich selbst“, meint der vielseitig interessierte Musikkenner launig, der eben auch ein Herz für Gothic- und Gruftklänge hat.
Seine Geschichte beginnt in München, wo Michael Krumpe, wie K. bürgerlich heißt, 1972 geboren würde. In seiner Heimatstadt hatte er schon gelegentlich im Nachtleben gearbeitet und gleichermaßen versucht, als Musiker Tritt zu fassen. Aber dort, sagt er, „war einfach irgendwann die Luft für mich raus.“
Persönliche Verbindungen führten ihn 1999 nach Mannheim, wo er erst als Tontechniker tätig werden wollte, aber dann bald auf einen substantiellen Mangel in der Musikversorgung der Stadt stieß, Stichwort „The Atomic Café“: Ein nachgerade legendärer Münchner Tanz- und Live-Club, in dem die Indie-, Britpop- und Underground-Szene ein schillerndes Zuhause gefunden hatte.
Mischa Krumpe
- Mischa K., bürgerlich Michael Krumpe, wurde 1972 in München geboren .
- Im Jahr 1999 zog er nach Mannheim, seit 2000 legt er in der Quadratestadt und der Rhein-Neckar-Region auf.
- Feiert Mischa K.s 25. DJ-Jubiläum in folgenden Mannheimer Lokalitäten :
- Am Samstag, 11. Oktober , im Mono („Atomic! Indie Liebt Dich“)
- Nachtwandel im Jungbusch: 24. Oktober („Atomic!“) im Mono sowie am 25. Oktober im Blau („Boogaloo Klub“).
- Freitag, 1. November , im Blau („Stand & Deliver! - 80s Underground“)
- Infos und viel Lesenswertes rund um Indie und Musik jenseits des Mainstreams unter www.popklub.de.
Ein ähnliches Angebot vermisste Krumpe in der Quadratestadt, was ihn im Jahr 2000 selbst im Genesis im Quadrat H7 an die Plattenteller führte. Der dortige dienstägliche „Strom 2001“-Abend avancierte zu einem Erfolg, wechselte schnell auf den prominenteren Freitag und wurde schließlich zur „Atomic! Indie Dance Night“. 2002 kam der montägliche „Boogaloo Klub“ im nahen Soho dazu, wo Mischa K. zusammen mit DJ Hoschi (Dela Soul) und zunächst noch DJ Christoph „X-Ray Rumble“ auflegte. Auch das kam blendend an, oder anders formuliert: „Es ist aus allen Nähten geplatzt.“
Vom Profi-DJ zum neugierigen Musikentdecker
2003 erfolgte der Umzug in die Suite am Hauptbahnhof, und „der Rest ist Geschichte“, wie K. sagt. In der Hochphase von Gitarren-Bands wie The Strokes, Artic Monkeys oder The Libertines, war es „einfach der ‚Place to be‘“: Ein Ort, der allabendlich rund 1000 Besucherinnen und Besucher anzog. Krumpe war derweil nicht nur als DJ aktiv, sondern spielte als Band-Bassist etwa auch bei den The Boogaloo (Club) Allstars. Aber: „Irgendwann war das auch zu Ende“, erinnert er sich an das Ende dieser Club-Ära.
Die alte Suite schloss 2009, eine neue öffnete unweit, Mischa K. aber wandte sich neuen Orten und Formaten zu, unter anderem im Heidelberger Zum Teufel oder im Häll, dann auch wieder in Mannheim, im Kombinat, im Blau und im Mono. 2009 ging zudem seine Internetseite „popklub.de“ ins Netz – ursprünglich als Promotool für die Partys gedachte, entwickelte sie sich zu einem veritablen Online-Magazin für Indie und andere Musik jenseits des Mainstreams.
Schließlich beschloss Krumpe, seine Profi-DJ-Karriere zu beenden, 2015 fing er als Online-Redaktionsassistent bei der Haas Mediengruppe an (zu der auch diese Zeitung gehört), wo er heute noch hauptberuflich tätig ist. Und seit das Auflegen zum Hobby geworden ist, „macht es mir auch mehr Spaß“, meint er.
Wenn Krumpe über sein Online-Magazin, DJaying und die Musik im Allgemeinen spricht, fällt auf, was den 53-Jährigen von vielen anderen Vertretern seiner Generation unterscheidet: Die unverbrüchliche Neugier und Lust, Neues zu entdecken, Entwicklungen zu verfolgen. Und so ist er auch nicht zum Kulturpessimisten geworden, der über die nachfolgenden Generationen granteln würde, im Gegenteil: „Die Jüngeren sind musikalisch offener.“
Auch wenn ihm zugleich durchaus bewusst ist, dass im Smartphone- und Social-Media-Zeitalter der Club als soziokultureller Treffpunkt an Bedeutung eingebüßt hat. Die Mannheimer Szene sei indes noch immer „vergleichsweise gut aufgestellt“. „Schau mer halt mal, wie’s weitergeht“, sagt er in eigener Schall-Sache. „Also aufhören tue ich noch nicht“. Was eine wirklich gute Nachricht für den städtischen Underground ist.
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