Früher war alles besser! Und schöner! Insbesondere in den 1980er Jahren. Zugegeben, das ist, im Wesentlichen jedenfalls, grober Unfug. Aber während man die Songs der Mannheimer Hardrock-Band Supernova Plasmajets anhört, fühlt man sich, als wehten die einst langen Haare wieder im Ventilator-Wind, merkt, wie man automatisch eine ausfallschrittbasierte Gitarrenspielhaltung einnimmt, und würde am liebsten die Faust mit grimmig-verzücktem Grinsen zum Himmel recken. Und wer die Bildebene hinzunimmt, sich etwa das fabelhafte Video zu „Take Me To The Underground“ ansieht, spürt, wie eine Träne der Rührung die Kajalumrandung des Auges verschmiert.
Die Supernova Plasmajets sind, mit Verlaub, eine tolle Band, zumal die fünf ihre 80er-Glamour-Metal- und Stadionrock-Wiederbelebung nicht nur mit unbedingtem visuellen Stilwillen zelebrieren, sondern sie auch musikalisch makellos in Sound und Szene setzen. Umso erfreulicher, dass die Band am KulturGut-Festival teilnimmt, der Streaming-Benefizaktion dieser Redaktion, mit der Künstlerinnen und Künstler aus der Region in der Corona-Krise unterstützt werden.
Alte Songs, moderner Sound
Welches Zeit-Geistes Kind die Gruppe ist, erschließt sich schon beim Blick auf die Bühnennamen der Mitglieder: Da sind Sängerin „Jennifer Crush“ (alias Nastassja Spieß), „Manni McFly“ (Markus Mantei) an der Gitarre, „Randy Stardust“ (Andreas Defren) an Gitarre und Gesang, „Cliff Bourbon“ (Tobias Heidinger) am Bass und „Alexis Rose“ (Boris-Alexis Horn) am Schlagzeug.
Spendenkonto
- Gespendet werden kann wie im Vorjahr an den Verein KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar mit dem Betreff „KulturGut“.
- Bankverbindung: Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE51 6705 0505 0038 9769 82.
„Wir haben uns 2010 als Projekt gegründet, damals hatten noch alle andere Hauptbands“, blickt Boris Horn auf die Anfangstage zurück. Weiland stand noch ein männlicher Vokalist dem Mikrofon vor, Till Grohe, der zudem deutschsprachig sang. Grohe verließ die Band allerdings zwei Jahre später, um - als Gitarrist - zur wahrlich nicht unbekannten Mittelalter-Rock-Band Saltatio Mortis zu wechseln. „Wir konnten das auch verstehen, dass er das Angebot gerne annimmt“, so Horn. „Das war bei uns zu dem Zeitpunkt noch nicht denkbar, dass da in absehbarer Zeit die Möglichkeit besteht, damit groß Geld zu verdienen“, lacht er. Zugleich bedeutete der Wechsel am Mikrofon einen wegweisenden Zündfunken für die Formation: „Als Jennifer in die Band kam, ging es erst richtig los für uns. Ab da hat es richtig Feuer gefangen!“
„Eigentlich wäre es doch cool, so was zu machen, was uns schon immer gefallen hat, mit dem wir aufgewachsen sind“, rekapituliert Horn die Vision, mit der er und Gitarrist Markus Mantei das Projekt aus der Taufe gehoben hatten. „Das war dann so etwas wie Guns n’ Roses, Mötley Crüe oder Europe.“ Diese Musik sei zwar „quasi fast schon tot, aber eigentlich mag sie jeder“, sagt er launig und formuliert daraus die operative Flugrichtung der Supernova Plasmajets: „Einfach mal das Beste von früher ins Heute transportieren, sprich: mit einem modernen Sound die Musik von damals präsentieren.“ Und das in durchaus ernsthafter Weise: „Wir wollten nicht einfach eine Parodie darstellen“, betont er.
Endlich wieder auf Tour gehen
Ende Oktober kam die neue, zweite Platte „Now Or Never“ heraus, zumindest auf CD und bei den Streaming-Diensten; die Vinyl-Version (Horn: „Das passt einfach gut zum Thema“) folgte nach weltweitem Granulatmangel und coronabedingten Presswerk-Verzögerungen erst im Dezember.
Mit diesem Album und zusammen mit den Kollegen von John Diva and the Rockets of Love starteten Supernova Plasmajets dann eine Tour, die sie durch 16 Städte führen sollte - aber nach vier Konzerten abgebrochen werden musste: Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung. Im April und Mai sollen einige der Konzerte nachgeholt werden, kündigt der Schlagzeuger an. „Und jetzt gucken wir Richtung Spätsommer, Herbst, ob wir da noch mal eine eigene Tour spielen.“
Im Mannheimer Musik-Kabarett Schatzkistl, wo das KulturGut-Festival aufgezeichnet wird, tritt das Quartett zwar in voller Besetzung, aber mit stromfreiem Instrumentenaufgebot an. „Wir hätten gerne das volle Programm geboten“, meint er und lacht. „Aber das würde wohl den Rahmen sprengen.“ Zudem: „Wir wollten sowieso ein paar Songs als Akustiknummern arrangieren, von daher passt es jetzt ganz gut.“
Völlig ohne Erfahrung sind die fünf in dieser Hinsicht nicht: 2019 hatten sie in einem größeren Konzert schon einmal ein Akustik-Set eingebaut, wie Horn berichtet. Obendrein gibt es auf YouTube „Unplugged“-Videomaterial aus frühen Jahren: Reinschauen und -hören lohnt sich auch da!
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