Ich gebe ja zu, mein Nachname Loimeier ist etwas unüblich und nicht eben selbsterklärend, schon gar nicht am Anfang. Aber auch hintenraus, da kommt immer wieder die Frage: ei, ai, ey, ay – oder wie? Und zu Beginn: Neu?, Loh?, Leu? – oder was jetzt?
Gewöhnlich fange ich bereits an, den Namen zu buchstabieren, bevor im Gesicht meines Gegenübers Irritation erkennbar wird. Und schon früh war mir wichtig, dass meine Kinder den Namen ihrer Mutter tragen – selbst wenn „Loimeier“ dadurch dem Vergessen anheimgegeben werden sollte.
Unlängst wurden ja wieder neue Funktionen auf Handys und Smartphones geladen, samt neuer Stimmen und Aussprachen auf der Mailbox. Die entsprechende künstliche Intelligenz definiert mich neuerdings – was in der Geschichte meiner Namensvariationen gar nicht so selten vorkommt – als Franzose. La loi, das Gesetz, ist klar, und Meier, das kommt wohl irgendwie aus dem Elsässischen. Wenn Sie also – lautmalerisch – Monsieur Loameuière sprechen wollen (sogar mit accent grave auf dem zweiten „e“!), hinterlassen Sie bitte eine Nachricht. Dabei ist Loimeier gar nicht so schwer. Jede des Mittelhochdeutschen einigermaßen mächtige Person kann zweifelsfrei ableiten: Meier ist die weithin bekannte Berufszeichnung für den Betreiber einer Meierei, also eines Milch- und Käsebetriebs. Loi ist die – zugegebenermaßen untypische – Abwandlung von Loh, also einer von Büschen und Unterholz geprägten Talsenke. Wenn etwas brennt, brennt es lichter-loh, klar jetzt?
Leider ist auch mein Vorname Manfred heutzutage nicht mehr jeder Person geläufig. Noch nie ist es bei Starbucks jemandem gelungen, ihn korrekt auf den Becher zu schreiben. Ich verschone Sie mit den Varianten, obwohl sie bisweilen auch lustig sind. Um stattdessen bei Frankreich zu bleiben: Dort sagen Leute oft kokett „mon frère“ zu mir, mit einem sehr gewinnenden Lächeln – und das finde ich meistens nett (beides, die Formulierung und das Lächeln). Mon frère Loameuière, das klingt doch gar nicht mal so übel, oder?
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Zeitzeichen Beim Namen genannt
Manche Nachnamen machen das Leben nicht gerade leichter. Mit ihnen zu leben – das erfordert Gelassenheit, Geduld und Humor. Und das wiederum ist gar nicht übel.