Übrigens SV Waldhof schlägt TSG Hoffenheim: Warum 244 mehr ist als 250

Die TSG Hoffenheim sieht sich auf einer Stufe mit Eintracht Frankfurt. Da dürften nicht nur Fans des SV Waldhof Mannheim, sondern auch anderer Traditionsvereine mit dem Kopf schütteln.

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Kai Plösser
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Mannheim. Übrigens ...

... hatten wir es vor Kurzem an dieser Stelle von einem Plakat eines Fußball-Bundesligisten aus dem Kraichgau. „Komm‘ in die TSG Familie mit deiner Dauerkarte“, stand drauf. 12.000 davon soll der Club dem Vernehmen nach für diese Saison verkauft haben. Nun ja, das lassen wir einfach mal so stehen. Doch dass sich der Dorfverein jetzt mit seiner vermeintlichen Tradition rühmt, können wir nicht unkommentiert lassen. Auf dem Plakat zum Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt heißt es doch tatsächlich: „Gemeinsam über 250 Jahre Tradition ... Mehr geht nicht!“

Fußballromantiker schlagen sich die Hände vor den Kopf. Denn viel Fußball-Geschichte bringt der Verein trotz seines Gründungsjahres 1899 jedenfalls nicht mit. Lange wurde die Balltreterei sogar kategorisch abgelehnt. Erst kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier angefangen zu kicken, nach einer Fusion des Clubs mit einem Fußballverein aus dem Dorf. Bis 1991 noch in den Niederungen des Amateurfußballs aktiv, ging es mit viel finanzieller Unterstützung steil bergauf bis in die Bundesliga, die 2008 erreicht wurde.

Ein unbedeutender Fleck auf der Fußball-Landkarte

Auf der Fußball-Landkarte bleibt der Club bislang trotz fast 18 Jahren Bundesliga-Fußball aber ein unbedeutender Fleck. Im Gegensatz zum SV Waldhof, der noch dazu vor leidenschaftlichen Fans spielen darf. Über dessen Geschichte könnten wir viel erzählen, das würde aber den Rahmen sprengen. Seit 1907 wird hier schon immer gegen den Ball getreten. Von 1914 bis 1954 übrigens durchgehend erstklassig, 1939 war der SVW sogar Finalist im Vorgängerwettbewerb des DFB-Pokals. Der Höhepunkt aber waren die sieben Spielzeiten in der 1. Bundesliga zwischen 1983 und 1990 mit „Buwe“ wie Jürgen Kohler, Christian Wörns oder Maurizio Gaudino, die schon im Nachwuchsbereich für den SVW gespielt hatten.

An die Zeiten möchten die Blau-Schwarzen natürlich möglichst wieder anknüpfen und ist dafür jüngst eine auf die Ausbildung von Talenten ausgerichtete Kooperation mit Eintracht Frankfurt eingegangen. Das sind gemeinsam zwar „nur“ 244 Jahre Tradition. Die kann man sich aber immer noch nicht kaufen, liebe Kraichgauer. Und schon gar nicht herbeireden. Das wird dieser Verein auch am Samstag wieder merken, wenn die Eintracht mit rund 10.000 Fans im Sinsheimer Stadion aufschlägt.

Redaktion

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