Musik

Gemeinsam laut: Deshalb gibt es in Mannheim jetzt eine Punkakademie

Zwei Semester voller Musik-Workshops und performativem Widerstand: Das Nationaltheater Mannheim gründet eine Punkakademie.

Von 
Christian Gerards
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Die Initiatoren verstehen die Punkakademie Mannheim als eine“ Akademie zum Mitmachen für jede“. © Christian Kleiner

Mannheim. Das Nationaltheater in Mannheim begibt sich auf neue Wege: In der neuen Spielzeit wird es eine Punkakademie geben, bei der Musiker und andere Interessierte sich dieser Musikrichtung widmen können. Einzige Voraussetzung: Die Teilnehmenden sollen der FLINTA-Community zugehörig oder Jungen und Männer sein, die sich mit ihr solidarisch zeigen. Es geht also vor allem um Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nicht-binär, Trans und Agender. Organisiert wird die Punkakademie vom Stadtensemble und der Berliner Musik-Theatergruppe Glanz & Krawall, die die künstlerische Leitung innehat.

Zum Projekt

In der Spielzeit 2025/26 gründen das Stadtensemble und die Berliner MusiktheatergruppeGlanz & Krawall “ die Punkakademie Mannheim.

Semestereröffnung: Samstag, 1. November, und Sonntag, 2. November, mit Konzerten im Studio Werkhaus .

Weitere Informationen unter www.nationaltheater-mannheim.de/spielplan/a-z/punkakademie/; Anmeldung unter ntm.stadtensemble@mannheim.de.

„Das Stadtensemble ist auf uns zugekommen, damit wir gemeinsam etwas für den Stadtraum entwickeln – so, wie wir es in der Vergangenheit schon ein paar Mal in anderen Städten gemacht haben“, berichtet Dennis Depta, Dramaturg bei Glanz & Krawall. In den Gesprächen seien sie schnell auf das Thema „Musikstadt Mannheim“ mit seiner Popakademie gekommen. „Wir fanden es toll, mit unserer Energie und dem, was unsere Gruppe interessiert, der Musikstadt noch etwas hinzuzufügen, was es in Mannheim noch nicht gibt – eben eine Punkakademie“, berichtet Marielle Sterra von Glanz & Krawall, die die Regie übernimmt.

Glanz & Krawall: Punk als Lebenseinstellung

Noch wisse niemand, wie diese aussehen wird, weil es laut Depta an den Menschen läge, die mitmachen wollen. „Punk ist auf der einen Seite etwas Nostalgisches, aber es ist auch eine Lebenseinstellung“, sagt Raissa Kankelfritz, die bei Glanz & Krawall für die Bühne und Kostüme zuständig ist. In Deutschland gäbe es seit ein paar Jahren eine Welle, bei der sich Leute empowern und sich sagen: Ich bin eine Frau, ich bin eine FLINTA-Person und jenseits der 30 und nehme das jetzt selbst in die Hand – so wie etwa Vier Meter Hustensaft mit Frontfrau Yvonne Wagner. Die Band aus Düsseldorf hatte sich während der Corona-Pandemie gegründet.

Daher der Fokus auf die FLINTA-Community. „Wir haben im Jahr 2022 mit der Deutschen Biertrinkerinnen-Union in Rostock festgestellt, dass einfach aufgrund ihrer Sozialisation die Männer doch sehr schnell in der ersten Reihe landen. Wir wissen natürlich, dass wir mit Theater nicht die Welt verändern können, aber vielleicht die Bilder der Welt“, erklärt Sterra.

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Punkadakemie eröffnet am 1. November im Studio Werkhaus in Mannheim

Und politisch wird es ab dem 1. November, wenn die Punkakademie offiziell im Studio Werkhaus an der Mozartstraße 9-11 eröffnet wird. „Der Rechtsruck in Deutschland, aber auch anderes wie patriarchale Sachen laden dazu ein, diese Wut und Ohnmacht zu überwinden, in dem man sich formiert und auf musikalisch-textlicher performativer Ebene zusammenschließt“, sagt Sterra.

Oder wie es so schön in der Ankündigung zur Punkakademie heißt: „Angesichts von Turbo-Kapitalismus, Leistungsdruck und Rechtsextremismus macht die totgesagte und ausverkaufte Gegenkultur Punk jetzt wieder richtig Sinn.“ Punk gilt traditionell als links und antifaschistisch, setzt sich für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung sowie gegen Diskriminierung ein.

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Viel wollen die Macher gar nicht vorgeben. „Wir wollen erstmal schauen, was in Mannheim vorhanden ist und wie es werden kann“, sagt Depta. So sei noch gar nicht klar, was es für Songs und Bandformationen geben wird. Diejenigen, die nicht auf der Bühne performen wollen, sind dazu eingeladen, mitzumachen. „Zu einer Punkakademie gehört mehr als die Bands und die Musik, sondern etwa das Auftreten nach außen, welchen Look wir uns geben und wie wir Schauspieler integrieren und sie die Punkakademie unterstützen können“, betont Sterra. Das Ziel sei es, dass die Punkakademie in der Stadt erlebbar wird und es gerne mehr als nur eine Band gibt.

Blockseminare und Workshops mit Punkmusikern in Mannheim geplant

Eine Punk-Band besteht in der Regel neben dem Gesang aus den Instrumenten Gitarre, Bass und Schlagzeug. Böse Zungen sagen, Punkbands nutzen für ihre Songs lediglich drei Akkorde. „Vielleicht gibt es bei uns aber noch andere Instrumente, die einfließen“, sagt Depta. Gute Vorbilder gibt es durchaus: So nutzte etwa die sich im vergangenen Jahr aufgelöste kalifornische Band NOFX gerne eine Trompete, Less Than Jake aus Florida kommt mit dem Saxofon daher. Ein (fast) fertiger Musiker muss man aber nicht schon sein: „Wir glauben, dass Kunst von Wollen kommt und nicht von Können“, sagt Depta.

Glanz & Krawall wird zur Eröffnung der Punkakademie Anfang November in Mannheim sein, ebenfalls zu einem Blockseminar, das voraussichtlich Mitte März stattfinden wird. „Bis dahin hoffen wir, dass wir mehr an die Öffentlichkeit treten können“, blickt Kankelfritz voraus. Ende Juni, Anfang Juli soll es dann eine Veranstaltung zum Semesterabschluss geben. Parallel dazu soll die Punkakademie aber mit Proben weitergelebt werden. Dazu wird es Workshops etwa mit Mitgliedern von Punkbands geben.

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