Mannheim. Saltos über Mauern, Balancieren auf schmalen Geländern, Sprünge aus der Höhe: Für Laien sieht das, was Sportbegeisterte beim Parkour machen, waghalsig aus. Für Tim Weickenmeier, der den Sport seit 19 Jahren betreibt, geht es vielmehr um das Austesten der eigenen Grenzen, den Spaß an der Bewegung und darum, kreativ von A nach B zu kommen. Über einen Zeitungsartikel hat er von einer Schul-AG in seiner Heimatstadt Speyer erfahren, in der die Art der Fortbewegung gelehrt wurde. Er war sofort Feuer und Flamme.
Heute bietet er selbst hauptberuflich Parkour-Kurse an und bringt auch Schülerinnen und Schülern den Sport näher. 2019 ist der heute 32-Jährige nach Mannheim gezogen und hat sich hier mit einer Dependance der Parkour Akademie selbstständig gemacht. Weitere Standorte gibt es auch in Berlin, Kassel und Bayreuth.
David Belle entwickelte den Parkour-Sport für den urbanen Raum weiter
Als Begründer des Parkour-Sports gilt der Franzose David Belle. Er schaute sich in seiner Jugend die Trainingsmethode seines Vaters, die sogenannte „methode naturelle“ ab und entwickelte sie in den 1980er Jahren für den urbanen Raum in den Vororten von Paris weiter. Von Belle stammt auch der Ausdruck „Le Parkour“, bei dem es um das spielerische Überwinden von Hindernissen geht. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit sollen die Bewegung flüssig aussehen.
Im Parkour-Sport gibt es etwa 30 Grundbewegungen. Sie sind oftmals anderen Sportarten wie dem Turnen, dem Snow- und Skateboarden oder dem Tanzen entlehnt. So ist der Katzensprung der Traceure, so nennen sich die Parkour-Sportler, Turnerinnen und Turnern besser als Hocksprung bekannt. In Deutschland ist der Sport laut Weickenmeier vor rund 20 Jahren angekommen. Zunächst war er männerdomininiert, heute trainieren auch Frauen mit. Weickenmeier schätzt es, dass sich der Sport auch für Frauen geöffnet hat. „Ihr Movement ist oft filigraner und der Mix an Bewegungen macht den Sport aus“, sagt er.
Parkour-Training in Mannheim
- Kinder von acht bis zwölf Jahren können bei der Parkour Akademie mittwochs trainieren.
- Alle anderen trainieren dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.
- Mehr Informationen gibt es online unter: www.parkourakademie.com/stadt/mannheimoder bei Instagram unter parkour.akademie_ma
Auch die elfjährige Marike hat Spaß am Parkour gefunden. Auf der Bundesgartenschau in Mannheim 2023 hat sie an einem Probetraining für Kinder teilgenommen. Weil sie schnell Fortschritte machte, darf sie heute schon mit älteren Jugendlichen und Erwachsenen trainieren. Die Parkour-Anlage auf dem Spinelli-Gelände dient ihr und den anderen alle zwei Wochen als Übungsstätte. Laut Weickenmeier ist der Parkour-Park, den X-Move gebaut und er mit designt hat, die größte Anlage Europas, was die Anzahl der Hindernisse angeht.
Man lernt aber schnell zwischen Respekt und Angst zu unterscheiden.
In den Wochen, in denen sich die Trainingsgruppen nicht auf dem Spinelli-Gelände treffen, suchen sie unterschiedliche Spots in der Quadratestadt auf. Weickenmeier schwärmt von den vielen Stellen in der Stadt, die sich für den Parkour-Sport eignen. Nicht zuletzt waren sie der Grund für ihn, nach Mannheim umzuziehen.
Wo genau die Topspots sich befinden, will der 32-Jährige nicht verraten. Seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter sollen ohne Störungen üben können und vor allem ohne Verbote. Wer die Trainingsorte kennt, spreche diese aber womöglich aus, befürchtet Weickenmeier.
Parkour stellt der Trainer in Mannheim auch an Schulen vor
Wer die Sprünge über Mauern und Geländer beobachtet, fragt sich schnell, ob sich Weickenmeier schonmal ernsthaft verletzt hat. Das verneint er. Denn schließlich gehöre zum Parkour-Sport auch, sich gut einschätzen zu lernen und so Blessuren gar nicht erst entstehen zu lassen. Es gehe auch darum, gegen Ängste anzukämpfen. „Man lernt aber schnell zwischen Respekt und Angst zu unterscheiden“, sagt der Wahl-Mannheimer.
Nicht zuletzt, weil es um den Spaß an der Bewegung ohne Regeln gehe, stellt Weickenmeier den Sport gerne in Schulen vor. Im Moment arbeitet die Deutsche Turnjugend daran, Parkour als Disziplin in die Bundesjugendspiele aufzunehmen. Einige Pilotschulen haben das bereits getestet. Damit dürfte der Parkour-Sport inzwischen mehr als ein reiner Trendsport sein.
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