Lampertheim. Beim Flippern ist Körpereinsatz gefragt. Daran erinnern sich Spieler, die noch in den 1980er Jahren leidenschaftlich die silbrig schimmernde Kugel über die kleinen Rampen und Ebenen der beliebten Geräte gejagt haben. Während blinkende und metallisch grunzende Flipper-Automaten weitgehend von der Bildfläche verschwunden sind, hält die Liebe zum Spiel bei früheren Fans an.
Das weiß auch Joachim Fuchs, der die begehrten Maschinen nicht nur gebraucht kauft, restauriert und verleiht. „Ich habe auch den Traum, in der Stadt eine Art Flipper-Museum zu eröffnen“, sagt der 57 Jahre alte Südhesse. Viel fehlt ihm dazu nicht mehr. Den größten Teil seiner Kollektion hat er im vergangenen Jahr in der früheren Kneipe „Neckartal“ untergestellt. Geschaffen hat Fuchs eine blinkende und klackernde Kunstwelt, die schon jetzt beinahe museal wirkt.
Spielenachmittage für Flipper-Fans sind beliebt in Lampertheim
Einige Male hat der findige Sammler die abenteuerlich gestalteten Spielgeräte bisher für eine Handvoll Euro den Flipper-Enthusiasten zur Verfügung gestellt. Bei solchen Veranstaltungen zahlen persönlich eingeladene Spieler einen gewissen Beitrag und können sich dann für mehrere Stunden an den Maschinen austoben. Die Sammlung in Lampertheim bietet sowohl klassische als auch neuere Spielgeräte an.
Klassiker der Spielkultur
- Flipper-Automaten sind mechanische oder elektronische Spielgeräte, bei denen mit Hilfe von Flipperhebeln eine Metallkugel auf einem geneigten Spielfeld gehalten und gezielt gegen verschiedene Ziele geschossen wird.
- Ziel ist es, durch geschicktes „flippern“ viele Punkte zu sammeln. Flipperautomaten zeichnen sich durch Lichteffekte und bizarre Geräusche aus sowie durch aufwendig gestaltete Spielfelder, die popkulturelle Themen aufgreifen wol
So gibt es beispielsweise einen Batman-Flipper. Aus einem anderen Gerät erklingt die berühmte Melodie der Science-Fiction-Saga „Krieg der Sterne“. Spider-Man, die Rockband Kiss und die schräg-humorvolle Addams Family sind auf den Flipper-Geräten in Lampertheim ebenso vertreten wie die Basketballspieler der Harlem Globetrotters oder Playboy-Gründer Hugh Hefner.
Ginge es nach Joachim Fuchs, würde er seine Veranstaltungen einmal im Monat anbieten. Auch an diesem Wochenende hat der frühere Mitarbeiter der Software-Schmiede SAP zum Spiel mit der Silberkugel geladen. Die Resonanz ermutigt ihn, wie er sagt. „Es haben sich Dutzende Leute gemeldet, ich kann niemanden mehr annehmen.“ Gleichwohl gibt es seit Monaten ungeklärte Fragen, da die Stadt hier auch ein Wörtchen mitzureden hat. So ist die Verwirklichung des Museumsprojekts für Fuchs trotz guter Voraussetzungen eine Herausforderung geworden.
Joachim Fuchs: Es geht um Leidenschaft
Die Stadtverwaltung zeigt sich zwar offen, doch verschiedene Hürden bestehen weiterhin. So wird seit Monaten darüber diskutiert, in welche Steuerkategorie Fuchs mit dem „Flipper-Loft“, so der aktuelle Name der Sammlung, eigentlich passt. Städte erheben Steuern auf Spielapparate. In Lampertheim wurde zunächst überlegt, das Lamperthemer Flipper-Universum wie eine Spielhalle zu besteuern. Jedoch widersprach der Sammler und Initiator, da er Veranstaltungen mit pauschalem Eintritt plant, und den klassischen Münzeinwurf nicht nutzt.
Der Sammler steckt viel Kraft und Energie in die Welt der Spielautomaten. Erst vor wenigen Minuten ist ein Iron-Maiden-Flipper angeliefert worden, den muss Fuchs erst einmal an seine neue Position schieben. Das Gerät, das mit stilisierten Grabkammern und Maskottchen Eddie der britischen Heavy-Metal-Band gewidmet ist, wiegt zwischen 250 und 300 Kilogramm. „Wenn ich ein interessantes Angebot aufgespürt habe, fahre ich beispielsweise auch in die Niederlande, nach Belgien oder in die Schweiz“, sagt er.
Auch antike Videospiel-Automaten wie Phoenix und Donkey Kong gibt es hier mittlerweile. Lange vor dem Siegeszug von Computern, Smartphones und Konsolen gehörte das Spiel mit der glänzenden Metallkugel schlicht zur Jugendkultur. Flipper-Automaten standen in Bahnhofskneipen, in den Foyers der Kleinstadtkinos oder auf Volksfesten. Warum also nicht im Neckartal?
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/leben_artikel,-freizeit-sammlung-in-lampertheim-der-flipper-als-kulturgut-_arid,2336436.html
