Tipps für die Feiertage

Weihnachten für einsame Herzen

Von 
Tanja Capuana
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Zur Ruhe finden und die Festtage in vollen Zügen genießen? Das gelingt längst nicht allen Menschen. Manchmal funkt das Leben dazwischen. © Franziska Gabbert

Weihnachten gilt das Fest der Liebe: Familien kommen zusammen, essen etwas Besonderes und zelebrieren die gemeinsame Zeit. Denn oftmals sind die Feiertage im stressigen Alltag eine von wenigen Gelegenheiten, an denen (fast) jeder Zeit für ein Treffen findet. Doch nicht jeder freut sich auf Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage. Vor allem für Menschen, die alleine leben, etwa weil sie geschieden, Single oder verwitwet sind, bedeuten die Feierlichkeiten nicht selten Verdruss. „Es ist die dunkle Jahreszeit, die ohnehin für manche wegen saisonaler Depression aufgrund des Lichtmangels problematisch ist“, sagt Carsten Kärcher, Heilpraktiker für Psychotherapie, mit Praxis in Schwetzingen. „Das Bild der vollständigen, glücklichen Familie umgibt uns zudem überall. Dies kann das Alleinsein betonen, den Verlust oder das nicht (mehr) Vorhandensein eines Partners oder einer eigenen Familie“, sagt Kärcher. Des weiteren könne sich das Gefühl verstärken, alleine in der Welt zu sein, während drumherum (scheinbar) alle glücklich sind.

Doch wie können auch Alleinstehende die Feiertage mit einem guten Gefühl entgegensehen?

1.      Selbst aktiv sein statt auf Einladungen zu warten

Hier gelten die Zauberworte „Aktivsein und Gestalten“.  Das heißt auch, nicht auf eine Einladung zu warten.  „Denn wenn niemand sich meldet, kann dies eine Opferhaltung begünstigen“, warnt Kärcher . Gedanken wie, dass man nicht wichtig genug an Feiertagen sei und keiner ihn oder sie mag, könnten denjenigen durch den Kopf gehen. Alleinstehende sollten stattdessen aktiv Kontakte suchen, oder bestenfalls selbst etwas veranstalten und Freunde und/oder Verwandte einladen. „Das hat den Effekt, für andere etwas Gutes zu tun, und das wird belohnt mit Sinngefühl“, sagt Kärcher.

2.        Wir-Gefühl stärken

Gläubige Menschen können Halt in Kirchen und Gottesdiensten finden. Denn auch hier sind sie umgeben von Menschen, das stärkt das Wir-Gefühl. Wer selbst keine religiösen Gefühle hegt, findet trotzdem Kontakte.

Heißer Tee, köstliche Plätzchen, Ruhe: Die Weihnachtstage können eine Einladung sein, sich selbst Gutes zu tun. © Christin Klose

3.      Das Zuhause schmücken

Auch wer gerade keine Gesellschaft oder Gäste hat, kann es sich zu Hause gemütlich machen. „Ich kann auch den Tisch für mich alleine festlich decken, aufwendig kochen, mir selbst damit Wertschätzung schenken und die Feiertage in meinem Sinne, frei nach meinen Bedürfnissen gestalten“, sagt der Heilpraktiker für Psychotherapie.  Den Satz, „Für mich alleine lohnt sich das nicht“, der häufig im Gespräch mit anderen falle, müsse man aushebeln.  Statt dessen lieber sagen: "Und wie sich das lohnt!" Denn genau da beginnen Selbstwertschätzung und Selbstliebe und eine Stärkung des Selbstwertgefühls. Lassen Sie es sich gut gehen, sorgen Sie für sich, schaffen Sie ein Ambiente von Sicherheit, Geborgenheit und Wohlgefühl, das geht auch alleine.

4.     Kultur und Partys locken

  Alleine essen zu gehen dagegen könne für viele Menschen problematisch sein, so Kärcher.  „Es kann den Effekt sich einsam und unbehaglich zu fühlen, verstärken kann. Wenn ein Mensch sich das jedoch bereits antrainiert hat, ist es eine gute Option.“ Wer generell also vieles allein unternimmt, kann an den Feiertagen auch kulturelle Angebote nutzen, etwa ins Kino, zu einem Konzert oder ins Theater gehen. Und natürlich tanzen. Viele Clubs und Discotheken haben auch an Weihnachten Programm.

5.      Einfach mal weg

Je nachdem, wie kontaktfreudig und extravertiert jemand ist, kann man auch eine Reise buchen. Hat man sich dafür entschieden, kommt es darauf an, ob man sich dem Weihnachtszauber eher entziehen oder ihn genießen möchte.  Wer von der Besinnlichkeit genervt ist, sollte in sonnige Länder entfliehen. Will man die Festtage zelebrieren, sollte man sich gezielt für ein Hotel entscheiden, das ein besonderes Weihnachtsprogramm anbietet, bei dem alle Gäste einbezogen werden. 

Wer schwierigen Gefühlen an den Weihnachtstagen Platz einräumt anstatt sie zu verdrängen, kann besser mit ihnen umgehen. © Oliver Berg

6.      Schwermütigens meiden

Damit die Laune nicht noch mehr in den Keller geht und man sich nicht noch einsamer fühlt, sollte man bestimmte Dinge vermeiden. Daher alles, was weitere Schwermut beschert vermeiden: entsprechende Musik, Filme, Fokus auf Verlorenes, „schwelgen“ in Verlusten. 

7.      Verwandte und Freunde ins Boot holen

Der Schwetzinger Heilpraktiker für Psychotherapie sieht auch Verwandte und Freunde in Verantwortung „Wenn die Konstellation derer, die zusammenkommen, passt, ist es auf jeden Fall eine gute Option“, sagt er. „Grundsätzlich ist es abhängig von den Bedürfnissen und Ritualen dessen der einlädt, wie auch von denen des Singles oder Verwitweten.“

8.        Bitte keinen Zwang

Auf keinen Fall sollten Familien den oder die Alleinstehenden überrumpeln oder zwingen, die Feiertage bei ihnen um jeden Preis zu verbringen, etwa um das Gewissen zu beruhigen. „Es kann auch sein, dass ein Mensch sich bewusst entscheidet diese Tage mit sich zu verbringen“, sagt Carsten Kärcher. „Nicht jeder empfindet das als unangenehm, manchmal ist das auch eine wichtige Entscheidung im Sinne einer Trauerverarbeitung.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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