Am 14. August hat Wim Wenders, einer der bedeutendsten Regisseure des deutschen Nachkriegsfilms, seinen 80. Geburtstag begangen. Im Fernsehen wird er zurzeit auf zig Kanälen gefeiert, zur Aufführung kommen Meisterwerke wie sein mit der Goldenen Palme belohntes Roadmovie „Paris, Texas“ (auf Arte, Prime Video etc.) oder seine Oscar-nominierten Dokumentationen „Das Salz der Erde“ (auf DVD & Blu-ray), „Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ (auf Arte) und „Buena Vista Social Club“ (auf Arte, Arthaus+).
Die Bundeskunsthalle Bonn ehrt den stilprägenden Filmemacher, Galionsfigur des Neuen Deutschen Films, mit einer bildmächtigen, vom Streamingdienst Mubi unterstützten Ausstellung. Noch bis zum 11. Januar 2026 läuft die Schau „W.I.M. – Die Kunst des Sehens“, die sich künstlerisch und visuell Wenders’ Gesamtwerk widmet. Gezeigt werden auch dessen großformatige Farbfotografien, kleinere schwarzweiß Fotoarbeiten, Polaroids, Collagen, Aquarelle und Zeichnungen aus den verschiedensten Lebens- und Arbeitsphasen.
Ergänzt wird das umfangreiche Œuvre um biografische und archivalische Dokumente wie Produktionsunterlagen, Drehbücher oder Briefe sowie besonderem Behind-the-Scene-Fotomaterial und einer vom multibegabten Künstler eigens für die Bundeskunsthalle konzipierten, immersiven, kinematografischen Rauminstallation, die ein Eintauchen in die Bildwelt von Wenders ermöglicht. Weiteres Highlight ist ein Audiowalk, bei dem der Regisseur akustisch durch die Ausstellung führt und mit den Besucherinnen und Besuchern an den verschiedenen Stationen Gedanken, Erinnerungen und Hintergrundgeschichten teilt. Ergänzend sind auf Mubi zehn Lieblingsfilme von Wenders abrufbar.
Die zehn Lieblingsfilme von Wim Wenders schauen
Neben Klassikern wie Heiner Carows „Die Legende von Paul und Paula“, François Truffauts Dreiecksgeschichte „Jules und Jim“, Todd Haynes’ „Carol“ mit Cate Blanchett oder Jean-Luc Godards CinemaScope-Abenteuerfilm „11 Uhr Nachts“ findet sich darunter überraschend Cem Kayas Dokumentation „Liebe, D-Mark und Tod“ (2022). Wenders: „Ich habe diesen Film über die Musikkultur türkischer Einwanderer in Deutschland sehr geliebt. Ich habe viel daraus gelernt. Es war großartig, diese Geschichte aus einer türkischen Perspektive zu sehen“.
DVD/Blu-ray- und VoD-Tipps für September
Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (Vuelta Germany / DVD / ab 11. September): Michel Fessler (1955–2025) hauchte als Regisseur und Drehbuchautor dem gleichnamigen unsterblichen Walt-Disney-Zeichentrickklassiker in Form eines Realfilms neues Leben ein.
Father Brown (polyband / DVD, limitierte Collector's Edition + Notizbuch / ab 26. September): Der katholische Titelheld predigt – nach Vorlagen von G. K. Chesterton – nicht nur mit Leidenschaft, sondern überführt auch mit Begeisterung Verbrecher. 90 Episoden auf 26 Discs.
Ich will alles – Hildegard Knef (Piffl Medien/Eurovideo / DVD, Blu-ray & TVoD / ab 4. Sept.): Luzia Schmidt erweckt in ihrer Dokumentation „Die Knef“ zu neuem Leben – mithilfe von TV-Interviews, Filmclips, Zeitungsartikeln, Songs und Knefs Tochter Christina als Kommentatorin.
Louise und die Schule der Freiheit (good!movies / DVD, Blu-ray & VoD / ab 4. September): Tragikomödie um eine Pariser Lehrerin (Alexandra Lamy), die Ende des 19. Jahrhunderts eine Schule auf dem Land eröffnet. Qualitätskino von Éric Besnard („Birnenkuchen mit Lavendel“).
The Ugly Stepsister (Capelight Pictures / Mediabook, Blu-ray & DVD / ab 11. September): Aschenputtel-Variante der Norwegerin Emilie Blichfeldt, die in ihrem Erstling die Story aus der Perspektive der Stiefschwestern in Form von augenzwinkerndem Body-Horror erzählt.
Nordic Noir in Form eines Dramas ist auf Viaplay bei „Secrets“ (ab 15. September) angesagt. Zwei Geschwister, Eva (Iben Hjejle) und Mads (Pilou Asbæk), stehen im Zentrum. Die beiden wohnen in Kopenhagen, stammen aus einer dysfunktionalen Familie. Während Musiklehrer Mads durch Alkohol- und Drogenmissbrauch immer weiter abdriftet, gerät Eva nach dem Unfalltod ihres Geliebten und Geschäftspartners in eine berufliche und private Krise. Beide kämpfen verzweifelt darum, alte Muster zu überwinden und wieder im Leben Fuß zu fassen.
Dokumentation über den schwedischen Formel-1-Rennfahrer Ronnie Peterson
Bleifuß- und Formel-1-Fans kommen bei „Ronnie Peterson: Rennfahrer. Draufgänger. Legende“ (auf Viaplay, ab 8. September) auf ihre Kosten. Die schwedische Sportler-Biografie zeichnet das unglaubliche Schicksal Petersons nach, zu einer Zeit, in der der Rennsport von Glamour, Risikofreude und Big Business geprägt war – und in nur einem Jahrzehnt neun Fahrer, darunter Jochen Rindt (1970) und Peterson (1978), das Leben kostete. Neben Petersons Tochter Nina geben Vollgas-Stars wie die beiden dreifachen Weltmeister Niki Lauda und Jackie Stewart, Freunde und Konkurrenten, Auskunft.
Bei Apple TV+ gibt es ein Wiedersehen mit populären alten Bekannten. Jennifer Aniston als Alex und Reese Witherspoon als Bradley kehren in „The Morning Show“ (ab 17. September) zurück. In der vierten, realitätsnahen Staffel muss sich die Redaktion nach dem Zusammenschluss von UBA und NBN mit der neu gewonnenen Verantwortung, verborgenen Absichten und der flüchtigen Natur der Wahrheit im Amerika von Präsident Donald Trump auseinandersetzen. Wem kann man in einer Welt voller Deepfakes, Verschwörungstheorien und hausinterner Vertuschungen noch trauen? Und woher weiß man, was wirklich wahr ist?
Vertrackte Agentenspannung ist Trumpf bei der fünften Staffel von „Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“ (ab 24. September), wo Titelheld Gary Oldman und seine Außenseiter-Crew sich erneut inmitten von Geheimdienstintrigen wiederfinden. Während Technikfreak Roddy Ho (Christopher Chung) alle mit einer neuen Freundin überrascht, häufen sich in London eine Vielzahl bizarrer Vorfälle. Das Team wird von der stellvertretenden MI5-Direktorin Diana Taverner (Kristin Scott Thomas) beauftragt, die Zusammenhänge zu ergründen. Zu befolgen gilt es dabei die oberste Regel der Spionagewelt: Rette deine eigene Haut.
Herzschmerz dominiert in „Halb Malmö hat mit mir Schluss gemacht“ (auf Netflix, ab 11. September). Die 31-jährige Amanda (Carla Sehn) ist verzweifelt auf der Suche nach der großen, echten Liebe. Sie geht mit unterschiedlichsten Menschen aus, treibt sich auf Dating-Apps herum und schleppt Männer in Bars ab. Sie ist unterwürfig und dominant, bleibt jedoch allein. Ein Korb folgt dem nächsten. Große Fragen werden mal witzig, mal ernst verhandelt: Warum ist es so schwer, den richtigen Partner zu finden?
Ganz passend zur schwedischen Serie läuft beim selben Anbieter ab 10. September „Love Is Blind: France“, moderiert von Teddy Riner und Luthna Plocus. Bei dem Beziehungsexperiment bekommen Paare einander erst zu Gesicht, nachdem sie sich verliebt und verlobt haben.
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