Mannheim. Zum Artikel „Buga-Bühne: Diese Kostüme dürfen nicht gezeigt werden“ vom 15. April:
Es interessiert mich, wie das Ausland auf diese und ähnliche Debatten reagieren würde. Haben wir doch als Deutsche nichts dagegen, wenn im Ausland Frankfurter Würstchen und Hamburger angeboten werden. Genauso empfinden wir als Weltreisende fernab der Heimat dargebotene Veranstaltungen wie beispielsweise „Oktoberfeste“ nicht verwerflich. Wir freuen uns darüber, dass unsere Kultur auch in anderen Teilen der Welt geschätzt wird. Nun mein Vorschlag an die Damen des AWO-Balletts: Hoodies in Regenbogenfarben tragen! Da ist man voll im Trend und macht nichts falsch.
Eine Senioren-Tanzgruppe möchte eine kleine Tanzshow mit verschiedenen Kostümierungen vorführen und soll von einer Buga-Mitarbeiter-in per Mail daran gehindert werden, nur weil angeblich eine „kulturelle Aneignung“ erfolgt – da geht einem doch das Messer im Sack auf. Angefangen hat der ganze Zirkus mit dem Sarotti-Mohr (welch’ ein böses Wort!) im Capitol. Mit welcher Berechtigung wird hier die hochgelobte, ehrenamtliche Arbeit von selbst ernannten Gutmenschen mit Füßen getreten.
Wenn es so weiter geht, dann darf das NTM künftig auch keine Madame Butterfly, Aida, Othello oder Zauberflöte (und vieles anderes) spielen, denn diese Rollen sind in der Regel nicht mit gebürtigen Japanerinnen, Ägypterinnen oder farbigen Sängern und so weiter besetzt. Ich stimme dem Kommentar von Herrn Langscheid vollkommen zu, man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Es gibt wohl dringendere Probleme in unserer Stadt ...
Das AWO-Ballett mit 16 Seniorinnen zwischen 60 und 86 Jahren tritt regelmäßig in Altenheimen, Tagesstätten, Kirchenfesten auf. Bei der Buga fiel ein Teil ihrer Präsentation der Zensur zum Opfer. Begründung: „kulturelle Aneignung“. Das könnte ich ja noch verstehen, wenn es sich um afrikanische Ureinwohner mit Baströckchen oder Indianer mit Federschmuck handeln würde.
Die radikale Buga-Idee der „kulturellen Aneignung“ geht jedoch von abgrenzbaren Kulturen aus und erkennt nicht, dass es seit Jahrhunderten eine kulturelle Durchmischung gibt. Man könnte hier eine gewisse Nähe zu den rechten Identitären sehen. Sind nicht Jazz, Blues, Rock auch eine kulturelle Aneignung par excellence. Was ist mit den Südseebildern des Malers Paul Gauguin? Eine negative, kulturelle Aneignung ist dann gegeben, wenn sie mit Rassismus und Geringschätzung einhergeht. Das kann ich bei den zensierten Tanz-Darbietungen nicht erkennen.
Ob sich Japaner in ihrem Selbstwertgefühl getroffen fühlen, wenn irgendwo in Deutschland zwei alte Damen einen Kimono tragen und einen japanischen Tanz vorführen? Ob Ägypten vielleicht sogar die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abbrechen könnte, weil zwei andere AWO-Damen in Kostümen auftreten, wie sie in Ägypten laut Zeichnungen in Pyramiden vor mehr als 3000 Jahren getragen wurden? Dabei sind diese „Aneignungen“ noch viel zu harmlos!
Lass uns doch in Zukunft in Deutschland den Tango verbieten – sind die teilweise gewalttätig anmutenden Körperhaltungen der Tänzer, wenn sie zum Beispiel ihre lasziv kostümierten Partnerinnen von der Taille abwärts nach hinten biegen, nicht Ausdruck eines brutalen Machismo – kurz vor einer Vergewaltigung? Können wir in unserem gesitteten Deutschland nicht daraus verallgemeinernd schließen: So sind sie eben, die Argentinier!
Sollte man nicht deutsche Gospel-Chöre nicht mehr auftreten lassen, weil sie mit den aus dem Elend der schwarzen Sklaven entstandenen Gesängen satte deutsche Zuhörer unterhalten? Welcher kulturellen Aneignung macht sich die Frau schuldig, die einen schottischen Kilt trägt? Sie beleidigt alle männlichen Schotten und speziell den jeweiligen Clan, dessen Tartan ihr Kilt zeigt – eine Aneignung par excellence!
Ich bin wohl nicht auf der Höhe der Zeit, wenn ich gestehe, dass ich mich in meiner Identität nicht verletzt fühle, wenn ich lese, dass irgendwo in einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA ein „Bavarian Oktoberfest“ gefeiert wird von Männern in Lederhosen und Frauen im Dirndl aus Kunstfasern. Müsste ich mich, die die Jugendjahre in Bayern verbracht hat und das Land liebt, nicht im Gegenteil maßlos echauffieren, um nicht zu sagen: meines Wesenskerns beraubt fühlen?
Monatelang hat es niemanden der Buga-Verantwortlichen spürbar interessiert, wie massiv die Anwohnerinnen und Anwohner in Käfertal und Feudenheim durch die Bauarbeiten zu dieser Gartenschau belastet wurden, die fast die Hälfte der Mannheimer Bevölkerung gar nicht wollte. Und plötzlich entwickeln dieselben Verantwortlichen ein solch ausgeprägtes Feingefühl, dass sie dem AWO-Ballett den Auftritt in landestypischen Kostümen aus Gründen der „kulturellen Aneignung“ verbieten wollen, weil sich ausländische Besucher diskriminiert fühlen könnten. Kaum zu glauben, und das auch noch XXL.
Wenn sich ältere Damen zusammentun, um Tänze einzustudieren, zu zeigen, dass man dafür nie zu alt ist und auch noch ihre Mitmenschen mit ihren Darbietungen erfreuen wollen, dann sollte unsere Stadt stolz darauf sein und Respekt zeigen. Doch was macht die Buga-Leitung? Sie folgt lieber der verqueren und vernagelten Denke einiger Weniger, die wahrscheinlich noch nicht einmal selbst irgendeinen Bezug zu den Kulturen haben, deren Aneignung sie verbieten wollen.
Wie ernst es diese verbohrten Weltverbesserer mit der kulturellen Aneignung tatsächlich meinen, werden wir im Herbst beobachten können. Da scheint es dann nämlich vollkommen normal und erlaubt, kollektiv gen München zu reisen, sich in enge Dirndl oder Lederhosen zu zwängen, eine Maß Bier nach der anderen zu trinken und sich auf dem Oktoberfest hemmungslos grölend die Kultur der Bajuwaren anzueignen. Das ist alles einfach kaum zu glauben … XXL.
Entschuldigung, wann hat wer den 1. April im Kalender übersehen? So herzhaft über einen Kalauer konnte ich schon lange nicht mehr lachen. Bis ... ja bis ich merkte – das ist todernst! Seit wann gibt es in einem freien Land, einer Demokratie, die Reglementierung einer Kleiderordnung für Auftritte? Was ist an diesen Kleidern auszusetzen? Müsste da etwas mehr Bauch zu sehen sein? Vielleicht noch etwas zerrissen? Was wäre, wenn ich mit diesen Kleidern die Buga privat besuche? Würden Sie mich dann ausschließen? Dies ist eine Zensur für freie künstlerische Darbietung.
Den Damen der AWO kann ich nur empfehlen, gar nicht aufzutreten. Da ich selbst in einer Tanzgruppe bin, meine Kostüme selbst nähe und mit meiner Gruppe das ganze Jahr über trainiere, kann ich den Frust der Damen verstehen. Die Kostüme sind der Musik und den Themen angepasst, sie unterstreichen damit den Ausdruck des Tanzes. Ich stelle mir gerade den „Sterbenden Schwan“ in Oversize Shirt und Holzclogs vor – lächerlich. Ja, mit so einer Argumentation haben sich die zuständigen Buga-Mitarbeiter aber mal so etwas von lächerlich gemacht. Es ist schon peinlich, so etwas zu lesen.
Liebe Buga-Verantwortliche, Sie sollten sich schämen, den Akteuren Ihre Entscheidung per Mail zukommen zu lassen, das zeugt von Feigheit, oder „Gefahr erkannt, davongerannt“. Ich selbst werde jetzt in den Keller gehen und mein Indianerkostüm holen, um es aufzubügeln, damit werde ich die Buga in den nächsten Wochen besuchen.
Danke Herr Langscheid für diesen Artikel. Was hat Freude bereiten mit Rassismus zu tun? Hier läuft etwas völlig aus dem Ruder. Dass der Sarotti-Mohr im Capitol verhängt werden musste, hat für mich etwas mit der Schwäche der Geschäftsleitung zu tun. Das ist ein Jahrzehnte altes Kulturgut. Rassismus, Verkehrskonzept, keine Parkplätze? Das geht an den Menschen völlig vorbei. Hier gibt es nur eine Antwort: der Wahlzettel 2023 und 2024, bevor 16-Jährige, die nicht einmal ihr Zeugnis unterschreiben dürfen, uns noch mehr Probleme bereiten.
Woko Haram“ – die herrliche Wortschöpfung des „Cicero“, eines der letzten verbliebenen seriösen Medien, trifft es genau: den blind-eifernden Zeitgeist im Allgemeinen. Und bestimmte Vorgänge im Besonderen. Wie hier die Nachricht, eine Seniorentanzgruppe der AWO – Omas gegen Alltagseinsamkeit – sei von der Buga ausgeladen, „gecancelt“ worden. Warum? Sie hatten es gewagt, ihre als Auftritt geplante choreographische Weltreise durch jeweils landestypische Kostüme zu bebildern. Wie bitte? Einer deutschen älteren Dame steht es nicht zu, einen indischen Sari zu tragen oder einen japanischen Kimono? Was für ein Irrsinn!
Was ist der nächste Schritt? Einer Afrikanerin wird es verboten, ein europäisches Businesskostüm zu tragen? Dem chinesischen Oktoberfestbesucher zieht man die Lederhose aus? Wird demnächst ein Petz-Portal eingerichtet zum Denunzieren von weißen Menschen mit Rastalocken und schwarzen mit geglätteten blond gefärbten Haaren? Zum Denunzieren nicht genehmer Gesinnung haben wir’s ja schon. Geleitet unter anderem von ehemaligen Stasimitarbeitern, sehr passend, und finanziert mit Millionen von Steuergeldern.
Das Nationaltheater war vor einigen Jahren mal mit einem Gastspiel im Iran. Dort wurde vor der Aufführung durch die dortige Religionspolizei das Geschehen auf der Bühne und die Kostüme (!) kontrolliert und zum Teil verboten. Für uns – und vor allem für die mitreisenden Frauen – eine bedrückende Erfahrung. Dort nannte man das „unislamisch“. Hier nennt man es jetzt wohl wahlweise rassistisch, kolonialistisch, anti-feministisch, anti-LGBT – was-auch-immer. Man ersetze „Islamische Republik“ durch „Woke Republik“ – wie sich die Bilder gleichen. Nebenbei – ob ich, ob wir die Buga wohl noch besuchen? Jedenfalls nicht mehr so unbeschwert. Schade eigentlich.
Den Beitrag von Herrn Langscheid erlaube ich mir, in einem nicht ganz ernst gemeinten Leserbrief zu kommentieren: Um die Gemüter zu beruhigen und der Buga-Verwaltung die Angst vor bleibenden Schäden unter den Zuschauerinnen und Zuschauern zu nehmen, schlage ich vor, dass die Seniorentanzgruppe des AWO-Balletts in Burka oder mindestens mit Hidschab-Kostümen auftreten. Durch eine vollständige Verschleierung werden auch jene Teile der Bevölkerung beruhigt, die sich möglicherweise in Zeiten des beginnenden Frühlings durch allzu viel Freizügigkeit in Wallung versetzt fühlen und so in Gefahr sind, bei den Aufführungen einen plötzlichen Herztod zu erleiden.
Fazit: Auch Kostüme können zur Waffe werden. Oder besser, auch die Seniorentanzgruppe des AWO-Balletts ist ein Teil der Mannheimer Stadtgesellschaft und sollte dies in einem Auftritt auf der Buga zum Ausdruck bringen dürfen. Und dazu gehört in der Schillerstadt Mannheim die künstlerische Freiheit.
Armes Deutschland! Während in vielen anderen Ländern fleißig das Oktoberfest in Dirndl und Lederhosen mit Bier und Sauerkraut gefeiert wird und in China ganze deutsche Städte nachgebaut werden, wird uns in Deutschland jeder kleine Spaß, von Leuten, die meinen, sie sind besonders schlau, verboten. Das Verbot der Kostüme ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Sollen die älteren Damen vielleicht in der Kittelschürze tanzen? Wo fängt es an und wo hört es auf mit der kulturellen Aneignung? Sollte man nicht gleich den Tanz anderer Länder oder deren typische Musik verbieten? Diese Geschichte hat mir den Spaß an der Buga ein Stück weit genommen.
Einfach nur lächerlich, wenn’s nicht so traurig wäre. Da macht sich die Senioren-Tanzgruppe der AWO Rheinau Gedanken, wie sie zum Unterhaltungsprogramm der Buga beitragen kann. Dann wurde geprobt, einstudiert und viele Kostüme selbst geschneidert. Das alles mit viel Liebe und Freude. Es ist mir unerklärlich, wie jetzt von der Buga-Gesellschaft einige der Tänze wegen der dazugehörigen Kostüme abgelehnt wurden. Lächerliche Begründung: kulturelle Aneignung.
Wie groß muss jetzt die Enttäuschung bei den Damen gewesen sein. Ich würde an ihrer Stelle den Auftritt ganz absagen. Vielleicht gibt’s ja eine Gelegenheit für einen Seniorennachmittag im Capitol? Dann mit allen Kostümen – und der Sarotti-Mohr tanzt mit.
Man würde es kaum glauben, stünde es nicht im „Mannheimer Morgen“. Es ist auch kein schlechter Aprilscherz. Da möchten ein paar Damen der AWO anderen eine Freude machen, nähen Kleider, studieren Tänze ein, machen sich viel Arbeit und auch viele Gedanken, und die Tatsache, dass sich andere bei der Darbietung amüsieren oder gar darüber lachen könnten, lässt die Verantwortlichen zurückschrecken und von „kultureller Aneignung“ reden. Sind wir in Deutschland mal wieder so weit, dass wir uns vorschreiben lassen, was wir lesen, was wir sehen oder über was wir lachen dürfen? Das gab es doch schon einmal!
Was machen wir dann mit Aufführungen wie Madame Butterfly? Ach, ich hatte vergessen, das ist ja hohe Kunst. Verbrennen wir jetzt die Bücher von Karl May, die mir mit Winnetou und Old Shatterhand etwas über Freundschaft, Ehre und Zuverlässigkeit erzählt haben? Darf ich nicht mehr Indianer sagen? Auch die Vorführung der AWO-Frauen ist für mich Kunst, auch wenn es nicht den intellektuellen Geschmack mancher Zeitgenossen:Innen trifft. Ich hoffe, die Frauen finden an vielen Stellen ihr Publikum, die ihre künstlerische Leistungen zu würdigen wissen. Ein Publikum, das nicht zum Lachen in den Keller geht.
Liebe Buga-Verantwortlichen! Ich bin – glücklicherweise – nicht im Besitz einer Dauerkarte, denn diese würde ich nach Ihrem Verhalten dem AWO-Ballett gegenüber nicht mehr nützen wollen. Warum auch sollte man eine Veranstaltung unterstützen, die ein „Freude-Bringen-Wollen“ in „diskriminierendes Ausschlachten“ verunglimpft? Schon diese Wortwahl verrät ein nicht wertschätzendes Gedankengut, das mich entsetzt und fassungslos erschaudern lässt.
Welt, wo sind wir hingeraten? Und am Rande bemerkt: Wie sehr muss sich unsere arme deutsche Rindsroulade diskriminiert fühlen, wenn nebenan Falafel, Pizza und Döner aufgetischt werden?
Info: Originalartikel unter https://bit.ly/41CjjCJ