Wenn man den Deifel nennt, so kummt er gerennt . . ." weiß der Volksmund. Der in meinem Leserbrief vom 25. April genannte Mephi-sto als Synonym des Diabolischen in der Welt hat als "Durcheinanderwerfer" (Diabolos) in der SZ-Reaktion zu-geschlagen: Durch ein bedauerliches Versehen, siehe Erklärung des Chefredakteurs in der folgenden Dienstagsausgabe, kamen zwei Briefe ein zweites Mal ins Blatt. Bekanntlich ha-ben Zeitungsleser kein Archiv und ei-nige fragten zurecht, worums da ei-gentlich geht. Selber schreiben wollten sie nicht, das gäbe nur Ärger.
Nun, eigentlich dreht sich die Debatte um einen feindbildfixierten Politikansatz einiger Akteure hierzuorts. Wie erwartet und in einschlägigen Kreisen üblich werden unter Namensnennung fröhlich Ressentiments ausgebreitet. Auch das bekannte Foul-Spiel über Bande wird versucht: Da schreibt zum einen die Ehefrau eines "Domools und Jezzard"-Stammtischlers, der wohl selbst zu vorsichtig (mutlos?) war, seinen eigenen Namen unters Schreibwerk zu setzen, zum anderen der Schwiegervater des mit dem Start der Plänkschter Allianz kollidierten SPD-Gemeinderats.
Reaktionen der sonstigen Bürgerschaft von etwa 7000 wahlberechtigten Personen und 4000 Zeitungslesern? Außerhalb des Politmilieus Fehlanzeige. Hier stellt sich die Gretchen-Frage an die Lokalredaktion "Wie hast du´s mit der Qualität?" Sie berührt das Selbstverständnis ihrer Arbeit. Will die Zeitung weiter ohne Rücksicht auf Relevanz jedem Krawall ein Forum bieten? Ist das Resultat in einer demokratisch strukturierten offenen Gesellschaft dann mehr Bürgerlichkeit, mehr Bürgersinn? Bietet es einen praktikablen, zivilen Rahmen für unterschiedliche Meinungen und Standpunkte?
Wie wärs mit konsequent eingehaltenen Regeln für die Leserbriefsei-te? Auch wenn die Redaktion an-scheinend gerne die Gladiatoren auf-einander einschlagen lässt, dem Ni-veau des Druckerzeugnisses dient das nicht unbedingt. Frau Weimer, Herr Zimmermann und einige ande-re waren in letzter Zeit Ziel persönlicher Angriffe. Dazu sollte sich die Zeitung nicht hergeben. Unser Regionalblatt muss aufpassen, dass das Fo-rum der Leser nicht zur Bühne für verbale Schlägereien und die mentale Schräglage einiger Zeitgenossen verkommt. Zuschriften mit personenbezogenen Aggressionen sollten abgelehnt werden. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Qualität der Argumente und die Kenntnis der Sache, nicht die Person. Überlängen, Polemik und Presseerklärungen, die nichts erklären, sondern nur ärgern wollen, müssen außen vor bleiben. Traut euch was zu, liebe Redakteure, vielleicht trauen sich dann auch wieder andere Leser als die üblichen Verdächtigen, über ihre Ansichten und Meinungen jenseits von Glockenlärm und Hundekot zu schreiben. Ohne befürchten zu müssen, gleich persönlich angegriffen zu werden.
Winfried Wolf, Plankstadt