Druck nehmen oder einreißen

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Übergreifende Gedanken zur Politik werden hier mit dem Lesenden geteilt:

In Libyen ist ein Staudamm gebrochen – tragisch, denn zahlreiche Menschen wurden mit ins Meer gerissen. In Thüringen wurde die „Brandschutzmauer“ eingestürzt, eine Tragik in der Tatsache, dass dadurch die Grunderwerbssteuer gesenkt wurde, ist angesichts der schwierigen Lage im Baugewerbe nur schwer erkennbar.

Vor der Errichtung von Bauwerken, auch von fiktiven, sollte man sich grundsätzlich erst überlegen, welche Gefahren sie in sich bergen und ob man besser die Finger davon lassen sollte, wenn man sich nicht sicher ist, diese Gefahren zu beherrschen. Wenn es nicht gelingt, einen Staudamm so instand zu halten, dass er bruchsicher bleibt, sollte man, so man ihn dennoch gebaut hat, zumindest rechtzeitig das angestaute Wasser ablassen, um den Druck auf dieses Bauwerk zu reduzieren.

Bei unserem fiktiven Bauwerk „Brandschutzmauer“ ist zunächst festzustellen, dass dieses vollkommen unnötig war, und dass seine Errichtung den Grundsätzen der Demokratie widerspricht. Alle Gewalt geht vom Volke aus. Das bedeutet, jede Wählerstimme zählt gleich und auch die „Volksvertreter“ der AfD sind legal gewählte Mitglieder des jeweiligen Parlamentes. Sie also a priori in die Schmuddelecke abzudrängen, ist nicht nur undemokratisch, sondern auch nicht besonders schlau. Der bessere Weg wäre wohl, ihnen die Chance zu geben, sich durch ihr politisches Verhalten, durch das ihre wirklichen Ziele deutlich würden, selbst zu disqualifizieren.

Wenn wir nun eine Regierung hätten, die ihre Streitigkeiten en famille, also im Stillen, beseitigt und erst mit den dann erzielten Kompromissen an die Öffentlichkeit tritt.

Wenn wir dann noch eine Opposition hätten, die durch sachliche Kritik und vernünftige Gegenargumente überzeugt, würden die Wutbürger Dampf ablassen und das Reservoir der Protestwähler würde mit Sicherheit ganz von selbst schrumpfen.

Nehmen wir also den Druck von der Mauer, ehe wir von den Gegnern unserer Demokratie mitgerissen werden. Am besten allerdings wäre es, wir rissen sie ein, es wäre nicht der erste erfreuliche Fall einer Mauer.

Hagen Heer, Hockenheim