Kurz vor dem Ende der Reste-Ampel und vor der Kanzlerwahl von Friedrich Merz veröffentlichte Innenministerin Nancy Faeser das Gutachten des Verfassungsschutzes, welches die AfD als gesichert rechtsextrem einstufte. Ein Gutachten, was laut mancher Medien substanziell nicht viel Neues zu Tage brachte und wohl schon mehrere Monate in der Schublade schlummerte. Aber mit der Glaubwürdigkeit mancher Medien ist das so eine Sache, wie auch mit der Kompetenz von Nancy Faeser.
Unglaublich auch, was fast zeitgleich auf dem evangelischen Kirchentag in Hannover inszeniert wurde, so als wäre man auf einem grünen Parteitag. Ich dachte, niemand ist genderneutraler, als der Allmächtige. Von wegen. Neuerdings trägt „Gott“ ein Gendersternchen. Neben Veranstaltungen mit der Suche nach queeren Tieren auf Noahs Arche oder queer in der Klimakrise sowie queere und gendergerechte Bibelauslegung und Liturgie gab es auf dem diesjährigen Kirchentag auch Workshops, bei denen weiße Kinder ausdrücklich nicht erwünscht waren. „Dieses Angebot richtet sich ausschließlich an Black, Indigenas und Children of Color“, hieß es da. Teilnehmer nach Hautfarbe auszusuchen, um Rassismus zu bekämpfen, wessen Schnapsidee war das denn? Der frühere Marineoffizier, Journalist und Spiegel-Autor Hasnain Kazim fragte in einem Post zynisch: „Könnte mein Kind, das eine weiße Mutter und mich als Vater (mit pakistanischem Migrationshintergrund) hat, teilnehmen? Ist mein Sohn dunkel genug?“ Und er fragt dies zu Recht. Denn die Spaltung in „die“ und „wir“ ist nichts anderes als vorgelebte Apartheid in umgekehrter Richtung (no blankes/ keine Weiße). Genau so sät man Rassismus von Kindesbeinen an. Wie meinte der aus Ghana stammende Kieler Restaurantbesitzer Andrew Onuegbu, als Hardcore - Weltverbesserer wegen des Namens seines Lokales „Zum Mohrenkopf“ durchdrehten: „Ich brauche keine weißen Menschen, die mir vorschreiben, wann meine Gefühle verletzt sind.“
Wenn man sich also diesen Affenzirkus betrachtet, ist es nachvollziehbar, dass Julia Klöckner die fehlende Sinnstiftung und Seelenbegleitung der Kirche, speziell gerade auch in der Corona-Zeit, anmahnte. Mit den großen Fragen wie „Haben wir eine Seele“ befasst sich beispielsweise am Sonntag Professor Lesch in der ZDF-Sendung Terra X. Oder Schriftsteller wie James Redfield in seiner Romanfolge „Die Prophezeiungen von Celestine“.
Mich wundert es jedenfalls nicht, dass jährlich Hunderttausende aus der Kirche austreten. In 2024 waren es allein bei den Protestanten knapp 350.000. Schier unglaublich war auch, was sich kurz danach im Bundestag abspielte, als 18 Abgeordnete meinten, ihr eigenes Süppchen kochen zu müssen und Friedrich Merz im ersten Wahlgang durchfiel. Der alte SPD-Haudegen Herbert Wehner hat es einmal treffend formuliert: „Es gibt Würstchen im Parlament, die sind den Senf nicht wert, den man auf sie streichen müsste, um sie genießbar zu machen.“ Ein schneller zweiter Wahlgang war nur möglich mithilfe der Grünen und weil die Union ihren Kopf durch die Brandmauer zur Linkspartei steckte. Übrigens eine Partei, bei der die Spitze ganz offen einen Systemwechsel fordert. Wo ist eigentlich hier der Verfassungsschutz? Viel Aufregung in einem Land, wo zwar viel von Vielfalt die Rede ist, die aber nur innerhalb bestimmter Überzeugungen gelebt wird, weil rechts von Ricarda Lang angeblich der Faschismus beginnt.
Herbert Semsch, Brühl
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