Zum Leserbrief „Alternativen zu Tiefengeothermie“ in der SZ-Ausgabe vom 29. April wird uns geschrieben:
Der Leser Frank Pschihoda gibt zutreffende Hinweise und wünscht sich konstruktiven Austausch zu Chancen und Risiken der Tiefengeo-thermie. Da ich mich schon 20 Jahre mit Tiefengeothermie beschäftige, kenne ich Chancen, Risiken, Schwächen und Fehler erstellter Projekte.
Das erste Projekt im Rheingraben (nach dem Forschungsprojekt in Soultz-Haut-Rhin, Elsass) war das Geothermieprojekt in Landau. Man erkannte vor 15 Jahren, dass bei einer Temperatur des Thermalwassers von über 150 Grad keine Tauchpumpe eingesetzt werden kann. Die hohe Temperatur hält kein Motor aus. Es wurde eine Pumpe, deren Motor über der Bohrung liegt, eingebaut.
In Holzkirchen hat man eine Tauchpumpe trotz der hohen Temperatur von 150 Grad eingesetzt. Das ist wohl der Grund für den mehrfachen Pumpenausfall. Zum Unterschied der geologischen Verhältnisse Molassebecken im Rheingraben.
Die natürliche seismische Aktivität im Rheingraben wird sicher nicht durch Geothermieanlagen beeinflusst. Ursachen für induzierte Erdbeben durch den Betrieb einer Anlage sind bekannt und müssen beachtet werden. Das Erdbeben in Landau nach zwei Jahren Betrieb, wurde durch Abschalten beziehungsweise Pumpenausfall verursacht. Auch im Molassebecken gab es solche Vorfälle. Anlageampeln zur Vermeidung von induzierten Erdbeben, können einen Pumpenausfall nicht erkennen, also auch ein Erdbeben wegen Pumpenausfall nicht vermeiden.
Deshalb empfehle ich den Betrieb einer Geothermieanlage im Rheingraben ohne Förderpumpe. Dies ist hier machbar, weil im Rheingraben eine artesische Förderung möglich ist. Beim Fündigkeitstest in Brühl 2013 war keine Förderpumpe eingesetzt. Im Molassebecken funktioniert das nicht.
Im Rheingraben steht das heiße Thermalwasser mit großem Überdruck am Kopf der Bohrung an. Warum setzt man dann noch eine teure Förderpumpe ein, die ein Drittel der erzeugten Strommenge verbraucht? Eine Förderpumpe in einer Tiefe von zirka 700 Meter hat nur die Funktion, das heiße Wasser bis zum Kopf der Bohrung zu fördern, also Starthilfe für eine artesische Förderung zu leisten.
Diese notwendige Starthilfe ist jedoch viel einfacher machbar. Ein Gebrauchsmuster wurde mir für die Lösung (Starthilfe) vom Patentamt im Jahr 2020 erteilt. Das Problem ist, je einfacher eine Lösung ist, desto schwieriger ist es, dass diese eingesetzt wird, so meine Erfahrung.
Erhard Schmitteckert,
Waghäusel