Die verschiedenen Wege gegen das Vergessen, welche durch die Medien aufgezeigt werden, sind bestimmt von Wichtigkeit, so auch die Erinnerungsgeschichte, die durch Einzelpersonen oder Organisationen aufgezeigt werden.
Der "Arbeitskreis Frauengeschichte Bruchsal" erinnert nun an die Zeugin Jehovas, Franziska Hölscher, geborene Frey, die einmal in Neulußheim die Leiterin der Schule war. Franziska Elisabetha Frey wurde am 14. Juni 1892, als Tochter des Fuhrunternehmers Leopold Frey und Mathilde Frey, geborene Fischinger, in Bruchsal geboren. Sie stand seit 1914 als Volksschullehrerin im Badischen Schuldienst.
Im Jahre 1920 symbolisierte sie ihre Hingabe an Jehova Gott durch die bis heute übliche Wassertaufe. Bis 1928 lebte sie bei ihren Eltern und absolvierte während dieser Zeit erfolgreich die Ausbildung zur Fortbildungsschullehrerin. Als solche arbeitete sie zuerst in Oftersheim und Altlußheim und wurde später Schulleiterin in Neulußheim. Unter dem NS-Regime wurde sie als Zeugin Jehovas aus dem Schuldienst entlassen und 1935 vom Amtsgericht Mannheim zu Gefängnishaft verurteilt, die sie im Gefängnis von Bruchsal verbüßen musste.
Nachdem sie freikam, beschrieb sie unter Verbot die Wachtturm-Matrizen von Bruchsal aus für Julius Engelhardt und Ludwig Cyranek in Karlsruhe. Es folgte die Inhaftierung ins Gefängnis von Karlsruhe. Am 31. Juli 1940 kam sie schließlich mit einem Sondertransport vom Bezirksgefängnis Karlsruhe, wo sie schlimmen Misshandlungen ausgesetzt war, in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch.
Des Öfteren wurde Franziska Elisabetha Frey von der Gestapo geschlagen. Sie kannte die Worte aus der Bibel, wo es in Philipper 4:13 heißt: "Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht!" Kurzfristig kehrte sie nach Bruchsal zurück und kam dann in das Konzentrationslager Gusen. Hier wurde sie 1945 befreit.
Nach der Befreiung ließ sie ihre geistige Gesundheit attestieren. Nach dem Krieg heiratete sie den Zeugen Jehovas Armin Hölscher. Sie wohnten in der Heidelberger Altstadt, Hauptstraße 229. Armin Hölscher wurde am 26. Oktober 1901 in Gotha geboren und wohnte später in Heidelberg. Er litt als Zeuge Jehovas im KZ Buchenwald, bis er 1945 befreit wurde. Franziska Elisabetha Hölscher, geborene Frey, starb am 7. August 1976 als treue und loyale Zeugin Jehovas in Wiesloch.
Am 26. Juli wird nun in Bruchsal, Blumenstraße 3, um 11 Uhr, eine Gedenktafel ihrer Bestimmung übergeben. Denn Jehovas Zeugen leisteten gewaltlosen geistigen Widerstand aus christlicher Überzeugung. Auch an diese Menschen sollte man erinnern.
Kurt Willy Triller, Eppelheim